Donnerstag, 24. September 2020

46 Jahre und endlich Ochsenblut an den Händen

Man lernt ja nie aus. So ziemlich das erste, was man dir beibringt, wenn du einen medizinischen Beruf ergreifst ist, dass die Fingernägel stets kurz und sauber und ohne Lack sein sollten. Das ist auch gar nicht schlimm und zugegebener Maßen auch in Anbetracht der Unmengen von Desinfektionsmitteln und Alkohol, die man sich tagtäglich in die Handflächen kippt, sehr praktisch. 

So, und nun ist aber Coronazeit und meine Arbeit im Medical Center ruht seit März. Außerdem ist es in Nairobi derzeit ziemlich ruhig, nix los. Keine Märkte, keine Parties, kein sonst was. Bis auf ein paar kleine private Sundowner alles ruhig. Der seit Monaten vorgeschriebene Curfew zwingt die wenigen geöffneten Restaurants bereits um 20 Uhr und uns alle spätestens um 21 Uhr die Haustür zu schließen. Und zwar von innen!

Es gibt also derzeit wenig Abwechslung in unserem Leben. Und nachdem ich mittlerweile die dritte Decke gehäkelt habe wird auch das langweilig. Was also tun, um mehr Farbe ins Leben zu bekommen?

Richtig.....Fingernägel lackieren. Der erste Versuch im Spa ging gründlich in die Hose. Man riet mir zu einem hellen Ton für den Anfang. Damit ich mich erstmal dran gewöhne. Schon allein der Name des Lackes versprach nichts Gutes. "Baby Doll". Na das war ja ein Mist. Meine Hände sahen nun mit den blassen Nägeln aus, wie die einer Toten bei der Leichenschau. Ich habs zwei Wochen lang ertragen, dann war meine Schmerzgrenze erreicht. 

Ein Farbwechsel musste her. Und der war radikal. Vom blassen Hautton, zum dunkelsten Rot, welches der Laden hergab. 

Volltreffer. Da musste ich nun 46 Jahre alt werden, um zu sehen, wie gut "Oxblood" an meinen Händen aussieht. Fingernägel wie in Ochsenblut getaucht. Sehr schön. Es wird meine Farbe bleiben. Selbst Johanna, unsere radikale Vegetarierin kann sich mit dem Namen anfreunden. 

Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Zu meiner Wiederwahl als Gesamtelternsprecher hab ich endlich einen der praktischen Thermoteebecher mit Schullogo bekommen. Ich mach ja seit 2 Jahren ziemlich alles in der Schule mit. Vom Elternsprecher bis zum Berufsfindungsabend. Bisher gab es als Dankeschön immer Nilpferde aus Speckstein. Ich sage euch unsere Sammlung ist groß. 

                                                                 (eine kleine Auswahl)

Und irgendwann hatte ich mir mal geschworen, ich würde weitermachen, bis ich irgendwann einmal den Teebecher bekomme. Nicht, dass ich ihn nicht an der Rezeption  hätte käuflich erwerben können. Das wäre auch gegangen. Es war ein Spiel. Nun habe ich den Becher und der Preis ist das Elternsprecheramt bis zum Ende des Schuljahres ;-)   


Becher hin oder her, ich freu mich drauf. Es gibt wenige Schulen (und ich kenne aufgrund unserer Kinderschar sehr viele), an der unsere Kinder und wir uns jemals so willkommen gefühlt haben. Da kann man auch was zurückgeben. 

Die Schule hat mich also weiterhin, nur jetzt eben mit Ochsenblut an den Händen.