Samstag, 1. August 2020

Nightmare in Diani

Es waren wunderbare Tage in Diani. Ein großartiges Haus (mit einigen Mängeln), vier fantastisch harmonierende Teenager, Sonnenschein, Palmen, Meer und Hängeschaukeln.

Klingt traumhaft. Trotzdem passierten auch in diesem Urlaub Dinge, die so nicht geplant waren.


Alles fing mit der gelben Wolle an. Und genau diese hatte ich zuhause vergessen. Blöderweise merkt man sowas ja immer erst beim Auspacken. Und so hing der Häkelhimmel erstmal ein wenig schief. Was macht man denn, wenn man für das Innere der geplanten 250 Gänseblümchenquadrate gelbe Wolle braucht? Kann ich euch sagen...einen Wollkurier finden. Gesagt getan, Kandidaten 1 bis 4 waren bereits an der Küste oder zumindest unterwegs auf dem Weg dorthin. Kandidatin 5 wurde dann mein Herzblatt und Wolltransporteur. Danke Antje!
Meine Morgen- und Abendbeschäftigung war also gerettet. Während Cordula stundenlang erzählen konnte, hörte ich zu und arbeitete weiter an Hannis Gänseblümchendecke.

Klingt alles traumhaft und harmonisch, wäre da nicht der zum Haus gehörende mißmutige Housekeeper gewesen. Man man man, es gibt ja in jedem Märchen irgendeinen Bösewicht. Housekeeper Jonathan war unserer. Schlechte Laune, böser Blick, Unhöflichkeit. Es war schon erstaunlich, was uns da für unseren beträchtlichen Reisepreis geboten wurde. Wäre der Kerl nicht im Besitz sämtlicher Schlüssel fürs Haus gewesen, wir hätten ihn gebeten fernzubleiben. Ging aber nicht. Immerhin konnten wir seine Anwesenheitsnotwendigkeit auf ein Minimum reduzieren.
Dafür heiterte uns Ali der Gärtner jeden Tag auf. Ein Sonnenschein in Person.

Gewagt haben wir uns in die Höhle des Ali Babour (angelehnt an den Ali Baba aus Tausendundeine Nacht). Nicht, um den Schatz zu stehlen, sondern um gut zu essen. Abgeholt wurden wir vom dazugehörenden Limousinenservice. Auch mal nett!


Die Höhle war spektakulär schön, besonders nach Sonnenuntergang, wenn alles golden schimmert. Das Essen war wunderbar. Getroffen haben wir die 40 Räuber nicht, lediglich ein paar davon, welche sich als Kellner verkleidet hatten.


Johanna hat ihr Lieblingsrestaurant gefunden....und das will was heißen!

Mulmig war uns dann in der letzten Nacht, nachdem wir Housekeeper Jonathan unüblich am späten Abend durch den Garten laufen sahen. Es war klar, er wollte auf dem Grundstück übernachten. Wir haben nach zwei Gläsern Rotwein (auf den Schreck) das Haus verrammelt wie nie zuvor.
Schlafen konnten wir zwei Mütter kaum. Zu viele Schritte ums Haus, Klappern an den Ketten und Vorhängeschlössern und hörbare Geräusche an der (zum Glück gut verschlossenen) Hintertür.
Mit reichlich Herzklopfen, wahrscheinlich einer großen Portion Paranoia und der Telefonnummer der Polizei im Anschlag haben wir irgendwie diese Nacht irgendwie überstanden.

Und eigentlich wäre es mir am Morgen besser gegangen, wenn da nicht der Rückflug angestanden hätte. Nicht, dass ich nicht nach Hause wollte. Das Problem sind eher diese Spielzeugflugzeuge.
Bereits nach dem Frühstück war mir schlecht. Das Imodium vom Hinflug war ja aufgebraucht, was also tun? Ich hab dann in meiner Handtasche eine Kopfschmerz- und eine Reisetablette gefunden. Auch Ärzte handeln in Paniksituationen irrational..... ich hoffte zumindest auf einen Placeboeffekt.

Geholfen hat es nur bedingt. Habt ihr euch auch schonmal beim Verlassen der Flughafentoilette gewundert, dass da im Mädchenbereich Pissoirs hängen? Ich hab ja schon so manches Mal an Autobahnraststätten die Herrentoilette aufgesucht, weil mir bei den Damen die Schlange zu lang war. Aber aus Versehen? ....naja.

Beim Anblick unserer Maschine verschlimmerte sich mein Zustand akut. Immerhin begrüßte uns wieder der nette indische Pilot, der uns schon hierhergebracht hatte.


Während des Fluges wurden wir durchgeschüttelt, wie ein von James Bond bevorzugter Martini. Wir kippten wir nach links und rechts, hoppelten, fielen ab und es hob uns gelegentlich aus den Sitzen.

Mit uns flog eine Dame, die wir bereits zwei Tage zuvor in der Strandbar eines besseren Hotels gesehen hatten. Dort fiel die "Lady in Pink, Plüsch und Glitzer" gemeinsam mit ihrem ganz in weiß  gekleideten Begleiter  durch schrilles Verhalten, Gesang am Tisch und aufreizende Tanzeinlagen auf. Außer uns gab es wohlbemerkt keine weiteren Gäste. Der Kellner muss wohl meinen amüsierten Blick gesehen haben. Jedenfalls fühlte er sich bemüßigt mich aufzuklären, dass es sich bei der Dame um eine sehr bekannte kenianische Schauspielerin handeln würde....Aha. Das erklärte einiges, aber nicht alles.
Für den Flug hatte sie nun kleidungsmäßig auf die rosa Federboa verzichtet, trug dafür allerdings Hut und so etwas wie eine rosa Taucherbrille. Auch mal was anderes.....

Alles in allem war es ein wunderbarer Urlaub. Trotz dieser Eigentümlichkeiten. Letztendlich haben wir Housekeeper und  Flugabenteuer überlebt und sogar die kenianische High Society nicht lieben, aber zumindest kennengelernt.




Gerne jederzeit wieder. Dann aber bitte mit Auto oder Zug und einem anderen Housekeeper.

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