Dienstag, 28. August 2018

wie man in Nairobi feiert oder "Der Gatte in der Rabatte"

Na, fangen wir mal mit dem Alltag an, der uns hier wieder fest im Griff hat. Wir genießen zunehmend das Gefühl, wieder zuhause zu sein. Das fällt einem allerdings Dank unseres wunderbaren Heimes auch nicht schwer.


Die Schule hat begonnen und so füllen sich die Nachmittage wieder mit allerlei Hausaufgaben. Diese zu erledigen macht allein nicht ganz soviel Freude, deshalb wurde der bereits im vergangenen Schuljahr gegründete Hausaufgabenclub wiederbelebt.


Dass die Kinder sich unter Decken verkrümeln ist nicht verwunderlich. Es ist immer noch kalt, die Sonne zeigt sich zwar gelegentlich und dann schaffen wir schon mal 27 Grad, aber das sind immer noch Ausnahmen. Immerhin kommt so meine Häkeldecke oft zum Einsatz. Hat sich die Arbeit also gelohnt.


Von Hausaufgaben und Decken abgesehen gehören natürlich auch die Kaffeestunden bei Rayane zu meinem Alltag.


Positiver Nebeneffekt ist die überaus reichliche Avocadoernte in Rayanes Garten. Unser eigener Avocadobaum trug dieses Jahr ganze 8 Früchte. Die hatte sich dann der Gärtner in unserer Abwesenheit schmecken lassen. Es sei ihm gegönnt.


Allerdings hat er auch unseren Mispelbaum im Sommer nahezu leergeerntet. Naja, ein paar Früchte hingen noch an den Zweigen. Da muss ich wohl nächstes Jahr ein wenig schneller sein.



Und dann ist das ja so ein Ding nach den großen Ferien. Alle haben sich 6 Wochen lang nicht gesehen, da gibt es dann reichliche Gründe Feiern nachzuholen. Eine davon führte uns am vergangenen Wochenende zu einem 50. Geburtstag. Ach war das herrlich. Alle wieder da. Wunderbare Livemusik. Neben reichlich Snacks und Pizza gab es auch mitten im Getümmel eine Bar. Mit Barkeeper. Selbiger flankiert von reichlich Vodka, Gin, Rum und Whisky. Nicht schlecht. Wein und Cocktails satt. Angesichts der hiesigen Alkoholbeschaffungspreise erfreute sich dieser Stand allgemein hoher Beliebtheit. Der Liebste, der den Sommer über diesbezüglich nahezu abstinent gelebt hatte, genoss Bier und später Wein. Der Barkeeper meinte es sehr gut mit uns. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass Ginger Ale und Tonic zur Neige gingen, bestanden doch die Cocktails zu späterer Stunde nahezu aus reinem Alkohol. Zu fortgeschrittener Zeit, als sich einige der Herren dann bereits an den Tischen festhalten mussten, traf ich den Liebsten vorm Haus auf einer Mauer sitzend. Etwas blaß im Gesicht. Ich machte mich fürsorglich auf den Weg ein Glas Wasser zu besorgen, fand den Gatten beim Zurückkommen dann allerdings zurückgelehnt im Blumenbeet wieder an. Seelig schlafend. Na prima. Den Rat des Gastgebers, den Liebsten dort schlafen zu lassen und drinnen weiter zu feiern, hab ich dann allerdings doch abgelehnt und ein Taxi gerufen.

Am nächsten Morgen war an Ausschlafen jedenfalls nicht zu denken und nahezu die gesamte Partymeute fand sich auf dem Schulgelände zum Schuljahresanfangsgottesdienst wieder ein. Ja, auch der Gatte aus der Rabatte nahm erstaunlicherweise katerfrei daran teil.
Im Nachhinein wurde uns zugetragen, dass der Gastgeber der Party mit dem Zustand seiner Gäste  sehr zufrieden war.
Nun ja, es freut uns, dass wir zu diesem Erfolg beitragen konnten...


Montag, 20. August 2018

vom blinden Passagier und dem Flughafenkeller in Cairo

Gab es jemals einen langweiligen Flug wenn die Kinder und ich allein unterwegs waren? Also ich meine ohne den Liebsten. Denn wenn dieser jene welcher dabei ist, dann passiert NIE was. Verstehe das wer will, ich tu es nicht. Egal, ihr ahnt es, es ging mal wieder ein bißchen drunter und drüber. Aber der Reihe nach....

