Samstag, 26. Dezember 2020

Was für ein seltsames Weihnachtsfest oder Wenigstens die Soße war gut

Mal abgesehen davon, dass wir wussten, dass es dieses Jahr anders wird als gewohnt, fühlt es sich doch reichlich seltsam an - dieses Weihnachten. Und irgendwie lassen auch die Merkwürdigkeiten nicht nach. Aber von vorn......

Statt also wie gewohnt beieinander unterm Baum zu sitzen, trafen wir uns mit den Kindern in den endlosen Weiten des www um zu erzählen, zu lauschen, zu staunen. Ist schon komisch, dass man sich auch auf solchen Wegen nahe sein kann. Naja, zumindest ein bißchen. Selbst die Großeltern tauchten immer mal im Bild mit auf. 

Obwohl es gut gelungen ist, würde ich das gern als Erfahrung verbuchen und in den kommenden Jahren doch lieber wieder auf die herkömmliche Art und Weise feiern.  Denn irgendwie war dieses Jahr der Wurm drin. 

Alles begann mit einem Stromausfall pünktlich zum Gottesdienstbeginn. Prima Timing. Da saßen wir nun also vor unserem Bildschirm im Dunkeln. Die Predigt half nicht weiter, war sie doch eher von der depressiven Sorte. Zeitgleich begann Raphael über heftigste Ohrenschmerzen zu klagen. Eine fette Mittelohrentzündung war im Anmarsch. Zum Glück war das passende Antibiotikum im Haus. Zur Bescherung hatten wir dann also ein krankes Kind im Bettzeug auf der Couch. Das andere Kind meinte, wenn sich das Kranke zur Bescherung nicht schick machen müsste, dann würde sie auch im Schlumper-T-Shirt bleiben wollen. Der Liebste und ich hatten keine Lust auf Diskussionen und so putzten wir uns nur selbst heraus. Zumindest wars dann gemütlich. 

Für den ersten Feiertag hatte ich Oma Helgas (Gott hab sie selig) berühmte Weihnachtstorte gebacken. Nusstorte mit Buttercremefüllung. 

Nach dem Anschneiden am festlich gedeckten Kaffeetisch merkten wir bald, dass die Buttercreme über Nacht sauer geworden war. Also ab in den Müll damit. Es tat nur ein bisschen weh, hatten wir ja noch ausreichend Lebkuchen, Dominosteine und Stollen. Und natürlich blieb uns ja noch die Vorfreude auf die Weihnachtsgans, die bereits seit Stunden im Ofen schmorrte. Es war Zufall, dass wir vor ca. einem Monat auf einer Organic-Farm eine Gänsescharr entdeckt hatten. Eins der Tiere wurde also am 23. für uns gemeuchelt, gerupft und ausgenommen geliefert. Mmh, zumindest dachten wir es wäre eine Gans. So richtig wissen wir bis heute nicht, was für ein Vogel dann da am Abend auf unserem Teller lag. Wir sind uns sicher, dass es weder Gans noch Ente war. Es war jedenfalls nicht essbar. 


Mittlerweile waren wir ja geübt darin, den Mülleimerdeckel zu öffnen. Gab es also Klöße, Rotkraut und Soße. Aber die war immerhin gut. 

Letztendlich passt all das zu diesem seltsamen Jahr und es wäre merkwürdig gewesen, wenn es anders gekommen wäre. 2020 bleibt sich treu. 

Immerhin etwas, auf das man sich verlassen kann ;-)


Mittwoch, 16. Dezember 2020

Samburu - Von Sonnenauf- und untergängen oder wie Johanna von zwei Samburu Kriegern gerettet wurde

