Samstag, 13. Februar 2021

Valentine mit Hindernissen

Ach ja, wenn man es schon mal richtig schön haben will...

Irgendwie ergab sich kurzfristig die Gelegenheit wegzufahren, da unsere Kinder ihr gesamtes Wochenende mit Freunden verplant hatten. Außer Haus versteht sich....woanders ist es ja immer schöner.....

Nun war es nicht so einfach an diesem Valentinswochenende noch etwas zu finden, außerhalb der großen Stadthotels, von denen es durchaus reichlich gibt. Die sind auch sehr schön, wir wollten aber Ruhe.

Während der Sprechstunde am Freitag, und damit sozusagen zwischen 41 Patientinnen, entschied ich spontan. Nun ja.....ich liebe ja Überraschungen.....meistens.....

Buchen konnten wir nur Samstag auf Sonntag, da der Liebste für den Samstag Vormittag um 9 Uhr noch zwei Handwerker einbestellt hatte. Für Internet und Backofen. Beides wichtig. Beide erschienen NICHT. Sowas bringt uns ja nach nun fast vier Jahren nicht mehr aus der Ruhe. Naja, den Liebsten schon noch etwas, er war dann gegen Mittag am Telefon etwas lauter als gewohnt, als er die Termine verschob. Lag vielleicht auch ein bißchen daran, dass Brot und Milch alle waren und unser Frühstück sozusagen nahezu ausfiel. 

Wir schnappten uns also gegen Mittag unsere Weekender und ab ins Auto. Der Himmel über Nairobi zugezogen und grau. Ein Zeichen? Wir folgten diesmal einer von Google Maps vorgeschlagenen Route auf des Liebsten Telefon. Tatsächlich eine Strecke, die wir sonst nie nehmen. Wir wissen jetzt auch warum.....

Du heilige Makrele, war ich froh, dass nicht ICH diese Strecke ausgesucht hatte. Wir wurschtelten uns also durch das chaotische Inferno aus Bussen, Bussen, Bussen und gefühlt Millionen Menschen zwischen und neben den Autos (zum Glück nicht unter....aber viel hätte nicht gefehlt).

Irgendwann waren wir dann dem Chaos entflohen und kamen an. Ein Privatgrundstück, auf diesem ein Privathaus. Der Wasserkanister vorm Eingang leider leer, so dass mein erster Eindruck eingeseifte Hände waren. Das Haus stand offen, wir gingen hinein und durch und zurück. Wir waren offensichtlich allein. 

Irgendwann kam dann jemand und zeigte uns unser Zimmer. Sozusagen eine umgebaute Garage mit improvisierter 1m x 1m großer Terrasse zum Parkplatz. Die Einrichtung spartanisch und bis auf eine wunderschöne Lamubank an Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffen. Ich bin ja selten sprachlos..... Immerhin das Bad war sehr schön. 


Also nichts mit Honeymoon. Um der Grausamkeit zu entfliehen, beschlossen wir aufs Auspacken zu verzichten und erstmal im Garten einen Kaffee zu trinken. Und der war überraschend gut. In die dazu servierten süßen Kekse war allerdings eine Packung Kümmelsamen gefallen. Gewöhnungsbedürftig, aber essbar. 

Da saßen wir nun auf der Terrasse dieses wirklich wundersamen Hauses. Den Einrichtungsstil kann ich gar nicht beschreiben - es gibt keinen. Es ist ein heilloses Durcheinander von Alt und Neu, Schön und Häßlich. Absolut kurios. Neben alten kolonialen Möbeln hängen schrill bunte indische Vorhänge improvisiert an Strippen. Neben schönen Holzmöbeln und Sofas sind die Essmöbel aus schnödem blaßrosa angestrichenem Metall. Alles ein wenig vom Verfall gekennzeichnet.







Während Michael nach dem ersten Entsetzen mittlerweile recht entspannt war und demonstrativ sein mitgebrachtes gutes Hemd gegen seine St. Pauli Trainingsjacke ausgetauscht hatte, fragte ich kurzentschlossen nach, ob denn noch andere Zimmer frei wären und wir eventuell ein anderes haben könnten. Und TADA....wir konnten es kaum glauben....von den anderen fünf Zimmern waren fast alle frei. Uns wurde (dank meiner enttäuschten Miene) die schönste der freien Räumlichkeiten angeboten. 

Kennt ihr das, wenn beim Betreten eines Zimmers alles plötzlich besser ist? Diesmal war es ein Zimmer mit Fenster! Zum Garten hin. Immer noch mit farblich fragwürdigem Betthimmel und Moskitonetz, aber nun ein bißchen mehr in Richtung TausendundeineNacht, als zuvor Hilfspuff an der Autobahn. 

Wir haben uns jetzt im gemütlichsten Raum des Hauses niedergelassen. Ich sitze auf dem Sofa und schreibe, der Liebste lümmelt im Sessel und liest. Das Kaminfeuer prasselt und Gin und Tonic werden regelmäßig nachgeliefert.  Von einer einarmigen Househelp mit Gipsarm.  

Mal sehen, was noch so kommt........