Sonntag, 17. Februar 2019

Tandala

Was haben wir uns auf dieses Wochenende gefreut. Angefangen hatte es am Freitag mit einer Geburtstagsfeier. Während die Kinder sich im Pool und auf einer bombastisch großen Wasserrutsche vergnügten, genossen wir Eltern bei BBQ, Sekt, Bier und Wein den Abend. Herrlich, wenn ein Wochenende so eingeläutet wird.
Nach einer dann folgenden recht kurzen Nacht machten wir uns erneut auf die Strümpfe. Ziel war diesmal Tandala. Ein wie sich herausstellte atemberaubendes Anwesen mitten im Busch, kurz vor der tansanischen Grenze. Die Fahrt war für uns recht gemütlich. Abgesehen von anfänglichen städtischen Stauärgernissen führte uns dann eine herrliche Straße Richtung Namanga. Zum Glück hielten uns  die Staatsbediensteten der reichlich an der Strecke vorhandenen Polizeikontrollen für nicht interessant genug, um uns anzuhalten. Vielleicht half auch hier das rote Nummernschild. Eine Kontrolle könnte zur Zeit nämlich unangenehm werden. Ist doch seit Ende Januar unsere offizielle Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen. Die neue ist beantragt, das dauert aber. Und so sind wir zur Zeit sozusagen illegal, aber mit Diplomatenstatus im Land. Ist schon irgendwie schräg.

Nach einer also recht gemütlichen Fahrt hieß es dann in Bisil, nach links in den Busch abzubiegen. Haben wir getan. Herrlich. Ich liebe dieses Massai-Land. Die Piste war ganz gut in Schuß und außer ein paar neugierigen Antilopen waren wir nun allein auf weiter Flur.



Freunde, die vor uns auf der Strecke waren, konnten sich glücklich schätzen, einen Ersatzreifen dabei zu haben. Der wurde nämlich auch nach einem Rendevous zwischen Vorderreifen und einem Baumstumpf benötigt. Wir selbst kamen ohne Panne an. War auch besser so, wir hatten gar kein Ersatzrad dabei. Ist irgendwie an unserem Auto nicht vorgesehen. Müssen wir ändern!

Aber wie gesagt, wir kamen gut voran. Und dann lag es vor uns. Tandala....


Was für ein grandioses Anwesen. Wahrlich ein Traum.








Und wir genossen die Zeit. In vollen Zügen. Mit Champagner, Gin,  hervorragenden Weinen und guten Gesprächen. Und ja, wir diskutierten durchaus den Gedanken, ob man es sich (auch aus moralischer Sicht) erlauben darf, von Zeit zu Zeit derart dekandente Wochenenden in einem Land wie diesem zu verbringen. Wir kamen dann zu folgendem Schluß...Ja, dürfen wir. Weil wir in der Zwischenzeit andere gute Dinge tun.



Und so entspannten wir, plantschten im Pool, genossen die untergehende Sonne beim Sundowner, spielten, tanzten und lauschten den abendlichen Froschkonzerten. Zwischendurch bekamen wir immer wieder Besuch von unzähligen Warzenschweinen, Antilopen und Impalas. Zu nächtlicher Stunde schauten sogar zwei Büffel vorbei.




Ja, es war ein herrliches Wochenende. Mit Freunden. An einem atemberaubenden Ort. In einem grandiosen Land.





Mittwoch, 13. Februar 2019

Happy Birthday und Reifenklau

Happy Birthday und Reifenklau. Was hat das wohl miteinander zu tun? Aber der Reihe nach....

Nun war also am letzten Samstag, nach einer ungeplant mehr als chaotischen Woche, der Tag gekommen. Wir wollten unseren gemeinsamen 90. feiern. Neben all den Dienstreisen und Arbeitseinsätzen in der Woche davor, hatten wir es mit Hilfe von vielen Freunden tatsächlich geschafft, diverse Gartenmöbel, Bierbänke, Feuerschalen und mehr in unseren Garten zu transportieren. Getränke waren eingekauft, Bier und Wein ausreichend vorhanden. Und so starten wir am Morgen gegen neun mit unserem Küchenmarathon.Wir hatten uns tatsächlich vorgenommen, das Buffett selbst zu gestalten. Gesagt, getan. Mit Hilfe zweier Maids, dreier Kinder und reichlich guter Musik verbrachten wir also unseren Tag in der Küche. Und während der Liebste mit Boniface den Garten herrichtete, entstanden unter unseren Händen Mini-Burger, Salate, Suppen, Brote und allerlei Leckereien.


