Sonntag, 25. März 2018

Murphys Gesetz

Murphys Gesetz ist ja das, wo auch alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Wir üben uns hier im Praktizieren desselben seit mehr als einer Woche. Meine liebsten Eltern tun mir unendlich leid, aber auch diesen kann ich immer nur wieder sagen: "Willkommen in Afrika".

Es begann mit dem Wetter. Wir haben seit sechs Wochen Regenzeit. Das ist acht Wochen ZU FRÜH! 
Nichts gegen Regen, der ist lebenswichtig hier. Aber warum schon jetzt im  März? Und warum soooo lange? Und jeden Tag?

Und als wir uns frierend von Alexa beim Frühstück "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer" von Rudi Carrell als Motivationsstütze wünschten, erklärte uns diese Dame doch allen Ernstes, dass sie dieses Lied nicht in ihrer Musikbibliothek finden könne und schlug uns als Alternative allen Ernstes "Wann wird es endlich wieder Winter" von G.G. Anderson vor. Das sind dann so Momente, in denen man mit dem Kopf auf die Tischplatte knallt. 

Nach einem besonders heftigen Regenguss wurde unser Pool durch eine Schlammlawine geflutet und sieht momentan so aus:


Wahrlich nicht so appetitlich, allerdings lohnt sich die Reinigung erst nach der Rückkehr aus unseren Osterferien, wenn der Regen wieder nachlässt. Naja, nun liegen wir die wenigen Sonnenstunden, die Afrika uns bietet eben am Schlammloch. An Baden ist nicht zu denken, aber mit ein wenig Phantasie kann man sich vorstellen, die Elefanten und Büffel kämen gleich zur Wasserstelle.

Bisher konnte man sich zumindest an drei wunderschönen und reich blühenden roten Hibiskussträuchern am Pool erfreuen. Nun nicht mehr. Unser Massai Victor, dessen eigentliche Aufgabe darin besteht das Gate zu bewachen, fühlte sich zu Höherem berufen und schnappte sich in einem kurzen Moment unserer Abwesenheit die Gartenschere. Nun sind die Sträucher auf ein Drittel eingekürzt, besitzen kaum noch Blätter, geschweige denn Blüten. Ich hätte heulen können.....(na gut, ich hab geheult).

Aber das ist noch längst nicht alles. Zwischenzeitlich konnte ich unseren Besuchern noch ein kaputtes Auto bieten, eine wiederholt verstopfte Kanalisation (auch hier können sich zukünftige Urlauber schon auf gemeinsame Abenteuer freuen) und verschwundene (und zum Glück nach langem Suchen wieder aufgetauchte) Lieblingsstücke. 

Eine große Freude bereitete mir die Installation von Panic Buttons im Haus. Nicht, dass der Installateur besonders nett und charmant gewesen wäre. Nein, ehrlich gesagt müffelte er etwas. Aber als die Knöpfe installiert waren verlangte ich einen Probetest. Ich wollte wissen, wie lange die Kampftruppe benötigt, um nach dem Drücken des Buttons am Tor zu stehen. Der Installateur war davon nicht so begeistert, aber für mich war das wichtig. Ich machte ihm also Mut den Button zu drücken (er hatte das tatsächlich noch NIE getan) und ich stand mit der Stoppuhr daneben. War schon spannend. Ich wartete dann also auf dem Balkon mit meiner Stoppuhr in der Hand. Und hörte schon quietschende Reifen. Nach sage und schreibe 1:42 Minuten stand eine kampfbereite Truppe von 5 Mann in voller Montur vor mir. Na damit kann man doch leben. Die Jungs freuten sich sehr über das Lob für ihre rasante Ankunft. Ich hoffe inständig, dass ich sie niemals brauchen werde (aber wenn doch, dann weiß ich, sie sind schnell).

Die Truppe sah auch irgendwie niedlich aus, wie sie so da stand mit ihren grünen runden Helmen. Ich habe ein Weilchen überlegen müssen, aber dann fiel es mir ein. Die sehen aus wie die Wachen bei der Biene Maja. Seht selbst:


Trotz allen Regens gab es in dieser Woche zwei himmelblaue Tage. Den ersten verbrachten wir bei Fiona auf der Teafarm. Es war wunderbar wie immer. Ein Kleinod zum  Luftholen.


