Montag, 20. August 2018

vom blinden Passagier und dem Flughafenkeller in Cairo

Gab es jemals einen langweiligen Flug wenn die Kinder und ich allein unterwegs waren? Also ich meine ohne den Liebsten. Denn wenn dieser jene welcher dabei ist, dann passiert NIE was. Verstehe das wer will, ich tu es nicht. Egal, ihr ahnt es, es ging mal wieder ein bißchen drunter und drüber. Aber der Reihe nach....

Nachdem mir der aus dem Ultraschallgerät ausgebaute Akku am Tag vor der Abreise mächtig Bauchschmerzen bereitet hatte (https://abenteuernairobi.blogspot.com/2018/08/von-decken-koffern-und-akkuproblemen.html), setzte er mit einer darauffolgenden recht schlaflosen Nacht noch etwas drauf. Und so pilgerte ich dann in den Nachtstunden in die elterliche Küche und fing kaffeeunterstützt an, im Internet zu recherchieren. Den Liebsten holte ich per WhatsApp gleich noch mit ins Boot und so lasen wir parallel das Internet durch. Immerhin fanden wir internationale Bestimmungen, dass Lithium-Ionen-Akkus bis zu einer Leistung von 100 Watt theoretisch transportiert werden dürfen. Nur eben leider nicht bei Egypt Air.
Da bis zum Nachmittag immer noch keine andere Lösung vom Himmel gefallen war, fiel der Akku. Und zwar kurzerhand in meine Handtasche. Hups....

Und nun passierten tatsächlich interessante Dinge. Während zweier Sicherheitskontrollen und Durchleuchtungen in Berlin blieb mein blinder Passagier gänzlich unentdeckt. Bei der ersten Durchleuchtung in Cairo ebenso. Na also, geht doch....

Und da trat endlich Entspannung ein. Und so begab ich mich mit den Kindern zu unserem ausgewiesenen Gate 5, um in den Flieger nach Nairobi zu steigen. Das Gate war angeblich geöffnet, aber wir standen da ganz alleine. Waren wir zu spät? Mmh...
Irgendwann kamen noch andere Flugwillige dazu, aber niemand wollte uns Abfertigen. Der Flieger sollte sich mittlerweile in wenigen Minuten in die Luft verabschieden. Und plötzlich kamen sie, einige wild gestikulierende und aufgeregt telefonierende Flughafenlotsen. Ob wir nach Nairobi wollten, das Gate wurde soeben geändert, alle sollen ihnen folgen. Und so ging ein Ägypter, ständig laut schreiend "Nairobi Nairobi" quer durch das gesamte Flughafengebäude und sammelte ein. Aus uns initial fünf Leuten wurden immer mehr. Und so folgten letztendlich knapp 150 Reisende dem Lotsen, wie dem Rattenfänger von Hameln.

Und wo wir hingeführt wurden. Immer weiter nach unten. Letztendlich befanden wir uns im Keller. Genau genommen in der Sanitärstation des Kellers. Wir wurden mit all unserem Handgepäck tatsächlich durch die Toiletten geführt. Wer jetzt den Kopf schüttelt, es kam noch besser. Während nun also mittlerweile knapp 200 Menschen durch die Toilettenanlagen hindurch anstanden, öffnete sich wie durch Zauberhand plötzlich eine Tür. Wir hatten einen Besenschrank dahinter vermutet, aber tatsächlich war es der Weg in eine versteckte Wartehalle.

Und dann kam doch obendrein die Ansage:  bitte alle Männer zuerst! Ich habs auch nicht verstanden. Vielleicht wollten sie uns Frauen nochmal die Gelegenheit geben, die sich um uns herum befindlichen Toiletten zu nutzen. Wer weiß...

Und nun, genau an dieser Sicherheitskontrolle flog ich mit meinem Akku auf. Nach einer kleinen Charmeoffensive, Demonstration von Gerät und Arztausweis durfte mein blinder Passagier dann aber doch unter der Maßgabe bei mir bleiben, dass ich gut auf ihn aufpasse. Immerhin war der Herr Ägypter schwer davon beeindruckt, dass ich es bis hierher geschafft hatte.

Damit der Aufregung jedoch nicht genug. Nun saßen wir also alle im Keller fest. Völlig isoliert vom restlichen öffentlichen Teil des Flughafens. Und erst dort erhielten wir die Auskunft, dass niemand wisse, ob und wann es ein Flugzeug für uns geben würde. Wie clever ist das denn.....niemand in diesem Flughafen würde unsere Revolte bemerken.

Und da saßen wir nun, gummibärchenkauend, müde und wartend mitten in der Nacht im Flughafenkeller von Cairo. Nach einiger Zeit fuhr dann aber doch irgendwann ein Bus vor und uns wurde erklärt, man hätte nun doch noch ein Flugzeug für uns gefunden. Hallelujah!

Die restliche Reise war bis auf das bekannte Holpern über dem Sudan recht langweilig. Selbst der Zoll in Nairobi interessierte sich nicht für uns. Da war ich dann zum zweiten Mal froh in dieser Nacht.


Mittlerweile sind wir gut zuhause angekommen. Die Schule hat heute begonnen und der Alltag bekommt uns wieder. Gut so....



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