Montag, 18. Januar 2021

Vieles auf Anfang und einmal Good Bye

So viele Hoffnungen haben wir in dieses neue Jahr gesetzt. Und irgendwie scheint es sich einigermaßen gut anzubahnen. Unmengen von vielen kleinen Neuanfängen. 

Den großartigsten davon zuerst:

Heute morgen. Der erste Schultag für die Kinder seit ganzen zehn Monaten Homeschooling. Natürlich waren sie aufgeregt und die Riemen der Schultaschen inzwischen viel zu eng. Aber was mich wirklich erstaunte, war auf der Fahrt zur Schule das mich sehr bewegende Gefühl, das Haus während der Tagesstunden wieder für mich zu haben. Ganz allein! Jedes Zimmer nur für mich. Kein Mittagessen kochen. Keine angenervten Teenager am Vormittag. Ich liebe meine Kinder wirklich sehr. Aber es war höchste Zeit. Für sie, für mich, für uns alle......

Neben der Schwangerenbetreuung im Medical Center haben wir jetzt auch angefangen die Kinder der kleinen Star Kid School im Githongoro Slum zu betreuen. Oje, da geht es einigen nicht gut. Die meisten leiden unter Bauchweh. Kein Wunder unter diesen Bedingungen. Auf kleinstem Raum wohnen 40 Kinder in einem Zimmer. Alle Betten sind mit mindestens zwei Kindern belegt. Neben kaltem Leitungswasser als einzigem Getränk gibt es eine abwechslungsfreie Kost. Morgens Porridge, mittags Reis und schwarze Bohnen, am Abend einen Maismehlkloß und Weißkohl. Und das sieben Tage die Woche. Du liebe Güte, das ist völlig vitaminfrei. Aber es macht satt. Was sollen die Schulen auch machen. Eine Banane kostet hier rumgerechnet 5 cent, nichtmal dafür reicht es. Ein Jammer.....     

 

Ich seh mich schon Bananenkisten schleppen, vielleicht einmal im Monat. Vielleicht auch mal Apfelsinen. Wenn also einer von euch mal eine runde Obst für die 120 Kinder schmeißen möchte... sagt Bescheid. 

Im Medical Center geht es auch wieder weiter. Zumindest für mich freitags. 

Aktuell machen mir nicht die Patientinnen dort Sorgen, sondern die deutsche Bürokratie. Der deutsche Verein, dem ich dort helfe braucht ein "Certificate of good standing". Das benötigt man, wenn man im Ausland einer Tätigkeit nachgeht. Neuerdings verlangt nun die sachsen-anhaltinische Landesärztekammer für die Ausstellung desselben ein behördliches Führungszeugnis.Wohlgemerkt fiel ihnen das erst jetzt ein, nachdem nach vielem Hin und Her nun endlich alle beglaubigten Zeugnisse, Urkunden und Anträge von Kenia nach Deutschland gesendet worden waren. Und jetzt wirds interessant. Wenn man nämlich seit 3,5 Jahren gar nicht mehr in Deutschland gemeldet ist, dann ist da auch kein Einwohnermeldeamt zuständig. Nein, aber großzügigerweise kann man sich direkt an das deutsche Justizministerium wenden und dort einen Antrag stellen. Allerdings nur, wenn man einen der neuen deutschen Personalausweise hat, die diese Funktion der online Beantragung erlauben - ihr dürft raten - habe ich nicht. Alternativ kann man wohl auch zur Konsularabteilung der deutschen Botschaft fahren und dort gegen entsprechende Auslandsgebühren so ein Führungszeugnis beantragen, welches dann Aussagen bis Juli 2017 enthalten wird. Ob das der Behörde reicht weiß ich noch nicht. Mal sehen. Für die Zeit danach wäre dann die kenianische Polizei zuständig. Das wird dann richtig lustig. Ich schlage mich jetzt mittlerweile seit Monaten mit dieser Bürokratie herum. Ich habe selten das Bedürfnis irgendetwas hinzuschmeißen, aber im Moment gelüstet es mich danach.....

Aber es gibt auch Schönes zu berichten. Wir produzieren wieder Sanitary Pads und befinden uns in der Planungsphase für eine Reise nach Samburu in die Dörfer und zu den Nomaden. 




Drückt bitte ganz fest die Daumen, dass es im März oder April klappt. Corona hat so vieles verzögert, es muss jetzt einfach funktionieren. 

Tja, soviel dazu. Alles irgendwie am laufen.

Nur eines nicht. Mein Opa hat sich verabschiedet. Passend einen Tag vor dem Geburtstag meiner im Himmel auf ihn wartenden Oma. Passt irgendwie zu ihm, da hat er sich pünktlich einen Tag vorher (man muss ja Reisezeit einplanen) auf den Weg gemacht und sich selbst zum Geschenk. 

Gute Reise Opa. Hab so vielen Dank für all die Zeit und Liebe. Wir werden dich vermissen. Bis wir uns wiedersehen.....

1 Kommentar:

  1. Hallo, du Liebe. Ich denk so oft an dich und hab seit langem mal wieder einen Beitrag aus deinem Blog gelesen. Oh man, das klingt nach starken Nerven und großen Zielen. Ich glaub' an dich und bin mir sicher, dass du Alles schaffst!!!!

    Fühl dich fest gedrückt und bestell liebe Grüße an die Kids.

    Bye Diana

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