Samstag, 30. September 2017

"Man muss das Leben tanzen"

Ach, wie anstrengend sind die letzten Tage gewesen. Und wie schön es, dass es genau so ist. Wir sind am frühen Mittwochnachmittag zum Flughafen gefahren und haben unsere (nun ja vor Ort anwesenden Betten) freiwillig gegen die doch etwas beengteren Sitze der Swiss Air ausgetauscht. Und so verbrachten wir die Nacht zum Donnerstag mit gutem Service in der Luft. Und was für ein wunderbarer Empfang in Berlin. Mit Blumen und Frühstück.
Und dann ging es aber auch gleich weiter. Nach Wörlitz. Mein Großvater plante hier seit zwei Jahren seinen 90 (!) Geburtstag. Nun ja, der Tag war gekommen. Er war (auf ausdrücklichen eigenen Wunsch) ganz allein mit der Bahn hier angereist. Respekt! Und so folgte ein sehr schöner Abend im Kreise der Familie.

Am Freitag stand dann Halle, unsere alte Heimat, auf dem Plan. Also sind wir (wegen des hier exellenten Frühstücks) etwas eher aufgestanden. Das fiel aufgrund der bleiernden Müdigkeit allen etwas schwer, aber das Frühstück war es wert. Als Transportmittel stand uns das Auto meiner allerliebsten Mutter zur verfügung. Das mit dem Switchen auf den Rechtsverkehr gelang ganz gut. Allerdings werden wir nun auch hier unser Scheibenwischerproblem nicht los. Nur diesmal andersherum. Naja, mein Gott, was solls.
Als erstes besuchten wir meine "alte Heimat", das Krankenhaus. Es war so schön, einige von euch wiederzusehen. Leider war die Zeit viel zu knapp und ich konnte nicht alle besuchen. Beim nächsten mal, im Dezember, bring ich mehr Zeit mit.


Dann gings ganz schnell zu Hannibals Hörgeräteakustikerin und anschließend trennten wir uns. Nur für anderthalb Stunden. Während Michael mit Raphael in die Uni fuhr, brachte ich Hannchen zu ihrer Überraschungstanzstunde. Ach, hat sich die Kleine gefreut.



Und während Hannchen und Franzi Pirouetten drehten nutze ich die Chance und habe ein Schreibwarengeschäft leergekauft. Zumindest, was Heftumschläge und Hefter angeht. Wir führen jetzt also nach Africa die gewünschten Farben rosa, lila, gelb, orange, hellblau, dunkelblau, grün, rot, grau, braun, weiß, schwarz und türkis ein. Na dann muss ja jetzt in der Schule alles klappen. Im Kaufrausch habe ich sogar verschiedenfarbige Buchumschlagsfolien erstanden.

Und dann kam wie immer das Beste zum Schluss. Ein wunderbar herzliches Mittagessen mit alten Freunden.


Eigentlich sagt das Bild schon alles aus und dem ist nichts hinzuzufügen.



Montag, 25. September 2017

Rohrbruch, Wahlparty und Zahnverlust

Nun, ich hab es ja nicht anders gewollt. Jetzt steh ich hier also zwischen hunderten Kartons und versuche dieser Situation Herr zu werden. Es geht mühsam voran, immer eine Kiste nach der anderen. Und so langsam sieht das Haus von Stunde zu Stunde wohnlicher aus. Und die Garage füllt sich mit leeren Boxen und Unmengen von Papier und Knisterfolie (was für ein Spaß!).

Gestern Abend waren wir noch bei der Wahlparty in der deutschen Botschaft. Das war sehr nett. Verpflegung und Getränke sponserte die Botschafterin. Vom Ergebnis waren wir allerdings durch die Reihe weg geschockt. Es ist beängstigend, was sich da entwickelt. Hoffentlich gibt es vor der nächsten Wahl ein rechtzeitiges Erwachen.




Raphael hat natürlich mal wieder während der ersten Übertragung der Wahlergebnisse den Vogel abgeschossen. Ihm flog (nach einigem Wackeln) ein Milchbackenzahn aus dem Mund und natürlich, wie sollte es auch anders kommen, kullerte der irgendwo unter die Sitze der vor uns Plazierten. Und so krabbelten Raphael und Michael auf allen Vieren auf der Erde und suchten unter den (natürlich besetzten Stühlen) im Handylicht den Backenzahn. Wir wollten ja die Zahnfee nicht enttäuschen. Wenn sie sich schon auf den weiten Weg nach Afrika macht, dann soll sie unter dem Kissen auch was finden.


