Sonntag, 20. Mai 2018

Rückblick und wie wir dem Präsidenten den Parkplatz raubten

Ach was war die Zeit schön. Und wie immer ist sie viel zu schnell vergangen. Die gemeinsamen Tage mit unseren Kindern und Freunden waren einfach nur großartig. Von ausgedehnten Frühstücken, über zahlreiche Ausflüge bis hin zum fast täglichen Bekochtwerden von Joschi und Alissa. Danke dafür!

Besuch im Elefantenwaisenhaus

bei Karen Blixen

in Karens Coffeegarden




Nun ist das ja mit so vielen Personen logistisch manchmal etwas kompliziert. Und besondere Umstände erfordern bekanntlich gelegentlich besondere Maßnahmen.... die Jungs hatten jedenfalls ihren Spaß.


 Schuhwäsche 

Und auch unsere großen Jungs hatten wie auch wir damals das besondere Glück mitten im Nationalpark mit dem Land Cruiser hängenzubleiben. Abenteuer gibts bei uns eben nur im Komplettpaket.


Aber wie das nun immer so ist, irgendwann isses vorbei. Ich hasse ja diese Abschiede und bin da viel zu leicht am Wasser gebaut. Aber was soll man machen, wenn das Herz so schwer ist?

Nachdem wir nun also sämtliche Besucher mitten in der Nacht am Flughafen abgeliefert hatten, war unser Plan recht schnell heimwärts zu fahren. Pustekuchen. Der Liebste hatte etwas weiter vom Terminal entfernt einen, wie er fand,  ganz wunderbaren Stellplatz gefunden. Sah eigentlich ganz gut aus. Ziemlich groß, gut beleuchtet und unser Auto hatte den ganzen Parkplatz für sich allein.

Schlecht war allerdings die Radkralle am rechten Vorderrad. Na prima. Und das mitten in der Nacht. Und so begann unsere Odyssee durch diverse Flughafenbüros. Wir kennen jetzt alle! Security, Polizeistation, mobile Flughafenpolizei von Terminal 1A, ect.

Wie sich herausstellte, hatte der Liebste unser Auto auf dem Parkplatz des Präsidenten (ja, DER Präsident!) abgestellt. Aha, deshalb war es dort auch so wunderbar leer. Unsere Rundreise endete irgendwann wieder an unserem Auto, welches nun mittlerweile von einer Armada von Polizisten umstellt war. Schöner Mist. In Gedanken kalkulierten wir bereits eine höhere Summe für die Freilassung unseres Gefährtes ein. Brauchten wir aber gar nicht. Warum auch immer, wir wurden freundlich behandelt, lediglich belehrt und durften ohne Strafgebühr das Flughafengelände mit unserem Auto verlassen.

Und da soll noch mal einer sagen, es gäbe hier nur unfreundliche Polizisten. In dieser Nacht haben wir wohl tatsächlich Glück gehabt....

Freitag, 18. Mai 2018

Kreide für die Starkids

Endlich, mit soviel Verspätung wollten wir nun endlich mal unsere Pläne in die Tat umsetzen. Meine allerliebste Mutter hatte bei ihrem letzten Besuch reichlichst Schulmaterialien und Kreide und Stifte mitgebracht. Und auch von Peter gab es hier Unmengen an Tafelkreide und Malutensilien für die Starkids.


Im Grunde genommen passte es gerade ganz prima, weil ich meinen großen Kindern sowieso die Schule zeigen wollte. Und so schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.

Aufgrund der heftigen nächtlichen Regenfälle wollte ich ein Steckbleiben meines Autos im Slumschlamm (was für ein Wort...) verhindern. Also stiefelten wir zu Fuß los. Heraus aus dem wohlsituierten Wohnviertel, mittendurch durch Bretter- und Blechhüttenwege. Voller Schlamm, Schmutz und Elend. Einmal quer über den Highway. Hinauf auf den kleinen Hügel zu den Starkids.


Rosalyn erwartete uns bereits und versorgte uns erstmal mit heißem Wasser, Krümelkaffee und Kuchen.

Die Freude über unsere Mitbringsel war riesig. Rosalyn nahm sich viel Zeit für uns, erzählte von ihrem Alltag in der Schule und stellte aber auch unseren Kindern viele Fragen.




Die Kinder waren ziemlich still auf dem Heimweg. Jeder hing so seinen Gedanken nach. Dankbar, wie gut wir es haben. Und mit so einigen Ideen. Aber genau aus solchen Erfahrungen wachsen die  Kräfte, zu helfen. Jeder, wie er es kann.....




Familienbande und Glücksläuse

Und wieder hieß es mitten in der Nacht für uns aufzustehen. Der Grund war diesmal der schönste überhaupt. Unsere großen Kinder waren im Anflug. An Schlaf war deshalb vorher sowieso nicht zu denken, zumindest für mich. Mein Mutterherz machte große Sprünge.

