Und nun sind wir unterwegs. Ist schon spannend, mit vier Frauen, allesamt Mütter von mehr oder weniger großen und kleinen Kindern, in einem Auto gemeinsam unterwegs zu sein. Es ergeben sich völlig ungeahnte und unerwartete Schwierigkeiten. Während alle vier das Ausbleiben von Fragen wie "Wann sind wir endlich da?", "Wie lange noch?" bis hin zu "Warum müssen wir überhaupt wegfahren?" oder "Mir ist schlecht" genießen, erschloss sich uns ein völlig ungeahntes Problem. Nämlich "Wo ist der richtige Ort für eine Pullerpause?". Hier gibt es tatsächlich unterschiedliche Präferenzen. Nicht einsam genug, ein Mensch in der Nähe, Büsche zu spärlich, gar keine Büsche, Büsche nur auf der anderen Straßenseite.... Naja, wir haben irgendwann den idealen Platz gefunden und sind dann, wie Mädchen das so machen, in Zweierteams ins Gebüsch. Klassisch eben....
Die Fahrt hoch nach Marsabit war durchaus spektakulär. Vorbei an Ananasplantagen, den Aberdares, dem Mount Kenia zu unserer Rechten, entlang an Hopfenplantagen und Rapsfeldern, Stop am Äquator, weiter durch das atemberaubende Samburu, Überqueren ausgetrockneter Flussbetten bis hinein in das County Marsabit.
Unterwegs, ganz am Ende von Samburu wollte doch tatsächlich das erste mal in meinem kenianischen Leben ein vermummter Herr in Uniform (ich weiß nicht, ob Polizei oder eher Militär) meinen Ausweis sehen. Unsere Antwort auf seine Frage, wohin wir reisen würden, fand er glaub ich nicht so toll. Ist ja auch manchmal etwas unruhig hier oben. Gott sei Dank hatte ich meine Diplocard dabei. Das half zumindest, dass er nicht mehr nach meinem Führerschein fragte. Den hab ich nämlich gar nicht dabei. Der alte war abgelaufen und ein neuer ist zwar beantragt, aber die Mühlen mahlen hier sehr langsam. Ich bin auch tatsächlich gespannt, wie der neue, wenn er denn irgendwann mal ausgestellt sein sollte, aussehen wird. Mein letzter wurde irgendwo in einem kenianischen Gefängnis von Insassen gebastelt. So sah er auch aus! Als ob Übeltäter oder Bösewichte Basteltalent hätten.....
Nun sind wir jedenfalls hier in Laisamis angekommen. Irgendwo im Nirgendwo. Es ist trocken, es ist heiß, es ist staubig, es ist windig.
Die Unterkunft ist absolut akzeptabel. Für ca. 10 Euro pro Person bekommen wir Einzelzimmerunterkunft mit Frühstück. Das Einchecken war einfach. Allerdings ist das Öffnen der Zimmertüren ein Abenteuer. Für Kenianer wohl bekannt, standen wir deutschen Frauen etwas ratlos vor unseren Zimmertüren. Man muss in ein Loch greifen, dann die Hand im Loch nach oben drehen. Dort findet man dann nahezu unerreichbar ein Vorhängeschloss, in welches man, bei beengtem Platzangebot und ohne Sicht einen Schlüssel stecken soll. Das ist Puzzelarbeit im Irgendwo. Für eine zweite Hand ist die Öffnung zu klein. Irgendwie geht es dann, aber es dauert verdammt lange, macht Krach und jedesmal hat man schon beim Aufschließen Sorge, weil ja das Abschließen ähnlich kompliziert ist.
Ob nun vom komplizierten Öffnen der Zimmer, der Freude über das Ankommen oder die Entspannung bei dem ersten Soda im Garten, unsere Gesichter leuchteten. Lisa gab dem Ganzen einen Namen - der "Wüstenglow". Ich finde er steht uns.
Zu uns gestoßen sind hier am Nachmittag zuerst Amina, eine lokale Health Workerin, die sich hier oben ganz engagiert für Frauenrechte und Mädchen einsetzt und unermüdlich Aufklärungsarbeit in den Dörfern gegen die immer noch praktizierten Beschneidungen macht. Und später traf noch Stephen ein, der früher hier mal Gesundheitsminister war und mir mit seinen Kontakten enorm geholfen hat, die Termine mit den Schuldirektoren zu vereinbaren.
Die Truppe ist nun also komplett. Die nächste Lagebesprechung erfolgt beim Frühstück morgen früh und dann gehts auf in die Schulen.
Ich werde berichten.....
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