Oh man oh man. Das war was. Da war ich nun also zu Hildahs Beerdigung eingeladen worden. Irgendwo draußen auf dem Land. Zum Glück hatte ich Mitfahrer im Auto, die mir den Weg ins Hinterland weisten. Ich hatte im Medical Center angeboten, drei Leute mitzunehmen. Es warteten fünf auf mich. Ich solle mir keine Sorgen machen, ich hätte ja ein rotes Nummernschild. Gesagt getan. Alle irgendwie ins Auto gestapelt. Und dann ab ins Nirgendwo. Weit ab vom Schuss ins Hinterland. Zunächst noch über Straßen, später waren es nur noch holperige Feldwege.
Wie erwartet war es eine große Trauergemeinde. Alle fröhlich bunt angezogen. Das ganze Dorf war zusammengekommen. Die Feier fand im Garten der Eltern statt, in dessen Mitte ein wirklich schöner weißer Sarg aufgebahrt war. Nun waren die Feierlichkeiten bei unserem Eintreffen bereits in vollem Gange. Wir fünf versuchten uns am Rande zu halten, jedoch kaum entdeckt wurde ich ins Zentrum gezogen und auf einen Stuhl drapiert.
Hildah im Sarg, ich auf einem Stuhl und um uns 200 Kikuyu. Es war irgendwie bizarr.
Und ergreifend.
Und es war ein Fest!
Es wurden unzählige Reden gehalten. Traurige, lustige, meist auf kikuyu, manche auf englisch (mir zu Ehren). Es wurde stundenlang gepredigt, gebetet, getanzt und sich ab und zu in Ekstase gesungen. Hier und da fiel jemand um. Wie mir erklärt wurde gehören die Ohnmachtsanfälle zum Ritual.
Und ich konnte beobachten, wie die Zeremonie, die der Priester leitete, tatsächlich therapeutische Bezüge aufwies. Er lies die Menschen weinen und schreien und hatte ein gutes Gespür dafür, wann es genug war. Dann erfolgte der Wechsel zu Witzen. Und so war es stundenlanger Wechsel der Gefühle.
Hildah wurde dann mit ihrem Sarg im elterlichen Garten zwischen Maispflanzen und im Schatten von drei Bananenstauden begraben. Alle durften irgendwie dabei helfen. Und dann standen wir da, dicht gedrängt um das Grab. Haben jeder eine Hand voll Erde geworfen und nach dem Zubuddeln der Grube Blumen auf den Erdhügel "gepflanzt". Meist Mitbringsel vom Wegesrand, wir hatten ein paar Rosen dabei.
Und während noch die Blumen der Reihe nach aufs Grab gelegt wurden, erschallte aus einem Zelt im Garten bereits Partymusik. Jetzt wurde gefeiert. Und gegessen. Es gab Unmengen an Reis, Kohl und Bohnen. Alle Nachbarn hatten gekocht und das Essen in riesigen Waschschüsseln mitgebracht. Hallelujah.
Und so entsetzlich traurig wir auch alle waren, irgendwie war dieser Nachmittag heilsam.
Für uns alle.
Dem Baby geht es soweit gut. Demnächst davon mehr.
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