Da ist zum Beispiel dieses junge kenianische Paar. Bettelarm. Die Frau schwanger mit dem zweiten Kind. Der erste Ultraschall im 7. Monat. Sie liegt da strahlend auf der Liege und ich stolpere bereits beim ersten Blick über eine der schwersten Herzfehlbildungen. Die linke Herzkammer so winzig klein und ohne Aktivität. Die rechte Herzhälfte bereits so groß, dass sie fast den gesamten Brustkorb ausfüllt.
Und dann sitzt man da. In dem kleinen Sprechzimmer. Es ist kalt, draußen regnet es. Irgendwie passend. Der Fußboden nach einigen Patientinnen voll vom roten Schlamm.
Es ist ein schweres Gespräch, zuerst mit der Mutter, später nochmal gemeinsam mit ihrem Mann. Und ja, ich war in Deutschland oft bei solchen Gesprächen dabei und habe so viel gelernt (danke Sven!). Und heute und hier fühle ich mich in dieser Situation allein. Nicht, weil ich das hier selbst managen muss, sondern weil es einfach keine Hilfe gibt. In Deutschland schicken wir diese Eltern unter anderem in Herzzentren, wo sie weiter beraten werden hinsichtlich Prognose, möglichen Therapien und Operationen. Und auch für solch schwere Fälle ist es selten absolut hoffnungslos. Hier irgendwie schon. Und auch, wenn ich versuche nicht die Hoffnung zu nehmen, gelingt es mir nicht.
Der Mann erklärt mir, dass jetzt seine größte Angst darin besteht, dass das Kind lebend zur Welt kommt. Denn das würde die gesamte Familie finanziell ruinieren. Er weint und es ist ein gutes, ehrliches und offenes Gespräch. Und während ich damals in Deutschland ob solcher rein finanzieller Gedanken irritiert gewesen wäre, weiß ich nun, dass er recht hat. Zumindest hier.
Wie ungerecht ist doch die Welt .... am Ende weinen wir alle.
Am Nachmittag komme ich schon gar nicht mehr zum Nachdenken. Zu sehr nimmt mich die vom Elternrat der Schule (welchem ich zur Zeit vorstehe) geplante Abschlußparty für dieses Schuljahr in Beschlag.
Das war so schwierig, weil wir das Essen planen mussten und uns das Restaurant in den letzten Tagen nur noch geringen Spielraum gewährte. Und dann schnellten unsere Ticket-Verkaufszahlen doch tatsächlich, auch dank charmanter und steter Verkaufsoffensiven des gesamten Teams, rasant in die Höhe.
Und auch am Tag der Party standen noch so viele Kleinigkeiten auf unserer Agenda.
Irgendwann nahm mich dann im Laufe des Tages der Liebste ins Gebet und bat mich inständig, die Arbeit für Kirche und Schule (oder beides?) deutlich runterzuschrauben. Wir sind in der Tat an einem Punkt angelangt, an dem wir alle anfangen, darunter zu leiden. Und ja, er hat recht. Es ist wahrscheinlich mein eigenes Anspruchsdenken, wenn schon, dann richtig. Aber es geht nicht mehr. Zumindest nicht so.....
Die Party ist gelungen, ich würde sogar behaupten sehr gut.
Der Liebste hatte unter anderem noch den Job der Co-Moderation der Rafflepreisverleihung übernommen. Und nein, ich habe nichts gewonnen. Oder doch. Eigentlich den schönsten Preis von allen. Denn bevor der Hauptpreis ausgelost wurde, hielt der Liebste eine überraschende Dankesrede für unser Orga-Team und hatte heimlich Blumensträuße für uns besorgt. Und da ging mir zum zweiten mal an diesem Wochenende das Herz ganz weit auf.
Danke für deine unerschütterliche und grenzenlose Liebe.......