Ja, wir waren mutig und nach unserem letzten Wochenenddesaster nicht abgeschreckt. Vielleicht haben wir auch zu viele Abenteuergene im Blut - wir wollten es jedenfalls nochmal wissen...
Nach einiger Recherche hatten wir erneut ein verträumtes Wochenenddomizil auserkoren und gebucht, die Kinder verkauft und natürlich (ich dachte, ich fass es nicht) Handwerker für den Samstagvormittag einbestellt. Nämlich genau diese, welche schon beim letzten Mal nicht erschienen waren.
Es sollte diesmal besser für uns laufen.
Die Sonne schien, die Handwerker waren pünktlich und sogar die Kinder erstaunlicher Weise bereits gegen 10 Uhr wach und aufgestanden.
Und so hatten wir diesmal einen wesentlich besseren Start. Nach dem Desaster vor drei Wochen hatten wir uns diesmal für die altbewährte Strecke durch die Stadt entschieden. Und wir sollten belohnt werden. Kein Stau! Und das ist Samstag Mittag ein kleines Wunder.
Und was für ein hübsches Hotel hatten wir ausgesucht. Klein, persönlich, wundervoll. Sogar meine Lieblingsrosen (Blanchette) waren überall im Haus verteilt.
Und so genossen wir den gesamten Nachmittag und vertrödelten die Zeit. Ohne Computer, ohne Emails. Nur Bücher, Ruhe und Gin & Tonic. Was braucht es mehr....
Und es hätte ruhig so bleiben können. Tat es aber nicht.
Manchmal frage ich mich wirklich, warum ausgerechnet uns manche Dinge passieren. Besonders die skurrilen. Ziehen wir sowas an? Warum? Was machen wir falsch?
Während wir uns also eben gerade an den für uns so liebevoll eingedeckten Frühstückstisch auf der Terrasse setzten und die ersten Schlucke des einigermaßen erträglichen Morgenkaffees genossen, stürmte ein kleiner Japaner mit Charlie Chaplin Frisur grußlos an uns vorbei und wies das Personal an fünf seiner Koffer direkt vor unserem Frühstückstisch auf der Wiese abzuladen. Aha......
Und nun begann der Spaß. Ein Koffer nach dem anderen wurde sorgfältig ausgeräumt und die Sachen auf der Wiese vor unseren Augen verteilt. Nur um sicher zu gehen, dass ihr mich richtig versteht - Hosen, T-Shirts, Hemden, Badehose und so weiter. Souvenirs wären mir lieber gewesen. Ich bekam ein wenig Angst zu viele von den Unterhosen präsentiert zu bekommen.
Da stand er nun, der kleine Japaner. 2 Meter vor unserem Tisch und bot uns großes Kino. Wir fingen an, uns neben Omelett, Fruchtsalat und Käsebrot köstlich zu amüsieren. Irgendwie erinnerte mich die Situation an einen der alten französischen Avantgarde-Stummfilme. Fehlte nur noch der Mann am Klavier, der nebenbei mit den Füßen in der Wasserschüssel planscht, um die passenden Geräusche zu produzieren.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und fragte, ob das denn vielleicht ein Flohmarkt werden solle. Und siehe da, der Japaner sprach zu uns: er wäre ein Künstler aus Paris und möchte jetzt alle Dinge fotografieren, die er besäße. Er hätte nämlich auch einige Koffer bei einer Freundin mit dem gleichen Inhalt und wollte nun sichergehen, Dinge nicht in dritter Ausführung zu kaufen. Wäre ja auch exzentrisch, 3 T-Shirts zu haben oder vier Hosen.
Es gibt Probleme, die verstehe ich schon aus genetischen Gründen nicht. Erzieherisch wurde ich ebenfalls anders geprägt. Meine Mutter brachte mir beizeiten bei, auf Fahrten in den Urlaub immer etwas Wichtiges zu vergessen, um dann Einkaufen gehen zu müssen. Sie hat das tatsächlich mal mit einem Wintermantel ausprobiert. Hat geklappt, aber ich glaube mein Papa hatte sie spätestens auf dieser Reise durchschaut. Einen neuen Wintermantel gabs dann am Urlaubsort trotzdem.
Und während wir also unbeirrt weiter frühstückten, fing der Künstler an, seine ausgebreiteten Dinge zu fotografieren. Übersichtsfotografie sozusagen. Und um alles auf ein Bild zu bekommen, stieg er zunächst auf einen kleinen Stuhl an unserem Tisch. Ein Schritt weiter nach hinten und er hätte mit seinen nackten Füßen auf dem Tisch neben meinem Käsetoast gestanden. Hauptsache das Bild ist gelungen.....
Ich kenne diesen Künstler aus Paris nicht. Vielleicht ein armer Student, vielleicht tatsächlich einer von den etwas verrückten und bereits bekannten. Wer weiß.....
Wir hatten jedenfalls ein Frühstück mit Aussicht.....
Die Unterkunft können wir trotz allem, oder vielleicht gerade deshalb, uneingeschränkt empfehlen.
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