Ganz passend für uns war übrigens am Samstag beim Anschließen der Waschmaschine das Wasserrohr in der Wand gebrochen. Zum Glück steht die Waschmaschine im Waschraum, da waren dann andere Räume im Haus nicht betroffen. Der Klempner kam nach unserem etwas verzweifelten Anruf auch umgehend vorbei und wurde der Sintflut Herr. Heute morgen schaute er dann mit seinem Lehrling erneut vorbei und konnte richtig reparieren. Wir haben dann die Waschmaschine probelaufen lassen. Und dann saßen die beiden Jungs davor, schauten eine halbe Stunde zu wie sich die Wäsche in der Trommel fröhlich drehte und fanden das alles ganz toll.


Dann wollten sie auch noch die zweite Waschmaschine anschließen. Auf meine Erklärung hin, dass das ein Wäschetrockner sei, dessen Funktion ich wegen Unbekanntheit noch kurz erklären durfte, erntete ich allerdings nur verständnisloses Kopfschütteln. Hier würde schließlich den ganzen Tag die Sonne scheinen. Naja, jetzt bin ich wahrscheinlich die verrückte Deutsche. In Anbetracht des roten Staubes kann ich allerdings ganz gut damit leben. Außerdem mag ich meine Handtücher gern flauschig weich.


Samstag, 23. September 2017

Erstens kommt es anders...

Ach nix wars am Freitag mit dem Container. Aber das wußten wir leider erst am Abend. Von der Transportfirma wurden wir den ganzen Tag hingehalten. Aller paar Stunden erhielten wir Nachricht, dass der Container ETWAS später kommt, aber garantiert noch am Freitag. Und so saß ich den ganzen Tag auf Kohlen. Und ich war für meine Verhältnisse extrem nervös.
Wäre Rayane, meine Freundin, nicht gewesen, ich wäre durchgedreht. Die therapeutische Leistung lag darin, mich ganz selbstlos in ihrer Küche einzuspannen und Kuchen backen zu lassen. Und danach noch Waffeln. Das war wunderbar, wir hatten viel Spaß, die Zeit verging wie im Flug und geschmeckt hat es dann auch noch ganz vorzüglich.


                                                        Liebe Rayane, hab Dank dafür!
       Und auch für das Motto des Tages: "Das ist das Schöne an Afrika, man kann nichts planen:"

Den Abend haben wir dann trotzdem ganz relaxt beim Sundowner im Pfarrgarten verbracht.
Mit reichlich Rotwein, aber den hatte ich auch bitternötig. Nach dem dritten Glas verflog der Ärger und ich konnte mich dann auch wieder etwas entspannen.


Und heute war es dann endlich soweit. Früh morgens, kurz nach 8:00 Uhr rollte unser Container hier an. Und mit ihm ein ganzer Trupp rotbekittelter Auspack- und Aufbauhelfer.



Das ist wirklich wie Ostern und Weihnachten zusammen. Wir waren sooo aufgeregt.  Und die Jungs waren wirklich fleißig.


                         Und nach sage und schreibe fünfeinhalb Stunden war alles geschafft.


Und es sieht trotz der noch unzähligen auszupackenden Kisten fast schon wieder aus wie unser Zuhause.

Bemerkenswert war die Abfahrt der Jungs. Nachdem sie einen kleineren LKW mit Unmengen an Kartons, Papier und Folien gefüllt hatten, kletterten alle einfach da hinten in den Laderaum rein und setzten sich auf diese riesigen Berge von Verpackungsmaterial. Da hatte ich schon ein beklemmendes Gefühl und bin erst mal schnell um das Auto rumgelaufen und habe nachgeschaut, ob es da wenigstens Luftschlitze gibt. Gab es. Die machen das immer so. Nun gut, kenianisch eben.


Und nun genießen wir den Abend in unserem neuen/alten Zuhause.

