Ich habe wieder Wüstenglow. Dieses besondere Leuchten, welches ich immer nur hier in Laisamis finde. Hoch im Norden, in der Dürre, noch hinter dem Samburuland.
Erinnert ihr euch noch an die Berichte aus dem letzten Dezember? Wir hatten damals eine kleine katholische Krankenstation besucht und Ordensschwester Tabitha getroffen. Tabitha hatte mich damals inständig gebeten wiederzukommen und als Ärztin ein paar Tage hier zu arbeiten. Ich habe Wort gehalten und obendrein noch Wolf den Allgemeinmediner, Ulf den Zahnarzt, Rainer den Augenarzt, Betty und Fred als Augenoptiker und Rachel als Sprechstundenhilfe im Gepäck.
Mir wurde ein leeres Zimmer zum Arbeiten zugewiesen. Lediglich ausgestattet mit einer alten verrosteten Liege und einem alten Drehhocker.
Zum Glück haben wir unsere Arbeitsinstrumente und auch Unmengen von Medikamenten im Gepäck. Nachdem ich mit Rachel ein bisschen gewirbelt und geputzt hatte, konnte man das Zimmer tatsächlich auch als Sprechzimmer bezeichnen.
Während Ulf hunderte von Zähnen zieht und Betty und Rainer täglich unzählige Menschen mit Brillen versorgen, sehe ich nur die Frauen. Schwanger und nicht schwanger. Spindeldürr, weil es kaum etwas zu Essen gibt. Hunger ist hier normal. Das Durchschnittsgewicht heute waren etwa 42 kg. In den letzten zwei Tagen waren alle Frauen, die ich gesehen habe beschnitten. Und zwar massiv. In der Regel passiert das im 10. Lebensjahr. Wenn die Mädchen 12 Jahre alt sind werden sie verheiratet, dann kommt meist auch noch Gewalt ins Spiel.
Die Infektions- und HIVraten sind enorm hoch. Es braucht hier viel Fingerspitzengefühl und Ruhe, um die Frauen, die ja von selbst wegen Beschwerden kommen, zu untersuchen. Ich halte ja viel aus, aber hier oben sind selbst meine Schultern manchmal nicht stark genug....
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meine älteste Patientin heute (83 Jahre) hoffte schwanger zu sein
mein fantastisches lokales Gyn Team
Louise wohnt am Lake Turkana ist 300km gereist, um sich untersuchen zu lassen
und so siehts aus, wenn man mal schnell jemanden verlegen muss