Und da waren sie endlich. Im Gepäck gleich noch einen Schulfreund von Raphael und Johanna mit seinem Papa.



Großartig! Die Regengüsse der ersten Tage störten uns nicht sonderlich. Wir hatten sowieso soviel zu schnattern, spielen, lachen. Schlechtes Wetter wurde mit Monopoly und Klavierlektionen überbrückt. Und das Schöne hier ist ja, das sich die Sonne doch immer wieder zeigt.




Und doch kommt ja bei uns manches anders, als geplant. Hatte ich doch vor, mit unseren Besuchern das KICC (Kenyatta International Conference Centre) zu erklimmen. Das ist das zweithöchste Gebäude in der Innenstadt und man hat von der Dachterrasse einen fantastischen Blick über die Stadt. Zunächst mussten wir unseren Ausflug wetterbedingt um einen Tag verschieben, was sich allerdings im Nachgang als Glücksfall herausstellen sollte. Ich erhielt nämlich einen gänzlich unerwarteten Anruf aus der Schule. Am Telefon ein völlig verzweifelter und am Boden zerstörter Raphael, der mich schluchzend und unter Tränen bat ganz schnell zu kommen und ihn abzuholen. Na was für ein Glück, dass ich zuhause war und nicht auf einem Aussichtsturm mitten in der Stadt. Also nichts wie hin zur Schule. Es stellte sich heraus, das bei einer Reihenkontrolle aller Schüler eine einzelne Laus auf Raphaels Haaren gesichtet worden war. Ansonsten nix. Auch nach eingängiger Kontrolle meinerseits befand sich außer sehr blonden  Haaren weder Läuse noch deren Brut auf dem Kopf. Wer weiß. Diese Lausemaus führte nun allerdings dazu, dass Raphael am Folgetag nicht zur Schule durfte. Läusekinder haben hier einen Tag Schulverbot. Warum weiß der Geier. Aber nun gut. Um den verzweifelten Raphael zu trösten planten wir unseren Ausflug zum KICC nun also für den nächsten Morgen, was dazu führte, dass die ja immer noch für diesen Tag schulpflichtige Johanna ebenfalls nochmal um eingängige und besonders sorgfältige Kontrolluntersuchungen ihrer Haarpracht bat. Das Nichtauffinden auch nur einer einzigen winzigen Laus führte dann allerdings zu heftigsten Bauchschmerzen am folgenden Morgen. Absolute Schulunfähigkeit. Zum Glück trat nach dem Frühstück eine Wunderheilung ein, so dass wir gegen zehn mit zwei Autos Richtung Innenstadt starten konnten. 







Im Nachhinein war es wohl eine "Glückslaus" auf Raphaels Kopf. Wer weiß, welcher Engel uns da geholfen hat, einen wunderbaren Tag gemeinsam zu verbringen. Unbekannterweise - Danke dafür!

Montag, 7. Mai 2018

Asante sana

Ja, endlich war es soweit. Die erste Übergabe der von euch so reichlich gespendeten Hygiene-Monatseinlagen stand an. Noch am Vortag war nicht ganz klar, ob es klappen würde. Nicht wegen irgendwelcher organisatorischer Probleme. Nein. Ich war das Problem. Naja, zumindest der Hexenschuss, der sich am Vortag in meinen Rücken geschossen hatte. Was für ein Timing. Die heilenden Hände einer wunderbaren Osteopathin taten dann allerdings ein Wunder.  Danke Marion!



Und so fuhr ich am Freitag Morgen in die Deutsche Schule. Dort war ich mit zwei Sozialarbeiterinnen aus dem Teenage-Mother-Project Mathare verabredet. Und gemeinsam machten wir uns dann zu dritt auf den Weg zu den Starkids. Rosalyn, die Direktorin der Schule erwartete uns bereits am Tor. Ich muss ehrlich zugeben, dass allein das Erreichen dieses Tores ein Abenteuer war. Durch Schlamm und Geröll erklommen wir also, uns gegenseitig stützend, den auf einer Anhöhe gelegenen Eingang der Schule. Sämtliche Wege waren durch durch starken Regenfälle der letzten Wochen weggespült worden.

Nach einem kurzen Schnack im Büro wurden dann alle Mädchen der Schule, von der 5. bis zur 12. Klasse, zusammengetrommelt und in einem Raum versammelt.




Die Knaben blieben in ihren Unterichtsräumen und bekamen von Rosalyn die Aufgabe, diese in der Zwischenzeit gründlich zu putzen, damit die Mädchen es schön haben, wenn sie nach der Schulung wieder zurückkommen. Diese Gesichter hättet ihr sehen müssen.... Haben sie dann aber gemacht.