Manchmal haben wir echt Schwein. Mit unserer Reise nach Samburu auf jeden Fall. Es gibt einige schöne Camps hier. Wir haben nicht das teuerste, aber eines der hübscheren erwischt. Das ist ja immer so eine Sache, wenn man auf Empfehlungen setzt. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Wir hatten Glück! Zelte am Fluß mit Pakettfußboden und Mahagonimöbeln, Bad, Toilette und Extradusche. Wir sind die einzigen Gäste im Camp. Freundlicherweise hat man uns deshalb gleich das größte der Zelte gegeben. Sozusagen zwei Zelte mit verbindendem Wohnzimmer. Wir erfreuen uns nun an insgesamt drei Terrassen über eine Länge von 10 m und versuchen dem immer mal dem gerecht zu werden, indem wir unsere Liegeplätze wechseln. Angeblich sollte in unserem Zelt vor einiger Zeit mal Präsident Clinton übernachten. Der Secret Service war allerdings unglücklich über die Tatsache, das es sich erstens um ein Zelt handelte, welches zweitens obendrein an einem Fluß lag, in welchem es drittens vor Krokodilen nur so wimmelt. Präsident Clinton musste also nach dem Lunch wieder abreisen, wir dagegen können bleiben. Bar, Restaurant, Pool und das gesamte Personal nur für uns alleine. Das ist dann schon etwas schräg. Wir versuchen allen gerecht zu werden und bemühen uns regelmäßig unsere 7-Gänge Menues einzunehmen, den Pool zu benutzen, den Kinderclub zu besuchen und den Barkeeper zu beschäftigen. Ganz schön anstrengend.......








Um dem Ganzen mal zu entfliehen hatten wir uns gestern Abend zum Sundowner auf einen nahegelegenen Berg fahren lassen. Als wir dort ankamen, wartete allerdings als Überrraschung bereits der Barman nebst Bar und einer Köchin nebst Küche auf uns. Auch gut.....  Waren wir wenigstens nicht allein.





Jelly, unserer Fahrer erzählte so fröhlich und allwissend, dass wir uns spontan heute morgen nochmal von ihm abholen ließen, um im Morgengrauen und den Vormittagsstunden auf Tierpirsch zu gehen. Und wir haben so viele Tiere gesehen, unglaublich. 






Frühstück hatten wir auch dabei. Jelly parkte am Fluß in der Nähe einer riesigen Elefantenherde und mahnte uns aufzupassen. Falls die Dickhäuter zu nahe kämen sollten wir rasch ins Auto springen. Zu uns gesellte sich eine ca. 80 Mann starke Pavianfamilie, die ebenfalls ihre Morgenmahlzeit einnahm. Und wie das so ist, irgendwann drückte meine Blase. Die Paviane störten mich nicht, die haben auch alle einen nackigen Hintern. Also ab hinter den Busch. Aber ich sage euch, wenn beim Pullern plötzlich hinter euch ein Elefant trötet, dann pullert man vor Schreck schon mal im zick zack. Meine Güte hatte ich mich erschrocken..... 

Für den Nachmittag hatten wir noch einen Naturewalk geplant. Michael und Hannchen machten sich zusammen mit zwei Samburu Kriegern vergnügt auf den Weg. Nach Kurzem gesellte sich noch ein bewaffneter Ranger zu ihnen. Es gibt einfach zu viele Leoparden hier ums Camp. Aber es war nicht der Leopard, der den Spaziergang im Busch beendete, sondern Hannchens labiler Kreislauf, der sie zusammensacken ließ. Kurze Ohnmacht inbegriffen. Michael konnte sie zum Glück auffangen und die beiden Krieger reagierten ganz weltlich und großartig, in dem sie beruhigend auf beide einsprachen, einen Geländewagen organisierten, der sie mitten aus der Graspampa abholte. Kaum im Camp zurück kam noch ein älterer Herr im Arztkittel an, der uns das in seinem Koffer befindliche Blutdruckmessgerät anbot. War aber nicht mehr nötig. Die Farbe in Johannas Gesicht wandelte sich nach der Rückkehr rasch zurück ins rosige und ein großes Glas Orangensaft tat das seine. 

Vielen Dank den beiden Kriegern! 


Sonntag, 13. Dezember 2020

Irgendwie falsch, aber doch richtig

Irgendwie fühlt es sich falsch an und ist doch wahrscheinlich das Vernünftigste, was wir tun konnten. Während zahlreiche unserer Freunde ihre Sachen gepackt haben, um die Weihnachtsferien in Deutschland zu verbringen, haben wir schweren Herzens unsere Flüge auf den kommenden Sommer umgebucht. Zu unsicher ist die Situation in Deutschland derzeit. Die Wahrscheinlichkeit sich dort zu infizieren reichlich höher, als hier. Man kann nicht immer nur Vernunft predigen und das Gegenteil leben. Wie auch immer, diesmal tut es besonders weh......