Donnerstag, 21. September 2017

Vorfreude

Ach, naja. Eigentlich sollte unser Container ja heute ankommen. Aber wir machen das mal kenianisch: er kommt erst morgen.
Nun gut, immerhin. Und vor allem noch in dieser Woche.
Ich bin auf das Kistenchaos gespannt und freue mich wie Bolle aufs Auspacken. Und auf meine Waschmaschine! Die kenianische Art zu Waschen ist dann doch auf Dauer etwas anstrengend.

Heute habe ich schonmal Verpflegung für die Umzugsleute besorgt. Auf Empfehlung reichlich Toastbrot und Milch. Das war einfach.

Und dann haben wir alle Zimmer mit Nummern versehen. Damit die 238 Kisten auch in den entsprechenden Räumen landen.



Immerhin ein Plan. Wir werden sehen, ob er funktioniert ;-)
Ich werde das morgen allein managen müssen. Michael muss leider arbeiten.

Dienstag, 19. September 2017

CHC Medical Centre

Und ja,  ihr habt alle recht gehabt. Nach fünf Wochen hier juckt es mir doch schon wieder ein wenig in den Fingern. Und es gibt so unendlich viele Möglichkeiten.

Gestern habe ich mir mit einer Freundin das CHC Medical Centre angeschaut. Tolle Sache. Am Stadtrand von Nairobi und nur 15 Autominuten von hier entfernt. Angeschlossen an ein Waisenhaus und ursprünglich zur medizinischen Versorgung der Waisenkinder gebaut, werden aktuell ca. 2000 mittellose Menschen dort ambulant medizinisch versorgt.


Das hiesige Personal (Ambulanzschwestern) ist hervorragend geschult, macht Vorsorgeuntersuchungen incl. Abstrichen allein.  Und in regelmäßigen Abständen kommen dann deutsche Ärzte und halten ihre Sprechstunden ab. Je nach Fachgebiet bestellen die Schwestern vor Ort dann auch ein. Gestern haben wir eine zauberhafte Gynäkologin und einen sehr herzlichen Kinderarzt dort kennengelernt. Es gibt sogar ein Ultraschallgerät, ein kleines Labor, eine Apotheke. Ganz kostenfrei ist die Behandlung allerdings nicht. Jeder zahlt bei der Anmeldung umgerechnet ca. 85 Cent. Denn eines ist hier ganz klar: "Wat nix kost, dat taugt auch nix." Labor und Medikamente gibts dann aber kostenfrei.


Demnächst bin ich auch mal in die Notaufnahme des Aga Khan Hospitals und zum Begleiten eines schweitzer internistischen Kollegen eingeladen, der hier versucht kenianischen Ärzten gynäkologischen Ultraschall beizubringen. Ihr seht, mir wird nicht langweilig. Und ich finde es schön, einfach mal in alle Richtungen zu schauen. Mal sehen, was so passiert.....

Nebenbei erwähnt habe ich seit heute einen neuen kleinen Freund:


Hier tummeln sich nämlich Chamäleons in den Bäumen. Das hier ist ein kleiner Bursche.

So, und ich mag es ja gar nicht so richtig erwähnen. ABER, wenn alles gut geht und nix dazwischenkommt (und das geschieht hier leider oft), DANN kommt am Donnerstag oder Freitag unser Container hier an. Drückt uns bitte die Daumen. DANKE!

Sonntag, 17. September 2017

Großstadtdschungel und Giraffenküsse

Neulich Abend waren wir etwas irritiert. Unser Night guard Boniface (ja, wir haben zwei Boniface) trat seinen Dienst an und war ganz aufgeregt. Ein Telefonat nach dem anderen. Er tigerte unruhig hin und her durch den Garten und hatte permanent sein Handy am Ohr. Auf Nachfrage erzählte er dann, dass seine Frau gerade ein Baby bekommt. Und das nicht ganz unkompliziert. Uterus duplex, Beckenendlage, Zustand nach Sectio, immerhin 36. SSW. Und weil das Baby nun überraschenderweise verkehrt herum lag, wurde seine Frau unter der Geburt in eine Klinik verlegt, damit dann ganz schnell ein Kaiserschnitt gemacht werden kann. Oje, da haben wir dann mitgebangt.
Und nach ein paar Stunden gabs die gute Nachricht. Allerdings konnte er uns erst am nächsten Abend sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Das Baby musste wohl sofort auf die Kinderstation, da bekommt man hier dann (wohl selbst als Mutter) nur wenig Auskünfte. Aber egal, es ist ein kleiner Junge, 2600g und allen geht es gut.