Obwohl wir tatsächlich zum Schluß in Schwitzen kamen, waren wir am Abend knapp vor Partybeginn fertig. Immerhin. So hatte ich tatsächlich ganze zehn Minuten um mich umzuziehen und all den ganzen Kram, den Frauen so veranstalten, wenns ums Feiern geht. Mir blieb bloß die Turbovariante. Hat aber gereicht. Zwanzig Jahre nächtliche Kreißsaalerfahrung haben in dieser Situation geholfen, ad hoc Kleider zu wechseln, die Haare zu bändigen und zumindest passabel auszusehen.
Mehr Zeit wäre auch nicht gewesen, da währenddessen die ersten Gäste bereits eintrudelten. Und es wurden mehr und mehr und mehr... Irgendwann hatte ich den Überblick verloren. Wir haben irgendwann mal 120 gezählt.


Es war schön. Wir haben viel geschnattert, gelacht und den Abend genossen.

Aber wie das so ist, es gibt eben immer eine Kehrseite. Während wir also fröhlich feierten, wechselten am späten Abend mehrere Ersatzreifen von Autos vor unserem Grundstück ihren Besitzer. Und das, obwohl wir extra einen zusätzlichen Guard nur für die Autos angestellt hatten. Wahrscheinlich war das Schmiergeld der Gauner attraktiver, als sein Gehalt für diesen Abend. Auf dieses musste er dann auch verzichten.
Es war so ärgerlich, dass so ein schöner Abend so endete. Aber so ist das hier. Bisher hatte ich immer ein wenig Sorge, weil unser Auto gar keinen Ersatzreifen mitführt. Nun weiß ich nicht, ob das ein Vorteil ist. Wer weiß. Wir haben jedenfalls für uns selbst die Konsequenz gezogen, auf Parties nur noch mit dem Taxi zu fahren.

Für alle Reifenberaubten sei gesagt, dass wir im März ein Trostgrillen veranstalten. Mit drinnenparken ;-)

Und während wir über Taxifahrten sinnierten, enterten unsere Kinder fröhlich einen Bus.


Momentan sind sie auf Klassenreise. Und ich freue mich auf die Geschichten, die sie zu erzählen haben, wenn sie heute Nachmittag wieder heimkommen.

Dienstag, 5. Februar 2019

Warum denn einfach, wenn es auch anders geht?

Ach naja, es hätte ja auch mal anders sein können. Aber sowas passt wahrscheinlich nicht zu mir. Ich kann eben nur chaotisch. Was solls, man muss sich eben selbst treu bleiben.

Was ist also los im Hause Lattorff? Ganz einfach, es ist Februar. Der Liebste zieht mit seinem morgigen Geburtstag nach und damit sind wir dann beide zusammen 90. Nun haben wir ja bereits vor fünf Jahren unseren 80. mit vielen von euch gemeinsam gefeiert. Und genauso haben wir es auch diesmal vor.



Ja, wir werden 90. Genau genommen morgen. Und wir haben deshalb seit langem für Samstag eine Sause geplant. Schließlich muss man das Leben feiern.
Soweit so gut.
Nicht bedacht haben wir, dass ich die gesamte Woche im Medical Center eingeteilt bin. Und die Sprechstunden sind voll, sag ich euch. Obendrein wurde der Liebste in dieser Woche für ein paar Tage nach Naivasha berufen. Irgendeine Tagung. Aber eben nicht verschiebbar.

Während ich also nun statt Partyvorbereitungen ins Medical Center fahre, wird der Liebste in einem Bus mit musikalischer Untermalung ("Oh La Paloma Blanca - auf englisch!!!) durchs Land kutschiert.

Immerhin bleibt uns der Freitag Nachmittag und der Samstag für die Vorbereitungen. Und wir werden das wuppen, so wie alle anderen Male auch. Und wir freuen uns darauf!

