Da sitze ich nun. In einer Hinterhofwerkstatt in Diani. Gott sei Dank nicht von allen guten Geistern verlassen, sondern in fürsorglicher Begleitung von Raphael und meiner lieben Freundin Kerstin. Wir sitzen auf alten und teilweise zerbrochenen Plastikstühlen, die eilig für uns herbeigeschafft wurden unter einem schattenspendeden Blechdach. Über uns fliegen in nur wenigen Metern Höhe mit lautem Getöse die anreisenden Flugzeuge auf den kleinen und nur wenige Meter entfernten Airstrip zu und vor uns wird von zahlreichen hilfsbereiten Kenianern eifrig unser Auto auseinandergenommen. Und zwar so richtig.
Doch lasst mich von vorne anfangen. Das Desaster begann von 6 Tagen mit der Anreise unserer lieben und langjährigen Freunde - Familie Tärre. Der Liebste hatte sich wochenlang damit beschäftigt, für diese 2 Wochen des Besuches eine allumfassende Rundreise durch Kenia zu planen. 1500 km, 7 Personen, 2 Autos. Der Plan war gut...
Gleich am nächsten Morgen nach Tärres Anreise machten wir uns auf den Weg. Raus aus Nairobi, rein ins echte Kenia. Unser erstes Ziel war der Amboseli. Um Eindruck zu schinden hatten wir ein Zeltcamp mit freiem Blick auf den Kilimanscharo gebucht. Die Fahrt verlief recht gemütlich. Die Begrüssung im Camp war herzlich und erfrischend, mit kühlem Saft und feuchten Tüchern, um sich vom Wüstenstaub zu befreien.
Die Tasche stand immer noch entspannt und fertig gepackt auf dem Sofa im heimischen Wohnzimmer in Nairobi. Ach du heilige Makrele...... Mein Cortisolspiegel machte sich auf zu Höchstleistungen. Wie auch immer, die Tasche musste her. Meine erste Idee, noch am gleichen Nachmittag einen Flug zurück nach Nairobi zu nehmen und nach 3 Stunden mit einem anderen wieder nach Amboseli zu fliegen zerschlug sich, weil die kleinen Maschinen leider alle ausgebucht waren. Na gut, dann eben am nächsten Tag weiter ans Meer und dann von dort aus per Flug die Tasche nachholen. Diese Idee war realistischer. Der Liebste bot sich rasch als Flugkurier an und schwupps waren die Flüge gebucht.
Unsere Fahrt ans Meer wurde am Folgetag bereits nach wenigen Kilometern aufgehalten. Mein linker Hinterreifen stand irgendwie x-förmig ab und das Auto machte hinten so Schwimmbewegungen. Eigenartig. Eine Konsultation beim Tankstellenmechaniker bestätigte die Diagnose eines Hinterachsenteilbruchs. Nicht ganz durch, aber irgendwie so halb. Ich könnte das jetzt mit Knochenfrakturen vergleichen, aber naja....
Es wurde mit viel Hilfsbereitschaft kenianisch repariert und geschweisst. Und zwar fachgerecht mittels kenianischem 3-Stufen-Schweißen. Erst ohne Brille, dann mit Sonnenbrille und zum Schluss noch mit einer Schutzbrille über der Sonnenbrille. Hat irgendwie funktioniert. Nach einer Stunde konnten wir weiterfahren. Naja, oder holpern, die Strasse war mehr als eine Katastrophe. Und so fielen wir weiterhin von einem Schlagloch ins nächste. Wir passierten Brücken, die die nahezu nur aus Löchern bestanden und fuhren durch tiefe Sandschluchten. Aber was solls, die Landschaft war schön, die Sonne schien und Familie Tärre bekam Kenia präsentiert. Und zwar volle Breitseite.
Und irgendwann in der Abenddämmerung hatten wir alle widrigen Pisten hinter uns und vor uns lag der Indische Ozean. Geschafft und für drei Tage Ruhe und Erholung in einem Haus am Meer.
Nächstes Ziel für heute ist der Tsavo. Und irgendwie bleibt man sich ja treu. Es fiel schnell auf, dass nun beide Hinterräder schief standen. Irgendwie wie ein x-beiniges Auto. Also wieder Tankstelle und Mechaniker. Diagnose: Re-Fraktur. Kein Wunder bei den Strassen hier.
Tja, und nun sitzen wir hier beim Schweisser im Hinterhof in einer kleinen Werkstatt am Meer. Unsere Männer haben sich im zweiten Auto bereits auf auf den Weg nach Tsavo gemacht und uns hier hinterlassen. Irgendwie in dem guten Glauben, dass wir das schon irgendwie hinbekommen. Kann man gut finden, muss man nicht. Ich bin noch unentschlossen....