Die restlichen Tage der Woche waren relativ ereignislos, Alltag eben. Bis auf heute.
Nun bin ich ja in meinem Leben schon durch so einige Großstädte gefahren, aber hier kann man wirklich von Großstadtdschungel reden. Und ich rede nicht von den chaotischen Verkehrsverhältnissen. Nein, wir wollten die Giraffen besuchen und der Weg führte uns mitten durch das Stadtzentrum. Der Weg war hochinteressant:


                                          Als erstes blockierte eine Kuhherde unseren Weg.


                                    Mitten in der Großstadt riesige Marabus in den Bäumen.


                                     Natürlich waren auch Warzenschweine am Straßenrand.


                           Und die obligatorischen Ziegen auf dem Mittelstreifen des Highway.


                                    Über dieses Bild dürft ihr euch selbst Gedanken machen.

Nun gut, aber eigentlich wollten wir Giraffen füttern. Haben wir auch. Was für ein Spaß. Man unterschätzt, wie groß so ein Giraffenkopf aus der Nähe ist. Und küssen können die.....





Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Im Anschluß gabs noch Burger zum Mittag und jetzt sitzen die Kinder über ihren Hausaufgaben. Michael hilft ihnen. Nur ich sitze noch im Garten und genieße die letzten Sonnenstrahlen.

Mittwoch, 13. September 2017

Mülltütengeschichten

Ach je, da hatte ich ja heute was angerichtet.
Boniface hatte ja neulich die neuen und genehmigten Mülltüten abgeholt, nachdem wir ein Schreiben erhielten "bitte schicken Sie ihren Angestellten zum Abholen der neuen Mülltüten".
Wir haben fünf (5!) bekommen.
Die reichen dann bei dreimal pro Woche Müllabfuhr allerdings auch nicht lange. Und die sind aus irgend sowas wie geflochtenem Bambus. Und irgendwie waren die mit so einer weißen mehligen Staubschicht beschichtet.
Ich hab dann Winnie heute Morgen gesagt, dass sie etwas vorsichtig mit den Tüten sein soll, um sich nicht schmutzig zu machen.
So weit  so gut.
Und dann schaue ich gegen Mittag aus einem der oberen Fenster auf den Wäscheplatz und denke so für mich "Wat hängt denn da auf der Leine???" - Und ja, Winnie hatte die Mülltüten fein säuberlich gewaschen. Von innen und außen. Jetzt sind die viel zu schade für den Müll.

Das denkt sich wahrscheinlich auch Boniface, den wir bei folgendem erwischt haben. Wir stellen unseren Müll ja jetzt in den (nun auch noch gewaschenen) neuen Müllsäcken raus zur Abholung. Plaste geht ja nicht mehr. Und was macht Boniface? Der packt unseren Abfall in einen schnöden blauen Plastiksack um und nimmt die Bambustüte mit nach Hause. Oh man, ich weiß ja auch nicht, wozu er das braucht. jedenfalls müssen wir ihm morgen sagen, dass das nicht geht. Die angekündigten Strafen (ca. 25.000 €) sind einfach zu hoch.

Und dann musste ich doch heute noch einmal sehr lachen. Ich habe Boniface beobachtet, wie er einen Gartenschlauch aufwickelt. Sehr innovativ. Er dreht sich im Kreis und wickelt das Ding um seine Hüften.


Probierts mal aus, scheint gut zu funktionieren.

Dienstag, 12. September 2017

Mathare

Mathare - eines der viel zu vielen Elendsviertel hier in Nairobi. Armut, Hunger, AIDS...

Mathare - wie komme ich nach Mathare? Ganz einfach, indem ich einfach mitgenommen wurde.
Das passiert einem nämlich, wenn man ganz ordentlich sonntäglich zum Gottesdienst geht. Der Sozialkreis der hiesigen Gemeinde engagiert sich in Mathare und es galt einen Scheck zu überreichen.

