Mittwoch, 24. April 2019

Krank von A bis Z (Auto bis Zahn)


Ach ja, ich erinnere mich, dass ich am letzten Schultag vor den Osterferien dachte „Gott sei Dank, endlich Ferien.“ Ich hatte Faulenzen eingeplant, rumlungern und einfach mal gar nichts machen.

Naja, ihr ahnt es sicherlich. Träume sind Schäume….
Jeden Tag war ich unterwegs. Auf den Straßen, im Kirchbüro und im Internet. Unzähliges galt es zu Planen, zu Organisieren, Abzusprechen und Vorzubereiten.

Ganz nebenbei färbten wir Eier und schmückten Bäume. 





Ganz besonders in Anspruch nahm mich die Vorbereitung des Ostermorgen. Es war das erste Mal, dass wir diesen Tag in der Kirche selbst gestaltet haben. Diesmal ohne Pastor, nur wir Gemeindemitglieder. Besondere Situationen erfordern eben besonderes Handeln. Und so trafen wir uns, erschufen Ablaufpläne, verteilten Aufgaben und übten Singen.
Und während der Eine eine wunderschöne riesige neue Osterkerze aus Deutschland mitbrachte, suchten andere Lieder aus, besorgten Dekoration, rekrutierten Sangeswillige und organisierten Gaben für ein gemeinsames Frühstück. 












Und es ist gelungen, Dank vieler vieler Helfer. Ein wunderschöner Ostermorgen. Eine Osterandacht mit Taizéelementen. Könnte ich öfter haben.
Der Liebste war nicht ganz so glücklich über die Zeit der Andacht. 6 Uhr morgens wirkte auf ihn nahezu provokativ. Mal sehen, wie es nächstes Jahr mit einem neuen Pastor wird. Vielleicht ja komplett anders? Ich bin gespannt…

Und dann war endlich der Ostermorgen geschafft, alles war gut über die Bühne gegangen, alle zufrieden und Erleichterung machte sich in mir breit. Leider nur unterhalb meines Kiefers. Zumindest des rechten unteren. Der schwoll nämlich an. Da hab ich nun seit vielen Jahren einen Mitbewohner namens Weisheitszahn und der wollte nun auch mal anklopfen. Tat er auch und zwar kräftig und ausdauernd. So hatte ich mir den Ostersonntag nun wirklich nicht vorgestellt. Da lag ich nun also, nach WhatsApp gesteuerter zahnärztlicher Konsultation der liebsten Eltern jammernd und die Wange kühlend auf der Couch. 

Und während sich alle anderen an Osterschokolade labten, sah mein Menü folgendermaßen aus:



Knochengängige Antibiotika, Wasser, brauner Rum (so macht das Spülen wenigstens ein bißchen Freude!) und Kamillentee. Halleluja…

Und, um uns allen eine Freude zu machen (wahrscheinlich nicht ganz uneigennützig) schlug der Liebste vor, das Abendessen aus dem Village Market zu besorgen. Sozusagen verzehrfertig. Der Plan an sich war gar nicht schlecht, ließ sich jedoch nicht umsetzen. Unser Auto sprang nicht an. Na prima. 
Wie sich am nächsten Nachmittag herausstellte, war es diesmal die Batterie. Zum Glück, denn so kostete uns der Mechaniker nur 10 $. Hätte schlimmer sein können.

Und es gibt noch etwas großartiges zu berichten. Es regnet. Endlich! 



Gegen Mittag begannen Sturzbäche vom Himmel zu schießen. Die Erde dankt. Wir nehmen in Kauf, das wir deshalb seit nunmehr 24 Stunden ohne Strom ausharren. Irgendwann kommt er wieder, ob heute oder morgen, das weiß man hier nie so genau. 
Aber irgendwann bestimmt…..

Dienstag, 16. April 2019

Drum prüfe deine Nachbarn....

Ist das Karma? Im Moment bin ich wirklich ratlos. Seit wir hier in Nairobi leben häufen sich in meinem Leben Wasserprobleme diversester Art und Schießereien.

Wer hier einen Zusammenhang sieht, immer her damit. Ich bin interessiert...

Da sind wir nun also vor einigen Monaten umgezogen. Ein paar Straßen weiter nur, aber immerhin. Und nach wie vor im gut bürgerlichen villengeprägten Runda. Es gibt in der Tat schlechtere Orte zum Leben. Zwar wissen wir immer noch nicht, woher die Knochen in unserem Kamin kommen, aber egal.
Wir leben einträchtig mit Hund und Katze, Schlangen, Chamäleons und neuerdings zwei großen schwarzen Affen.
Nachbarn haben wir auch. Gouverneure und Senatoren. Da sollte man doch meinen, es gehe beschaulich zu in unserer Straße. Pustekuchen....

Vorgestern, am späteren Abend lümmelten wir mit den Kindern einträchtig vor der Flimmerkiste, als es plötzlich klingelte. Nanu, um diese Zeit? Unser Guard wollte uns über eine lautstarke Auseinandersetzung diverser Personen in unserer Straße informieren. Und was macht der Liebste? Der hat nichts besseres zu tun, als nach draußen vors Tor zu gehen und in bestimmendem Ton Ruhe einzufordern. Nun war es auch drinnen zu hören, es wurde lauter und lauter und dann fielen Schüsse.

Während ich nun also in Windeseile die Kinder in einen sicheren Raum schickte und die Lichter im Haus löschte, bewaffnete ich mich nun ebenso und öffnete die Haustür um den Liebsten zu retten. Der kam mir nun allerdings zügig und vor allem lebend und unverletzt entgegengelaufen. Der Tumult galt nicht uns. Geschossen wurde weiterhin. Auf dem Nachbargrundstück. Das ist das vom Gouverneur. Der Sicherheitsdienst war vor Ort, es wurde gekämpft, geschrien, geschossen.
Währenddessen versuchten wir, auf dem Boden im Dunkeln zusammengekuschelt, die Kinder zu beruhigen. Und das war schwer. Eigentlich, wegen der nicht zu überhörenden Vorgänge draußen, unmöglich. Kinderlieder waren dann die Rettung. Zumindest, um die größte Angst zu nehmen.

Irgendwann nach sage und schreibe 4 (VIER!) Stunden erschien dann die Polizei, um die Banditen festzunehmen. Das ist tatsächlich rekordverdächtig, da die Polizeistation nur 200 Meter von hier entfernt ist. Und damit meine ich nicht Luftlinie, sondern Spazierweg!

Nun sind die Gauner also  seit gestern Morgen eine Straße weiter im Kerker der Polizeistation. Und unsere Straße wirkt friedlich wie immer.

Vielleicht liegt es ja doch an uns. Es ist immerhin das zweite Mal, dass auf unseren Nachbargrundstücken geschossen wurde. Im letzten Jahr war sogar eine Handgranate im Spiel. Immer sind es Politiker, die involviert sind. Ehrlich gesagt wundert mich das hier nun nicht wirklich besonders.

Gelernt haben wir von Mogadishu-Erfahrenen, dass wir das nächste Mal im Erdgeschoss bleiben sollen. Querschläger treffen nämlich besonders häufig das Obergeschoss.

Und eines habe ich außerdem gelernt, sollten wir jemals wieder umziehen, werde ich zuvor an allen Nachbarhäusern klingeln und die Leute nach ihren Berufen fragen.