Dienstag, 2. Juli 2019

von Farewell, Nägeln und Kuhhäuten

So, nun also noch zwei Tage. Ich muss zugeben, ich bin für meine Verhältnisse ziemlich entspannt.
Es ist zwar noch nicht ein einziger Koffer gepackt, aber was solls. Die Wäsche wäscht sich hier von allein und liegt jeden Nachmittag wieder frisch gebügelt in den Schränken. Da kann man das Packen auch schonmal auf den letzten Moment hinausschieben.
Selbst Johanna hat schon ihren neuen Reisepass und darf damit nach den Ferien problemlos wieder einreisen. Nicht so ein Theater wie mit Raphael im letzten Sommer. Auf unsere Diplomatic cards haben wir nun allerdings seit Ende Februar gewartet. Die sind wichtig, vor allem bei der Rückreise. Wie soll ich sonst den ganzen Käse und die 30 Salamis ins Land bringen. Nun ja, wir haben die neuen Karten immer noch nicht bekommen, dafür die alten zurück. Fünf Monate Bearbeitungszeit waren wohl zu kurz. Nun sind die alten zwar abgelaufen, aber immerhin. Ich hoffe, da schaut keiner so genau hin. Wir werden dann im August einen neuen Anlauf unternehmen. Mal sehen.....
Selbst das Auto scheint derzeit gesund zu sein. Nach Wechsel von Batterie und Bremsscheiben wies mich letzte Woche einer der Guards der Schule darauf hin, dass ein dicker fetter Nagel in meinem rechten Vorderreifen stecken würde. Ach du liebe Güte.
Luft war im Reifen noch genug und an der nächsten Tankstelle wurde mir auch prompt geholfen.







Es sah abenteuerlich aus, dauerte drei Minuten und dann war das Loch mit so einer Art Radiergummi gestopft. Hallelujah. Kenianisch, aber egal. Es hat funktioniert.

Selbst den Partymarathon haben wir nun hinter uns. Irgendwie sind die letzten beiden Wochen des Schuljahres hier eine emotional wahnsinnig anstrengende Zeit. Abschiedszeit, um genauer zu sein. Viele gehen und so gibt es eine Farewellparty nach der nächsten. Wir sind in den letzten Wochen zu Partyhoppern geworden. Das ist anstrengend, meistens auch schön und manchmal skuril.
Am vergangenen Wochenende stand am Sonntagnachmittag als letztes die Abschiedsparty eines Arbeitskollegen von Michael auf dem Plan. Franzose. Wir hofften, da das die dritte Veranstaltung in zwei Tagen war, auf ein relaxtes Come together im Garten. Käse, Wein, Baguette und Rumlümmeln in Korbstühlen. Pustekuchen. Der sonst so introvertierte Franzose ist mit einer Westafrikanerin verheiratet. Und das sah dann so aus: viel zu viele unbequeme Stühle in einem dafür viel zu kleinen Zelt. Und Unterhaltung.  Viel zu laut. Die anwesenden Damen wurden dann gebeten, an einer Modenschau teilzunehmen und mussten dann unter dem Gejohle von ca. 80 afrikanischen Zuschauern durch den Garten stolzieren. Wir hatten uns bereits im Vorfeld über den überhaupt erbetenen Dresscode gewundert. Weiß mit ein bisschen Gold. Nun war uns klar warum. Weder der Liebste noch ich wollten tanzend vor der Meute durch den Garten stolzieren, um an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Außerdem waren wir etwas hungrig. Da kam uns das Buffett ganz recht.




Ich habe mich dann an die Beilagen gehalten. Kartoffeln und Spinat. Von dem anderen möchte ich bis heute nicht wissen, was das war. Der Liebste meinte mit Kennerblick, dass es sich wahrscheinlich um gegrillte Kuhhaut handelt.

Wir haben uns dann noch weiter nach hinten verkrümelt. Das war ganz gut so, denn dort fanden wir eine improvisierte Bar. Und der Moment war gekommen, an welchem ich das Gefühl hatte Alkohol zu benötigen, um den Nachmittag einigermaßen zu überstehen. Ich bat also den Barman um ein Glas Weißwein. Ich bekam einen kleinen weißen Plastikbecher mit 2 cl Inhalt. Ich hab dann versucht, diesem Herren zu erklären, dass ich gern mehr Wein in meinem Becher hätte. Das hat er nicht verstanden. Mittlerweile war ich so entnervt, dass ich letztendlich unter seinen entsetzten Augen zur Selbstbedienung übergegangen war.
Besondere Umstände erfordern schließlich besondere Maßnahmen.






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