Ja, ich weiß. Was waren wir vor drei Jahren glücklich, in ein kleineres Haus gezogen zu sein. Das hat ja auch für die Coronazeit ganz gut gepasst. Keine Besucher, wenig Parties. Aber nun haben wir eben doch bemerkt, dass wir platzmäßig an unsere Grenzen stoßen.
Dazu kommt, dass sich unser derzeitiges Domizil so nach und nach auflöst. Im wahrsten Sinne des Wortes. Türschlösser funktionieren nicht mehr, es regnet an verschiedensten Stellen durchs Dach (OK, das kommt hier überall ab und zu vor), Putz löst sich von den Decken und teilweise fallen uns diese komplett auf den Kopf. Übeltäter sind Termiten. Diese kleinen fiesen gefräßigen Mistviecher haben den Dachstuhl angeknabbert und jetzt kommen im Wochentakt einzelne Deckenplatten runter. Nicht allein, sie bringen Unmengen von Dreck mit. Die einst 2 cm starken Deckenplatten sind auf Schreibpapierdicke plattgefressen. Die kann man falten wie ne Zeitung. Widerlich sag ich euch.
Was für ein Glück, dass wir vor vielen Wochen ganz nah bei uns ein anderes leerstehendes Haus entdeckt haben. Eigentlich viel zu groß. Nein, in der Tat viel zu groß. Aber ich liebe ja Sprünge von einem Extrem ins andere. Beeindruckend ist tatsächlich die Zahl der Toiletten. Allein im Haupthaus gibt es 11 davon. Im Nebenhaus nochmal zwei, fürs Personal drei und dann gibts da noch versteckt hinter einem Pavillon die Gartentoiletten nebst Pissoir, damit die Partygäste es nicht so weit haben.
Also egal, an welcher Stelle man sich auf diesem Grundstück befindet, die nächste Toilette ist nie mehr als 5 Meter entfernt. Ob das beim Bau damals eine Vorgabe an den Architekten war? Wäre interessant zu erfahren. Erbaut und bewohnt wurde das Haus vor vielen Jahren von einem kenianischen Senator und seiner Familie. Die hatten auch einige Kinder, wie wir. Passt also. Platz für alle. Raphael hat sich gleich zwei Zimmer ausgesucht. Eins zum schlafen und eins "zum Leben". Aha. Gästezimmer haben wir jetzt auch genügend. Allerdings müssen wir uns wahrscheinlich ein neues Rufsystem überlegen, wir finden uns sonst nicht mehr. Der Klang des Silberglöckchens, welches wir üblicherweise läuten, wenn das Essen auf dem Tisch steht, wird kläglich versagen. Ich hatte jetzt bereits an eine Schulklingel gedacht. Die deutsche Schule in Nairobi schafft diese gerade aus Gründen der Modernisierung ab, ich könnte sie jetzt gut gebrauchen. Oder so ein Durchsagesystem wie in Supermärkten. "Raphael bitte in Zimmer 8, Raphael bitte". Ich bin gespannt, wie wir das hinbekommen.
Und so sind wir derzeit am Packen und Putzen und Transportieren, während unser altes Haus sozusagen um uns herum zusammenfällt.
Eigentlich war der Plan, mein Arbeitszimmer bis zuletzt unangetastet zu lassen. Der Plan war gut, die Realität sieht anders aus. Gestern Abend machte es Rums und ein Teil der Zimmerdecke lag auf dem Boden. Mitgebracht hatte sie eine Unmenge an blinden Passagieren. Unzählige Termiten tummelten sich plötzlich auf meinem Schreibtisch. Na prima. Ich habs jetzt ehrlich gesagt nicht so mit Insekten, mich kribbelts dann immer gleich. Mit Handfeger und Kehrschaufel bekommt man die aber ganz gut weg. Und die Vögelchen im Garten freuts - reines Protein. Also wird heute nun wegen akuter Einsturzgefahr als erstes das Arbeitszimmer umziehen ins neue Haus.
Ein ungeplanter aber dennoch guter Anfang......
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