Den zweiten trockenen Tag nutzen wir für eine Fahrt in den Nationalpark. Die Unmenge an Löwen, die wir (auch bei der Jagd) beobachten durften, entschädigten uns für die Panne und das Hängenbleiben im Schlammloch. Immerhin war das mal eine Gelegenheit aus dem Auto auszusteigen. Das ist dann schon echtes Abenteuerfeeling, wenn die Löwen nicht weit entfernt sind. Aber es half ja alles nix. Wir wurden dann ein Stück von einer Gruppe Australiern/Niederländern mitgenommen und trafen uns dann mit unserem (zwischenzeitlich befreiten) Auto samt dessen Fahrer auf einem Picknickplatz.














Also, falls ihr vorhabt uns zu besuchen, stellt euch darauf ein, dass es anders kommt. Irgendwie alles. Aber sonst wärs ja irgendwie auch langweilig, oder...?

Freitag, 16. März 2018

Slum- und Schlammgeschichten

Wir haben es geschafft. Gestern war es soweit. Bei strömendem Regen und teilweise schwer überflutetem Nairobi fuhren wir mit euren Spendengeldern in der Tasche und Gummistiefeln an den Füßen nach Mathare und konnten 400 (in Worten:VIERHUNDERT) Päckchen mit Monatsbinden in Empfang nehmen. In insgesamt vier großen Kartons verpackt.



Es ist mir ein Rätsel, wie unser Fahrer die alle hat in seinem Kofferraum verstauen können, aber es hat geklappt.
Die nächste Aufgabe wird sein, alle Päckchen mit den Namen der Spender/innen zu versehen. Und Mitte April fahren Anne (die Sozialarbeiterin) und ich in die erste Schule. Es ist wichtig, dass Anne den Mädchen in ihrer Sprache ganz genau erklärt, wie die Päckchen anzuwenden und aber auch zu waschen und zu pflegen sind.

                                                                   Ann und ich

Wir werden dann nach ein paar Wochen nochmal einen Kontrollbesuch machen, uns die Päckchen zeigen lassen und eventuell nochmal schulen. Nebenbei trudeln weitere Spenden ein, so dass ich sicherlich bald die nächsten Päckchen in Auftrag geben kann. Meldet euch, wenn ihr auch etwas beitragen wollt (email: berit@lattorff.de). Wir sind für jede kleine Hilfe sehr dankbar.

Ansonsten ist Nairobi wie bereits berichtet gestern überflutet worden. Ganze Straßen wurden zu reißenden Bächen. Leider suchte sich eine dieser reißenden Schlammfluten ganz frech den Weg in unseren Pool. Und nun haben wir den Salat.


Aber das war gestern nicht das Schlimmste. Wie sagt meine liebste Mutter immer? "Schlimmer gehts immer....". Nun ja, sie hatte recht. Unter unserem Grundstück befindet sich eine riesige Sickergrube unvorstellbaren Ausmaßes. Sehr groß und seeehr tief. Und eine der Zulaufkammern war verstopft und lief über. War nicht so appetitlich. Was also tun? Ich rief wie immer den Liebsten zu Hilfe. Währenddessen unsere Haus- und Gartenhelden allerdings völlig unverschreckt bereits einen Plan ausheckten. Da wurde nicht lange gezögert, sondern begonnen zwei der kleineren oberflächlichen Zulaufkammern per Hand und Eimer freizuschöpfen um dann mit Hilfe von Ästen und Stöckern die Verbindungsläufe freizustochern.


Mulmig wurde es mir dann aber doch, als Betty und Victor abwechselnd fröhlich in der Grube verschwanden.


Und das alles fröhlich mit einem Lächeln im Gesicht. Meine Güte, das sind wirklich unsere Helden der Woche.


Mittwoch, 14. März 2018

jetzt schon Regenzeit?

Naja, da war ich dann doch wohl etwas zu optimistisch. Zumindest was das Wetter angeht. Ich hatte ja ernsthaft geglaubt, das mit den Regentagen wäre ein Ausrutscher der Wetterfee gewesen. Aber nö. Es bleibt so. Kühl, wolkenverhangen und gelegentlich Sturzbäche von oben. Naja. Wie auch immer.

Derzeit muss ich mich hier nicht allein über das Wetter ärgern. Ich habe Gesellschaft dabei. Die liebsten Eltern sind trotz gerade überstandener Grippe angereist und kurieren sich hier nun so richtig aus. Das miese Wetter fördert den Genesungsprozess zumindest in der Hinsicht, dass es leichtfällt, sich immer wieder im Bett zu verkriechen und ein Nickerchen zu halten.


Ansonsten dümpeln wir hier gerade so vor uns hin und leben so ein bißchen in den Tag hinein. Auch mal schön....