Es wird das erste Weihnachten in meinem Leben, an welchem ich nicht alle meine Kinder um mich haben werde. Schon der Gedanke daran lasst mich schwer schlucken. Nicht, dass den Großen ein schönes Weihnachtsfest verwehrt bliebe. Nein, sie werden von den Großeltern aufgefangen und verwöhnt werden. Ich bin es, die Oberglucke, die leidet. Und doch wird es gehen. Irgendwie. Mit Zoom und WhatsApp lässt sich so manches überwinden. Die wahren Katastrophen im Leben sehen wahrlich anders aus. 

Und nun sind wir also am Tag unserer ursprünglich geplanten Abreise statt zum Flughafen mit dem Auto  in die Aberdares gefahren. Das ist ganz nett hier, grün und bergig. Und irgendwie auch ein bißchen schräg. Da sitzen wir hier nun in einer Logde im britischen Kolonialstil umgeben von blümchengemusterten Tapeten, schweren Teppichen und Möbeln im englischen Landhausstil. Und das  ausgerechnet an dem Tag, an welchem Kenia seine Unabhängigkeit vom britischen Kolonialismus zelebriert. Immerhin bröckelt auch hier schon der Putz ein wenig. 




Morgen gehts weiter in Richtung Norden. 

Sonntag, 6. Dezember 2020

47. Level erreicht

Ich verstehe ja bis heute nicht, warum sich so manch einer ziert, sein Alter preiszugeben. Ist in meinen Augen totaler Quatsch. Ich bin stolz drauf. Auf jedes einzelne Jahr meines wunderbar verrückten Lebens. Es war meine Mutter, die mir vor langer Zeit eindrücklich erklärte, dass die einzige Alternative nicht älter zu werden darin bestünde, jung zu sterben. Ich habe damals diese Möglichkeit abgewählt und freue mich seit dem über jedes einzelne Jahr, welches dazukommt. Meine Kinder meinten, man solle in Leveln rechnen, wie bei Computerspielen. Da wird es auch immer besser, je weiter man kommt. Recht haben sie.....

Und ich hatte tatsächlich einen ganz wundervollen Tag. Schön, wie lange nicht mehr. Aufgeweckt vom Sonnenschein, Überraschungsfrühstück im Bett mit der ganzen Bagage, zauberhafte Geschenke incl. eines weiteren Paares Schuhe von meinem Lieblingsschuster in der kleinen versteckten Gasse in Stone Town auf Sansibar. Bummeln über Märkte und Lunch in Karen Blixens Coffee Garden folgten. Meinen eigenen Finch Hatton hatte ich ja dabei. Singende Kellner, herrlichstes Dessert und am Abend ein sekt- und weinschwangerer Abend mit Freunden beim Lieblingsitaliener. 

Getragen haben mich gestern die unzähligen Nachrichten mit Glückwünschen auf verschiedensten Kanälen. Weit über hundert.....

Und das hat mich tatsächlich sprachlos gemacht. Ich habe schon viele Geburtstage gefeiert, aber solch eine Flut an Glückwünschen und Nachrichten, gesprochen oder geschrieben, habe ich bisher noch in keinem einzelnen Jahr verzeichnen können. Das hat mich nachdenken lassen und demütig gemacht. So furchtbar diese Coronazeit auch ist und so anstrengend und herzzerreißend die Trennungen von Familie, Kindern und Freunden, so sehe ich doch auch, dass Menschen wieder näher zusammenrücken. Was früher oft im Trubel unterging, hat wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Wertigkeiten verschieben sich. 

Ich hoffe sehr und glaube ganz fest daran, dass es uns gelingt diese Nähe und dieses Bewußtsein auch in die Zeit, die irgendwann mal nach Corona kommen wird, hinüberzuretten. Das sind die wahren Dinge im Leben, die zählen.....