Mit dem Auto (zum Glück hatten wir diesmal einen Fahrer) also aus dem beschaulichen Nairobi raus und rein ins wirkliche Leben hier. Blechhütten, Dreck, Elend, Enge. Und mittendrin ein kleines Haus. Aus Stein. 4 Etagen. Unten, im Erdgeschoss, Sozialarbeiter, eine herzliche Begrüßung. Ansonsten leer, der nächste Ausbildungsmodus beginnt nächste Woche.

Ich bekam einen ausführlichen Vortrag über das Projekt und eine Führung durch das Haus. In diesem Projekt werden minderjährige Mütter - meist selbst Straßenkinder im Alter von 12 (!) -19 Jahren für 6 Monate aufgenommen. Sie bekommen in dieser Zeit (während die Kinder dort betreut werden) eine Ausbildung in Nähen, Kochen, Kinderernährung, Friseur, Grundlagen der Demokratie usw. Es gibt für alle (Mütter und Kinder) ein kostenloses Frühstück und ein Mittagessen.
Ziel ist es, etwas zu lernen, um anschließend ein Einkommen zu haben um die Kinder versorgen zu können.

                                                         hier wird gegessen und gelernt

                                                           hier kann man Friseur lernen

                                                                     die Nähklasse

Die Nähklasse stellt zum Beispiel ganz bezaubernde Herztaschen her. In Anbetracht des Plastiktütenverbotes eine sinnvolle Sache. Die Taschen werden für 5 Euro verkauft. Ja, das ist ziemlich viel hier für eine Tasche. Aber aus den Einnahmen finanziert sich das Projekt. Das Essen und die Materialien müssen ja auch irgendwie gekauft werden.



Es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dort war.
Die German Doctors sind auch gleich nebenan... ;-)

der erste Streuselkuchen oder das Ding mit dem Zucker

Zuerst einmal sei gesagt, der neue Herd und Backofen funktioniert. Zwar gewöhnungsbedürftig, aber immerhin. Etwas irritiert war ich heute morgen, als Michael wie sonst auch mit der Pfanne auf der Elktroherdplatte Toaster spielte. Ich hab ja in meinem Leben schon viele Herdplatten gesehen und benutzt. Aber diese hier, also unsere, die neue, die glüht wenn sie heiß ist. Und zwar lechtend rot, wie Lava. Das fand ich schon bemerkenswert. Ehrlich gesagt auch ein bißchen angsteinflößend. Nun ja, wir werden sehen.


Und dann hab ich doch tatsächlich meinen ersten Kuchen hier gebacken. Einen einfachen Streuselkuchen, Kerstins Rezept. In Ermangelung einer Waage habe ich dann mit Hilfe einer Tasse die entsprechenden Mengen an Zucker und Mehl geschätzt (das kann das Taschenmesser nämlich leider nicht). Es gibt hier allerdings keinen weißen Zucker, nur braunen. Naja, ich hab dann den hellsten braunen gekauft. Aber man ist der süß. Der Kuchen ist dank Umluft gut gelungen, aber der ist süßer als Zuckerwatte. Ich esse ja wirklich gerne Kuchen und ich liebe es auch süß. Aber dass ich mir nach einem Stück Kuchen erstmal ein Leberwurstbrot schmieren musste, um dem Zuckerschock zu entgehen, das hab ich auch noch nicht erlebt.


Heute waren auch mal wieder Handwerker im Haus. Es gab einiges zu tun. Eine Dusche tropfte, eine andere hatte zu wenig Wasserdruck, die Badewanne sollte nun endlich angeschlossen werden (man erinnere sich an das Desaster vor drei Wochen) und im Poolhaus  kam gar kein Wasser aus der Dusche. Keine Sorge, wir haben auch Bäder, wo alles funktioniert ;-)
Nachdem die zwei Handwerker alles besichtigt hatten, haben wir uns auf eine Vergütung von umgerechnet 45 Euro geeinigt. Für alles. Tatsächlich!

Und wir scheinen Glück zu haben. Die beiden arbeiten mit (ein wenig) Werkzeug und Eimern und Schüsseln (in die sie das Wasser laufen lassen). Bei einer Freundin wurde die Haushälterin vom Klempner angestellt und musste über eine Stunde lang den Daumen auf die offene Wasserleitung drücken, damit nicht soviel Wasser ausläuft. Von Wasser abstellen hält man hier nicht so viel.
Da haben Winnie und ich nochmal Glück gehabt ;-)

Freitag, 8. September 2017

die Langsamkeit der Bürokratie oder Flash...