Ein kleines Highlight gab es aber dennoch. Ich wurde fotografiert. Aber nicht irgendwo in der Wallachei. Nein, im Fernsehstudio der Auslandskorrespondentin der ARD. Und zwar von dieser persönlich. Und natürlich direkt vor der blauen Leinwand.


War ungeplant und spontan nach einem Frühstück. Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich mir mit Sicherheit noch Farbe ins Gesicht geschmissen und was Anständiges angezogen. Nun aber eben so, ungeschminkt im Sommerkleid. Hatte die ARD sicherlich auch noch nie ;-)





Dienstag, 6. März 2018

kenianische Expat-Alltagsprobleme

Ach hört mir auf. Im Grunde genommen ist es schrecklich. Dass unser Gärtner nicht der fleißigste ist, das wußten wir ja schon lange. Ist auch schwerlich zu übersehen, wenn das Gras regelmäßig Gelegenheit bekommt zu blühen. Nun ja.
Was aber dem Fass den Boden ausschlug, war, als wir dahinter kamen, dass der Gardener während seiner Arbeitszeit regelmäßig unser Grundstück verließ und nach Hause ging um Tee zu trinken. Seit Wochen! Regelmäßig bedeutet in diesem Fall sogar mehrfach täglich. Nämlich jedesmal dann, wenn ich mit dem Auto wegfuhr. Und das mache ich eben auch öfter am Tag. Zurück kam er dann, wenn er vom Securityguard die Info bekam, dass ich zurück sei. Ein eingespieltes Team. Allerdings für uns nicht so ganz akzeptabel bei einem bezahlten Fulltimejob.

Ich weiß ja nicht, wie der Tee bei ihm zuhause so schmeckt. Aber jetzt hat er dazu viel Zeit und Gelegenheit und wenn er das möchte, kann er seinen Tee auch in Gesellschaft seines Freundes, dem Securityguard genießen. Den haben wir nämlich auch gleich noch vor die Tür gesetzt.

Ersatz ist natürlich umgehend gestellt worden. Jetzt schleicht gerade Victor, der Karatekämpfer, durch den Garten.
Meine Güte, ich hab ja mit so allerlei Problemen hier in Afrika gerechnet. Zum Beispiel, wie ich die Maisfladen vor der Hütte backe. Aber auf diese blöden Personalprobleme könnte ich echt verzichten.

Nichtsdestotrotz hat uns der Alltag hier fest im Griff. Johanna genießt ihre Samstage im Gestüt. Zum Glück ist sie da auf dem Boden geblieben und nimmt nicht nur, wie manche hier, ihre Reitstunde wahr. Da heißt es nämlich anzukommen und direkt auf ein gesatteltes Pferd zu steigen. Nein, unser Hannchen macht das prima. Geritten wird erst nachdem der Stall ausgemistet ist. Und hinterher wird das Pferd ordentlich gestriegelt und gebürtstet und geputzt. Da ist sie wahrlich ordentlich erzogen worden.
Nicht von mir. Nein, diesmal gebührt Frauke der Dank!
(liebe Frauke, wir freuen uns auf den Sommer mir dir und den Pferden in Wustrow ;-)


Aber das Wichtigste darf ich natürlich nicht vergessen. Ende letzter Woche war es soweit. Ich bin mit einem dicken Bündel eurer Spendengelder in Begleitung einiger Lehrer der Deutschen Schule nach Mathare gefahren. Und wir haben tatsächlich 400 Monatsbindenpäckchen in Auftrag gegeben. Ist das nicht Wahnsinn?


Und nächste Woche darf ich große Kartons, gefüllt mit bunten Bindenbeuteln abholen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Glücksgefühle ihr hier mit euren Spenden hervorruft. Bei den Teenagemüttern, die so sehr auf diese Aufträge angewiesen sind, damit ihr Projekt bestehen bleibt. Und dann natürlich erst recht bei den Schulmädchen.

Ansonsten ist es gerade etwas kühl hier. Aber ich jammere wahrscheinlich auf hohem Niveau. Tagsüber zwar bis 26 Grad, aber viele Wolken und regelmäßig Sturzbäche vom Himmel. Richtiges Kaminwetter eben.


Wir sind aber nach der wochenlangen Trockenheit alle sehr dankbar für das Nass von oben. Aber wenns hier regnet, dann richtig. Zum Glück kommt ab Donnerstag der Sommer zurück. Dann mit sattem frischen Grün und blühenden Bäumen. Das ist auch gut so, am Sonntagnachmittag wollen wir grillen.