Ach hört mir auf. Im Grunde genommen ist es schrecklich. Dass unser Gärtner nicht der fleißigste ist, das wußten wir ja schon lange. Ist auch schwerlich zu übersehen, wenn das Gras regelmäßig Gelegenheit bekommt zu blühen. Nun ja.
Was aber dem Fass den Boden ausschlug, war, als wir dahinter kamen, dass der Gardener während seiner Arbeitszeit regelmäßig unser Grundstück verließ und nach Hause ging um Tee zu trinken. Seit Wochen! Regelmäßig bedeutet in diesem Fall sogar mehrfach täglich. Nämlich jedesmal dann, wenn ich mit dem Auto wegfuhr. Und das mache ich eben auch öfter am Tag. Zurück kam er dann, wenn er vom Securityguard die Info bekam, dass ich zurück sei. Ein eingespieltes Team. Allerdings für uns nicht so ganz akzeptabel bei einem bezahlten Fulltimejob.
Ich weiß ja nicht, wie der Tee bei ihm zuhause so schmeckt. Aber jetzt hat er dazu viel Zeit und Gelegenheit und wenn er das möchte, kann er seinen Tee auch in Gesellschaft seines Freundes, dem Securityguard genießen. Den haben wir nämlich auch gleich noch vor die Tür gesetzt.
Ersatz ist natürlich umgehend gestellt worden. Jetzt schleicht gerade Victor, der Karatekämpfer, durch den Garten.
Meine Güte, ich hab ja mit so allerlei Problemen hier in Afrika gerechnet. Zum Beispiel, wie ich die Maisfladen vor der Hütte backe. Aber auf diese blöden Personalprobleme könnte ich echt verzichten.
Nichtsdestotrotz hat uns der Alltag hier fest im Griff. Johanna genießt ihre Samstage im Gestüt. Zum Glück ist sie da auf dem Boden geblieben und nimmt nicht nur, wie manche hier, ihre Reitstunde wahr. Da heißt es nämlich anzukommen und direkt auf ein gesatteltes Pferd zu steigen. Nein, unser Hannchen macht das prima. Geritten wird erst nachdem der Stall ausgemistet ist. Und hinterher wird das Pferd ordentlich gestriegelt und gebürtstet und geputzt. Da ist sie wahrlich ordentlich erzogen worden.
Nicht von mir. Nein, diesmal gebührt Frauke der Dank!
(liebe Frauke, wir freuen uns auf den Sommer mir dir und den Pferden in Wustrow ;-)
Aber das Wichtigste darf ich natürlich nicht vergessen. Ende letzter Woche war es soweit. Ich bin mit einem dicken Bündel eurer Spendengelder in Begleitung einiger Lehrer der Deutschen Schule nach Mathare gefahren. Und wir haben tatsächlich 400 Monatsbindenpäckchen in Auftrag gegeben. Ist das nicht Wahnsinn?
Und nächste Woche darf ich große Kartons, gefüllt mit bunten Bindenbeuteln abholen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Glücksgefühle ihr hier mit euren Spenden hervorruft. Bei den Teenagemüttern, die so sehr auf diese Aufträge angewiesen sind, damit ihr Projekt bestehen bleibt. Und dann natürlich erst recht bei den Schulmädchen.
Ansonsten ist es gerade etwas kühl hier. Aber ich jammere wahrscheinlich auf hohem Niveau. Tagsüber zwar bis 26 Grad, aber viele Wolken und regelmäßig Sturzbäche vom Himmel. Richtiges Kaminwetter eben.
Wir sind aber nach der wochenlangen Trockenheit alle sehr dankbar für das Nass von oben. Aber wenns hier regnet, dann richtig. Zum Glück kommt ab Donnerstag der Sommer zurück. Dann mit sattem frischen Grün und blühenden Bäumen. Das ist auch gut so, am Sonntagnachmittag wollen wir grillen.
So kann man sich täuschen. Den Guard hatte ich für integer gehalten. Aber da habe ich mich wohl von seiner akkuraten Kleidung blenden lassen.
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