Ach ja, die Bürokratie. Da ist man ja aus Deutschland so einiges gewohnt, aber ihr habt  keine Vorstellung von der keniatischen Bürokratie. Zettel über Zettel und Formulare über Formulare. Die muss man ausfüllen, seitenweise. Und dann werden alle Angaben, während man sich am Schalter die Beine in den Bauch steht in einer "Mordsgeschwindigkeit" in einen Computer eingegeben. Und dann viermal korrekturgelesen (jeden Buchstaben einzeln!) Und wehe irgendeine Kopie (meist von was total Unwichtigem) fehlt. Deckblätter zum Beispiel, auf denen nichts steht als sowas wie "Deckblatt". Kopierer gibts hier nicht, zumindest nicht in den Verwaltungen und Büros. Angeblich! Das bedeutet dann, so ganz nebenbei erwähnt, dass man am nächsten Tag erneut ein zwei Stunden Adventure durch den nairobischen Verkehr vor sich hat. Nun gut, hat man dann auch diese Hürden bewältigt und glaubt sich am Ziel, dann passiert folgendes:


Ich bin in dieser Geschichte übrigens der Hase.
Irgendwie sind die hier alle wie Flash. Michael nimmt das mittlerweile gelassen hin, aber ich kann das (noch) nicht. Wie um alles in der Welt kann man soooo arbeiten? Und das sind leider keine Einzelfälle. Zum Haareraufen...
Wahrscheinlich brauch ich vor dem nächsten Amtbesuch reichlich Baldrian.

...oder mehr von diesen leckeren Tree Tomatos. Die enthalten viele Vitamine. Ist auch gut für die Nerven. Wie ihr sehen könnt, leistet das Taschenmesser weiterhin beste Dienste.



Und ja, endlich. Endlich hat der blöde Einplatten-Erdogan ausgedient. Der Elektromarkt hatte eine Lieferzeit zwischen 11:00 und 12:30 Uhr angegeben. Und wie durch ein Wunder waren die tatsächlich halb zwölf hier. Eigentlich so gar nicht afrikanisch. Naja, liegt vielleicht daran, dass es ein indisches Geschäft war.

Und schnell waren die auch. Einer hat ausgepackt, einer installiert und Boniface ist mir nicht von der Seite gewichen, hat aufgepasst und auch mitgeholfen. Guter Mann...


Und da steht er nun, in voller Schönheit. Zwar wieder ein türkisches Modell, aber andere gibts hier nicht.


Mal sehen, wie wir ihn/sie taufen.

Montag, 4. September 2017

Glück im Blick

Nun sind wir hier fast allein. Naja, nur fast. Winnie und Boniface sind am Samstag ausgezogen. Ins sogenannte Village, also den nächstgelegenen Slum. Es war wohl eher Bonifaces Wunsch, Winnie wäre gern hier bei uns auf dem Grundstück in ihrem kleinen Haus (2 Zimmer, Küche, Bad, Dusche) wohnen geblieben. Sie kommen immer noch jeden Tag zum Arbeiten, aber nachts sind wir nun mit dem Nightguard allein.
So ein bißchen können wir es auch nachvollziehen. Die beiden haben eine kleine vierjährige Tochter - Natalie. Die wohnt aber zur Zeit noch bei Winnies Eltern, im Westens Kenias. Und nun wollen sie sie endlich zu sich holen. Und damit das Mädchen Spielkameraden hat und die Betreuung gesichert ist, gibts nun also seit Samstag eine Wohnung im Slum.
Wohnung ist auch gar nicht die richtige Beschreibung. Es ist eine kleine Blechhütte. Ein winziges Zimmer, keine Küche, kein Bad. Gekocht wird vor der Hütte. Toilette und Dusche gibt es wohl dort zur gemeinschaftlichen Nutzung irgendwo auf dem Gelände. Keine Müllentsorgung.
Michael und Raphael haben beim Umzug mitgeholfen und mit dem Auto die Sachen dorthin gefahren.
Für uns sind diese Zustände dort unvorstellbar, aber wenn man dort verwurzelt ist, Familie und Freunde um sich hat, dann kann es wohl eben auch ein Zuhause sein.

