Ich habe ja auch gelernt hier in Afrika zu improvisieren. Ohne gehts eben nicht. So basteln wir zum Beispiel unsere Weihnachtskränze aus Bananenblättern, binden Gartenbesen aus Baumzweigen und trocknen Feuerholz bekanntermaßen aus Verzweiflung im Backofen.
(hierbei handelt es sich übrigens um die Strom- und Glasfaserkabel, die uns versorgen)
Aber, ich wollte ja was ganz anderes erzählen:
War ich doch letzte Woche auf der wunderbaren Abschlussfeier unseres Schulelternchores. Jeder hatte seine Liebsten und etwas Essbares mitgebracht.Vor dem Trällern wurde natürlich geschlemmt. Satt singt es sich einfach besser. Der Wein tut da bekanntlich sein Übriges dazu.
Und da standen sie und lachten mich an. Wunderbare kleine Laugenzöpfe. Herrlich gebräunt, innen ganz butterweich.
Ach wie schmeckte das herrlich. Das ist ja immer so mit den Dingen, auf die man lange verzichten musste. Und natürlich waren wir alle am Rezept interessiert. Vor allem an der verwendeten Lauge. Das ist hier nämlich echt schwer. Baking Soda eignet sich zwar so leidlich, aber die Bräunung haut nicht hin. Die bleiben eben immer blaß. Aber diese Exemplare hier waren wie aus dem Bilderbuch und schmeckten herrlich. Allerdings nicht lange. Auf Nachfrage erfuhren wir nämlich, dass für diese Köstlichkeiten tatsächlich ROHRREINIGER als Lauge benutzt wurde. Wie bitte? Ja, es handelte sich um hier im Handel erhältlichen schnöden Rohrreiniger. Zu unserer Beruhigung wurde uns obendrein versichert, dass dieser selbstverständlich (!) nur verdünnt zur Anwendung gekommen sei. Gott im Himmel..... Ich kann ja mit vielen Improvisationen hier leben, aber das war dann doch zuviel des Guten. Ich hatte den ganzen Abend Sorge, dass ich mich nun innerlich auflöse. Mal davon abgesehen, dass hier in Afrika Rohrreiniger noch alles mögliche andere als Lauge enthält. Die nehmen es hier mit den "Zutatenlisten" nicht so genau.
Wie ihr seht, ich lebe noch. Aber falls euch irgendwann hier wunderbares und gut gebräuntes Laugengebäck angeboten wird, fragt lieber nach der Lauge.....
Ein anderes Problem ist zur Zeit der Zucker. Es gibt nämlich keinen. Alle Regale leer. Und woran liegt das? Sicherlich nicht am gesteigerten Verbrauch. Obwohl hier natürlich bei der anhaltenden Kälte vermehrt heißer und süßer Tee konsumiert wird. Nein, tatsächlich sind Quecksilber, Blei und Kupfer der Grund. Diese wurden in tausenden illegal transportierten Zuckersäcken in hohen Konzentrationen nachgewiesen.
Hier liegen nun tatsächlich mehrere Probleme vor. Zum einen, die illegalen Transporte und die enorme Korruptionsfreudigkeit der hiesigen Verantwortlichen. Zum anderen, dass es soweit geht, dass hier aus Geldgier Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden.
Aber vielleicht hört man bald auch von dieser Seite "war ja verdünnt...."
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