Wir haben dann etwa anderthalb Stunden mit den Mädchen gearbeitet. Es hat so viel Freude gemacht. Ann und Mercy, die beiden Engel aus Mathare waren großartig. Aber seht selbst: 








Die Mädchen waren allesamt so glücklich über die Päckchen. Stellt euch vor, auf Nachfrage erfuhren wir, dass an diesem Tag nur ein einziges Mädchen eine Unterhose anhatte. Um so stolzer zeigten sie sich nun ihre in den Päckchen enthaltenen bunten kindgerechten Slips mit den dazugehörigen Sanitarypads. Wir klärten auf, sprachen über Menstruation, Krankheiten und auch Schwangerschaftsverhütung. 

Manchmal ist man hier wirklich fassungslos und entsetzt ob der Armut. Man sieht sie nicht auf den ersten Blick. Aber wenn man mutig ist und nach links und rechts und auch hinter die Fassaden schaut, dann könnte man manchmal einfach nur noch weinen.

Ohne eure großartige Hilfe und Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich. 
Viele weitere Schulen werden folgen. 
Asante sana

(wer die Schulmädchen hier in Kenia weiterhin mit Aufklärung und der Verteilung von waschbaren Monatseinlagen unterstützen möchte kann sich jederzeit gerne an mich wenden)
berit@lattorff.de





Dienstag, 1. Mai 2018

Wochengeschichten oder wer hat an der Uhr gedreht?

Ja, genau. Wer hat an der Uhr gedreht? Zum einen, weil die Zeit so schnell vergeht. Zum anderen komme ich zum Schluss.

Der Regen hatte uns die letzten Tage voll im Griff. Und das bedeutet hier im wahrsten Sinne jedesmal "Land unter".



Raphael und Johanna haben jedesmal einen Heidenspass daran, mich beim Autofahren zu motivieren, auch die tiefsten Pfützen zu durchfahren. So manches mal habe ich das dann allerdings auch schwer bereut. Spätestens in der Mitte der Wasserlöcher, wenn das Wasser fast zur Tür hereinkam und mein Puls sportlich wurde. Ich hab mich dann jedesmal an die wichtige Devise gehalten, bloß nicht stehenzubleiben, gehofft, dass die nicht sichtbaren Schlaglöcher keine tiefen Krater wären und habe mich selbst (und die Kinder ein bißchen) ob unserer Abenteuerlust verflucht. Waren wir allerdings durchgekommen, war der Jubel im Auto jedesmal groß.

Mittlerweile erfreuen wir uns jedoch über gelegentlichen Sonnenschein. Und auch unser Schlammloch im Garten verwandelt sich zunehmend wieder in eine akzeptable Badestelle. Dem Liebsten sei Dank! Manchmal schimmert das Wasser sogar schon wieder blau. Ein paar Tage wirds noch brauchen, aber dann...


Und dann gibt es hier immer wieder diese Momente, die einen schlagartig erden und Demut lehren. Heute Vormittag waren wir kurz im nahegelegenen Slum. Ziel unseres Ausfluges war der Erwerb eines neuen Regals für das Staffquarter. Und Tischler gibts dort einige. An- und Verkäufe auch. Und das Geld ist dort allemal besser angebracht, als im gutsortierten Möbelgeschäft in der Innenstadt.




                                                 (die StarKids School ist gleich nebenan)

(hier wird tatsächlich die Wäsche im Graben gewaschen)


Und zu guter Letzt brauche ich mal eure Hilfe. Ich möchte nämlich tatsächlich, vollen Ernstes wissen, wer an meiner Uhr gedreht hat. Beziehungsweise dreht, denn es hört nicht auf.


Nun begleitet mich dieses Lieblingsstück seit genau 20 Jahren. Jeden Tag. Und wir haben viel miteinander durchgemacht. Auch gelegentliche Trennungen. Natürlich ungewollte. Durch diverses und wiederholtes Vergessen in verschiedenen Kreißsälen, Kitteltaschen oder sonstigen unmöglichen Orten. Einmal hatte sie sich tagelang unter dem rechten Vorderreifen im Kiesbett eines Parkplatzes in der Toskana versteckt. Zuletzt hatte unsere (zum Glück sehr gläubige) Maid Gefallen an ihr gefunden, sie dann jedoch nach einem eindringlichen Hinweis meinerseits "Gott sieht alles..." wieder auftauchen lassen. Und so gehen wir also seit Jahren unseren Weg gemeinsam durch dick und dünn.
Und nun, ganz plötzlich spielt die Gute verrückt. Das Ziffernblatt dreht sich im Inneren seit einigen Tagen entgegen dem Uhrzeigersinn.
Nun hab ich mich zwar bereits zum Hühnerdoktor qualifiziert (der Henne gehts übrigens wieder hervorragend), aber von Uhren hab ich nun gar keine Ahnung. Vielleicht muss also doch mal ein richtiger Uhrenarzt ran.
Wenn jemand eine Idee hat, immer her damit. Aber vielleicht hat sie ja tatsächlich nur eine Schraube locker. Soll ja vorkommen im Alter ;-)