Sonntag vormittag waren wir beim Schuljahresanfangsgottesdienst in der Schule.


Es ging dort los mit Herbert Grönemeyer  - natürlich nicht live, sondern vom Band, aber trotzdem schön.

Der sang "Glück"  -         "du bist ein Geschenk,
                                          seit ich dich kenne
                                          trag ich Glück im Blick"

Passend, zur Begrüßung der Schul- und Kindergartenkinder.


Sehr schön. Ich denke so manchmal, wenn die Gottesdienste in Halle so wären, dann wären die Kirchen voller.

Abends sind Michael und ich dann nochmal allein losgezogen und haben entspannt ein Weinchen genossen.


Und vielleicht, ganz vielleicht, hat der olle Einplatten-Erdogan (den Michael zwischenzeitlich nochmal halbwegs funktionstüchtig gemacht hat) bald ausgedient.
Ich werde berichten.

Freitag, 1. September 2017

Wischkunde und Peace Peace Peace

Und da hatten wir mal wieder Besuch im Haus. Irgendwie ganz süß, diese kleinen Kerlchen. Und auf keinen Fall mit dem halleschen Spinnengetier zu vergleichen, welches mich zuweilen handtellergroß und schwarz und haarig an den Rand eines Herzinfarktes brachte. Dann doch lieber so.


Der Fairness halber muss ich allerdings erwähnen, dass es hier auch Schwarze Mambas gibt.
Nichts desto trotz verzichte ich lieber auf die Achtbeiner.

Heute morgen hatte ich seit langer Zeit mal wieder ein Déjà-vu. Ich saß da so über meiner Morgenlektüre und Winnie war bei der Hausarbeit. Die besteht ja momentan zum größten Teil darin, die Böden sauber zu halten und vom Staub der roten Erde zu befreien - unsere Möbel sind ja noch im Container auf hoher See.
Naja, und Winnie wischte und wischte und wischte munter vor sich hin. Irgendwann kam mir die Sache spanisch vor. Winnie wechselte das Wasser nicht aus. Sie wischte mit einem Eimer (da sind dann so 5 l drin) das ganze Erdgeschoss. Und das ist GROSS.
Das ganze hatten wir nach Konstantins legendärer Geburtstagsparty zu seinem 16. Geburtstag auch schon mal. Manch einer mag sich erinnern. Das war die Party statt mit uns angekündigten 8 Gästen mit ca. 80 bis 100 Feiernden - so ganz genaue Zahlen wollte uns damals niemand nennen. Und ja, das war die Party mit dem Einkaufswagen im Pool. Da hatten die Jungs hinterher versucht ganz ordentlich sauber zu machen und sogar gewischt... das ganze Haus mit einem Eimer. Der Fußboden glänzte ganz wunderbar, aber die Schuhe klebten bei jedem Schritt fest. Das lag wohl damals am verschütteten Bier.

Konstantin bekam damals von seinen Freunden den bis heute gültigen Namen "King of Homeparty" verliehen und von uns vier Wochen Hausarrest.
Mit Winnie hab ich heute statt dessen die kleine Haushaltskunde - Thema Wischen - durchgenommen.
Jedenfalls hat sie jetzt bei Michael und mir den Spitznamen "Konsti" weg.

Und gegen Mittag wurde ja dann hier vom obersten Gericht verkündet, dass die Präsidentschaftswahl, welche vor ein paar Wochen stattfand,  ungültig ist und in 60 Tagen Neuwahlen stattfinden.
Da saß ich dann mit Winnie vor dem Computer, wir schauten die Liveübertragung aus dem Obersten Gericht an und knabberten Kekse. Das war ganz spannend. Alles was ich nicht verstanden habe (mein englisch ist ja immer noch kläglich, aber das englisch der Kenianer ist auch nicht besser) hat mir Winnie übersetzt und erklärt.

So, und nun warten wir was passiert. Wir haben unseren Wocheneinkauf auf heute nachmittag vorgezogen, falls morgen die Geschäfte geschlossen sein sollten. Die beiden Präsidentschaftskandidaten rufen zu Besonnenheit und Peace Peace Peace auf.
Wir werden sehen...