Aber es gibt auch bei mir Highlights. Da hatte ich mich heute bei einer bereits schwer schnaufenden Patientin schon ein kleines bißchen auf eine eine Geburt im Sprechzimmer gefreut.  Bei einer Muttermund-Weite von gerade mal einem cm haben wir uns dann aber vernünftigerweise für eine Verlegung in ein Krankenhaus entschieden. Aber irgendwann werden wir da draußen ein Baby bekommen. Wer weiß...


Freitag, 1. Februar 2019

Nicht schon wieder....jetzt wird es unappetitlich

Och man, so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Langsam stellen wir uns die Frage, ob wir irgendetwas an uns haben, das diese Wasserprobleme anzieht. Wahrscheinlich. Wie auch immer.

Nachdem also zunächst unser geschätzter Klempner Patrick einen Rohrbruch auf unserem Dach fand und reparierte und wir uns irrtümlicherweise hinsichtlich von Wasserproblemen in Sicherheit wähnten, registrierte der Liebste neulich Abend, dass mein Duschwasser 1:1 auf der Terrasse wieder zum Vorschein kam. Mmh.


Schon komisch. Er hatte sich gewundert, was da draußen vorm Haus so plätscherte. Interessanterweise kam das Wasser diesmal nicht von oben. Nein, zur Abwechslung von unten. Immerhin können wir behaupten, diesbezüglich flexibel zu sein.

Am nächsten Morgen zeigte sich dann die Katastrophe in vollem Ausmaß. Unsere hauseigene Kanalisation war bis zur Oberkante voll. Wie konnte das sein? Immerhin wohnen wir erst seit zwei Monaten hier.
Während also Boniface mit langen Gummihandschuhen und Eimer zunächst einmal "Platz" schaffte, organisierten wir einen Exhauster. Das ist hier der Jaucheservice. Den gibt es, weil ja keine Kanalisation vorhanden ist. Nur sind normalerweise die Sickergruben in den Gärten so riesig groß, dass sich im Normalfall keine Überfüllungsprobleme ergeben.
Wir hatten nun aber eins. Also woher so eine Telefonnummer bekommen? Da hilft die Schulcommunity. Ich sag euch, irgendeiner kennt immer wen. Praktisch. Also über drei Ecken die Telefonnummer so einer Firma besorgt. Die wollten 150 $. Nach einiger Recherche über drei Ecken und übliche Preise haben wir uns dann auf 90 $ geeinigt. Meine Güte, hier kann man echt alles verhandeln....

Naja, immerhin kamen sie für kenianische Verhältnisse pünktlich.


Es wurden dicke Schläuche verlegt und erstaunlicherweise die Verbindungsstellen recht ordentlich abgedichtet. Mit Mülltüten und Tape, aber immerhin.



Alles aufgebaut. Motor im Truck an und....es tat sich:  NICHTS. Diese Brühe war gar keine Brühe, sondern eine feste Masse. Hä? Was tun? Also wurde Verstärkung angefordert. Und die durfte dann mit dicken Ästen versuchen, diese Masse beweglich und damit absaugtauglich zu machen. Auch das gelang nur bedingt.


Und dann, irgendwann, fanden wir die Ursache. Und ich habe selten gesehen, dass Kenianer fassungslos sind. Diese riesige Grube war randvoll mit Kleidung. T-Shirts, Hosen, Decken....


Da wohnen nicht einmal 5 km weiter Menschen, die fast nichts haben. Deren Kleidung trotz tausender Flicken kaum noch zusammenhält. Menschen, die nachts in den Wintermonaten frieren, die für alles dankbar wären.
Und dann gab es hier wohl einen Menschen, der Tonnen seiner nicht mehr benötigten Kleidung lieber in die Jauchegrube geworfen hat, als sie weiterzugeben. Und ja, wir haben Unmengen an Kleidung aus dieser Grube geholt. Und nun ist sie gerade mal zu einem Teil entleert. Jetzt muss erst wieder Wasser dazu, dann können wir in zwei Monaten weitermachen.

Ich könnte immer noch den Kopf über soviel Ignoranz und Bösartigkeit schütteln.....