Nachdem mir der aus dem Ultraschallgerät ausgebaute Akku am Tag vor der Abreise mächtig Bauchschmerzen bereitet hatte (https://abenteuernairobi.blogspot.com/2018/08/von-decken-koffern-und-akkuproblemen.html), setzte er mit einer darauffolgenden recht schlaflosen Nacht noch etwas drauf. Und so pilgerte ich dann in den Nachtstunden in die elterliche Küche und fing kaffeeunterstützt an, im Internet zu recherchieren. Den Liebsten holte ich per WhatsApp gleich noch mit ins Boot und so lasen wir parallel das Internet durch. Immerhin fanden wir internationale Bestimmungen, dass Lithium-Ionen-Akkus bis zu einer Leistung von 100 Watt theoretisch transportiert werden dürfen. Nur eben leider nicht bei Egypt Air.
Da bis zum Nachmittag immer noch keine andere Lösung vom Himmel gefallen war, fiel der Akku. Und zwar kurzerhand in meine Handtasche. Hups....

Und nun passierten tatsächlich interessante Dinge. Während zweier Sicherheitskontrollen und Durchleuchtungen in Berlin blieb mein blinder Passagier gänzlich unentdeckt. Bei der ersten Durchleuchtung in Cairo ebenso. Na also, geht doch....

Und da trat endlich Entspannung ein. Und so begab ich mich mit den Kindern zu unserem ausgewiesenen Gate 5, um in den Flieger nach Nairobi zu steigen. Das Gate war angeblich geöffnet, aber wir standen da ganz alleine. Waren wir zu spät? Mmh...
Irgendwann kamen noch andere Flugwillige dazu, aber niemand wollte uns Abfertigen. Der Flieger sollte sich mittlerweile in wenigen Minuten in die Luft verabschieden. Und plötzlich kamen sie, einige wild gestikulierende und aufgeregt telefonierende Flughafenlotsen. Ob wir nach Nairobi wollten, das Gate wurde soeben geändert, alle sollen ihnen folgen. Und so ging ein Ägypter, ständig laut schreiend "Nairobi Nairobi" quer durch das gesamte Flughafengebäude und sammelte ein. Aus uns initial fünf Leuten wurden immer mehr. Und so folgten letztendlich knapp 150 Reisende dem Lotsen, wie dem Rattenfänger von Hameln.

Und wo wir hingeführt wurden. Immer weiter nach unten. Letztendlich befanden wir uns im Keller. Genau genommen in der Sanitärstation des Kellers. Wir wurden mit all unserem Handgepäck tatsächlich durch die Toiletten geführt. Wer jetzt den Kopf schüttelt, es kam noch besser. Während nun also mittlerweile knapp 200 Menschen durch die Toilettenanlagen hindurch anstanden, öffnete sich wie durch Zauberhand plötzlich eine Tür. Wir hatten einen Besenschrank dahinter vermutet, aber tatsächlich war es der Weg in eine versteckte Wartehalle.

Und dann kam doch obendrein die Ansage:  bitte alle Männer zuerst! Ich habs auch nicht verstanden. Vielleicht wollten sie uns Frauen nochmal die Gelegenheit geben, die sich um uns herum befindlichen Toiletten zu nutzen. Wer weiß...

Und nun, genau an dieser Sicherheitskontrolle flog ich mit meinem Akku auf. Nach einer kleinen Charmeoffensive, Demonstration von Gerät und Arztausweis durfte mein blinder Passagier dann aber doch unter der Maßgabe bei mir bleiben, dass ich gut auf ihn aufpasse. Immerhin war der Herr Ägypter schwer davon beeindruckt, dass ich es bis hierher geschafft hatte.

Damit der Aufregung jedoch nicht genug. Nun saßen wir also alle im Keller fest. Völlig isoliert vom restlichen öffentlichen Teil des Flughafens. Und erst dort erhielten wir die Auskunft, dass niemand wisse, ob und wann es ein Flugzeug für uns geben würde. Wie clever ist das denn.....niemand in diesem Flughafen würde unsere Revolte bemerken.

Und da saßen wir nun, gummibärchenkauend, müde und wartend mitten in der Nacht im Flughafenkeller von Cairo. Nach einiger Zeit fuhr dann aber doch irgendwann ein Bus vor und uns wurde erklärt, man hätte nun doch noch ein Flugzeug für uns gefunden. Hallelujah!

Die restliche Reise war bis auf das bekannte Holpern über dem Sudan recht langweilig. Selbst der Zoll in Nairobi interessierte sich nicht für uns. Da war ich dann zum zweiten Mal froh in dieser Nacht.


Mittlerweile sind wir gut zuhause angekommen. Die Schule hat heute begonnen und der Alltag bekommt uns wieder. Gut so....



Donnerstag, 16. August 2018

von Decken, Koffern und Akkuproblemen

Das war er nun, unser wunderbarer Sommer in der alten Heimat. Ein immerwährendes Fest mit Sonne und Meer, allen Kindern, der Familie und unendlich vielen Freunden.



Es war eine sehr entspannte und auch produktive Zeit. Ich habe tatsächlich meine ersten Häkelerfahrungen gemacht. War total entspannend, fast meditativ. Ich habe Nadel und Wolle selbst meinen Büchern vorgezogen. Und tada... da ist sie... meine erste Decke... ziemlich schief, aber weich und warm und von mir.


Das Kofferpacken gestaltete sich wie jedesmal ziemlich chaotisch, aber anders kann ich das wohl nicht. Jetzt ist es jedenfalls mit viel Hilfe und Unterstützung und diversen Umpackaktionen geschafft. Danke Papa! Von diversen Leckereien, Mitbringseln bis hin zu diversen Yogamatten ist alles verstaut. Mögliche 162 kg für mich und die Kinder bis aufs letzte Gramm ausgeschöpft. Plus Handtasche und zwei Kinderrucksäcke.

Und wer hätte denn gedacht, dass es so kurz vor unserem Abflug doch noch Aufregung geben könnte. Doch nicht bei uns ;-) Vielleicht liegt es ja an meiner Naivität und einem gewissen Gottvertrauen. Wie auch immer. Jedenfalls befindet sich  ein wunderhübsches Ultraschallgerät in einem meiner Koffer. Kann man ja immer mal gebrauchen. Zumindest, wenn man sich, so wie ich, beruflich dem weiblichen Unterboden verschrieben hat. Natürlich professionell, nur eben anders herum, oder so... Ihr versteht schon was ich meine ;-). Ich denke, die Frauen im Medical Care Center werden sich freuen. Die Schwestern dort erst recht.
Wie auch immer, das Schmuckstück besitzt einen hervorragenden Akku. Sinnvoll, wenn man sich in Gegenden ohne Stromversorgung aufhält. So weit, so schön. Was niemand von uns bedacht hatte, mir dann aber vorhin beim online Checkin auffiel, war ein Hinweis, dass es nicht gestattet ist Lithium-Ionen-Akkus im Flugzeug zu transportieren. Weder im Aufgabe- noch im Handgepäck. Zumindest in Passagiermaschinen. Bei Egypt Air.  Mmh.... muss man sowas wissen? Naja, wahrscheinlich schon. Ich wusste es bis zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht. Welchen Akku hatte denn dieses Gerät? Ihr ahnt es, und ich hatte auch kein gutes Gefühl. Natürlich....Lithium Ionen! Schöner Mist. Und nun? Wir haben den Akku ausgebaut und nehmen das Gerät nun ohne mit. Kabel besitzt es ja in verschiedenen Längen. Ist aber erstmal auf Steckdosen angewiesen. Es könnte schlimmer sein.

Nur...wie um alles in der Welt bekomm ich denn nun diesen frachttechnisch anspruchsvollen Akku nach Nairobi? Diesbezüglich bin ich für Vorschläge jeglicher Art dankbar. Cargoflugzeuge und Schiffscontainer sind wohl möglich. Falls also irgendjemand demnächst einen Container nach Nairobi verschiffen lässt, vielleicht findet sich ja noch ein Eckchen für einen schokoladentafelgroßen Akku.
Es wird sich eine Lösung finden...

Darauf vertrauen wir,  freuen uns auf zuhause und verabschieden uns aus Deutschland.




Freitag, 3. August 2018

Sommerpause

Ja, Pause ist wohl das richtige Wort. Die Kinder und ich genießen unseren Sommer hier im "kühlen Norden" an der Ostsee. Von kühl kann allerdings tatsächlich keine Rede sein. Seit Wochen versucht hier ein Tag den anderen zu übertreffen. So viele Sommer haben wir hier, am für mich in Deutschland emotional schönsten aller Orte verbracht, aber eine derartige Sommerwucht wie dieses Jahr, habe ich noch nicht erlebt. Wunderbar!



Zu diesem Glück gesellen sich obendrein noch Woche für Woche unsere Freunde, die dieses Sommerglück mit uns gemeinsam genießen. Und so sind unsere Tage vor und hinter dem Deich stets mit Kinderglück, vielen guten Gesprächen und natürlich immer reichlich Prosecco gefüllt.







Ja, und das ist es eigentlich auch schon. Bis auf eine Ameisenstraße quer durchs Haus in die Küche passiert nicht viel. Und selbst diese löste doch tatsächlich in gewisser Weise Entzücken bei mir aus. Irgendwie wie zu Hause. Selbst die reichlich vorhandenen Spinnen entlocken mir, ob ihrer Größe, nur noch ein müdes Lächeln.



Und ja, natürlich genieße ich die fantastischen Straßen, die Sauberkeit, allein das Angebot im Lidl treibt mir Tränen in die Augen. Und trotzdem, nach nunmehr dreieinhalb Wochen wächst die Sehnsucht nach der roten Erde. Nach diesem unvergleichlichen Blau des Himmels, dem atemberaubenden Sternenhimmel in den Nächten, dieser unvergleichlichen Weite der Steppe, den Antilopen, Elefanten und Löwen. Diesem traumhaften Land, in dem ich das erste mal in meinem Leben wirklich zur Ruhe und zu mir selbst gekommen bin.