Dienstag, 27. Februar 2018

Nairobbery und Frauengeschichten

So, da dachten wir immer, wir sind hier einigermaßen sicher. Denkste.....

Da klingelt Gärtner und bittet mich mit nach draußen zu kommen. Auf meine Nachfrage, was denn los sei, erfahre ich, die indische Nachbarin möchte mich sprechen. Interessant. Bisher war von dieser Seite der Hecke ja kein Kontakt gewünscht. Na gut. Da höre ich auch schon ein "Hello" durch die dichte Dornenhecke. Sehen kann ich jedoch niemanden. Ich habe dann freundlich zurückgegrüßt und mir erlaubt anzumerken, das ein Gespräch so durch die Hecke wohl kaum möglich sei. Naja, war ein bißchen wie bei Herzblatt früher. Da hat man sich auch nur durch die Wand hindurch unterhalten. Herzblatt hin oder her. Ich habe sie dann gebeten, doch zu uns rüberzukommen. Sie kam auch, nahm mich dann aber gleich mit zu sich. Übrigens eine sehr sympathische Inderin.
Der Anlass meiner Entführung war leider nicht so schön. Im Nachbarhaus war eingebrochen worden. Die Situation war etwas skuril. Ich bekam zuerst von der Maid eine Mango serviert und mit meinem Schüsselchen in der Hand wurden mir dann sämtliche Einbruchsspuren präsentiert. Da schmeckt dann auch die süßeste Mango nicht mehr so gut. Zum Glück war während des Einbruchs niemand zu Hause.
Wir haben dann noch ein Stündchen dort auf der Terrasse gesessen, Handynummern ausgetauscht und geschnattert.

Im Nachgang dessen erschien dann hier auch bei uns gestern unsere Sicherheitsfirma, um den Elektrozaun, der manchmal auch so seine Macken hat, zu überprüfen. Nun kommt da nicht nur einer. Nein, wie immer eine halbe Mannschaft. Diesmal erstmalig angeführt von einer forschen Dame mittleren Alters. Nicht sehr groß gewachsen, dafür auf hohen Absätzen. Und so stöckelte dann Anne, wie sie sich vorstellte, auf ihren meterhohen Pfennigabsätzen um unser Haus, während zwei Herren zusammen mit Guard und Gärtner den Zaun checkten.

Ich weiß nicht, welche Qualifikation Anne hat, aber sie redet gerne. Und viel. Natürlich ging es auch initial um Sicherheitsaspekte. Als ich ihr zu Verstehen gab, dass der Liebste und ich gewisse Entscheidungen gemeinsam fällen, schaute sie mich allerdings verwundert an. Und schon hatten wir einen Themenwechsel. Das sei ja so ganz prima bei uns, bei ihr sei allerdings der Mann der Boss. Ihr Gatte sei arbeitslos und den ganzen Tag zu Hause. Sie arbeitet. Und wenn sie nach Hause kommt, dann muss sie ihn bekochen und bedienen. Das sei hier ganz normal. Im gleichen Atemzug stellte sie mir dann auch noch einen der Zaunchecker als ihren Liebhaber vor. Der würde allerdings auch nix taugen und wäre damit der zweite Mann, den sie durchfüttert. Nun ja, ich war mir nicht sicher, ob ich das alles wissen wollte. Egal, irgendwie war sie auch witzig....

Jedenfalls haben wir jetzt zur Zeit nachts immer zwei Guards auf dem Grundstück. Immerhin hat einer davon, Victor, laut eigenen Angaben ZWEI schwarze Gürtel in Karate. So schläft es sich tatsächlich viel ruhiger....

Sonntag, 25. Februar 2018

Nightmare oder Arachnophobia

Nun passieren die mir schrecklichen Dinge ja immer, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Warum sollte sich das auch jemals ändern?

Da kommen wir am Wochenende ganz entspannt mit Johanna, die wir vom Kindergeburtstag abgeholt haben, nach Hause. Und ich stehe noch einen Moment ganz verzückt vor meinem vor zwei Wochen neu gepflanzten Beet unter dem Küchenfenster. Und erfreue mich an den zarten neuen Trieben und Blüten der Pflänzchen.
Und voller Fürsorge bemerke ich, dass bei einer dieser Pflanzen die oberen Blätter etwas zusammenkleben. Naja, so kann man ja nicht richtig wachsen, denke ich und greife beherzt zu um diese Verklebungen zu lösen.

Das Bild, welches sich mir dann bietet, entlockt mir spontan einen gellenden Schrei, der sowohl den Guard, als auch den Liebsten sofort in Alarmbereitschaft versetzt.


Der Guard meint, so eine Spinne noch nie gesehen zu haben. Selbst dem Liebsten, der zumindest bisher recht angstfrei gegenüber Achtbeinern war, war ein respektvolles "Wow" zu entlocken. Nur Johanna fands ziemlich cool.

Wir haben die mehr als handtellergroße SpiderMom dann mitsamt ihrem Cocon (wahrscheinlich gefüllt mit tausenden dieser Krabbler) in einem großen Mehlglas entsorgt. Die Wahl fiel auf den Mehlbehälter, weil die Öffnung groß genug zum Drüberstülpen war. Mich selbst überzeugte allerdings am meisten der fest verschließbare Drehverschluß.

Nicht auszudenken, wenn der Nachwuchs direkt unter meinem Küchenfenster geschlüpft wäre. Dann hätten wir hier ein echtes Arachnophobia gehabt.
Selbst Betty, unsere neue Maid meinte "Oh wow, she can eat dogs...."


Freitag, 23. Februar 2018

Wahnsinn....

Nun ist etwas eingetreten, womit ich niemals gerechnet hätte.

Es haben viele meinen Spendenaufruf im Blog gelesen. Ziel war es 62 Päckchen Monatsbinden für die Partnerschule unserer Deutschen Schule zusammenzubekommen. Aber wie das nunmal oft so ist, bin ich davon ausgegangen, dass viele das lesen, die Sache an sich vielleicht so gar ganz gut finden. Und einige wenige mir mit zwei/drei Päckchen unter die Arme greifen.

Und dann war ich selbst verwirrt, denn es trudelten nach und nach Spenden ein. Von der Familie, von Freunden und Freundesfreunden, selbst von Freunden der großen Kinder, von einer ganz lieben (und wie meine Mama immer behauptet, auch sehr hübschen Kollegin ;-), von einer alten Studienfreundin, von mir bis dahin völlig Unbekannten...


                                                        1491 Euro
                                                           
                              Das sind sage und schreibe  373 Päckchen  


Deshalb sage ich schon heute Danke.

Peter    Ina   Claudia   Inka  & Marc   Sigrid   Diana   Manu & Kai   Franzi    Sabine    Nancy    Franziska   Olivia   Rayane   Sabine    Julia   Joachim   Claudia   Eva & Werner    Berit (die andere)   Steffi & Andreas   Robert

Ich werde am kommenden Donnerstag in Begleitung einiger Lehrer der Deutschen Schule ins Mathare Projekt fahren und dort das Nähen der Päckchen in Auftrag geben. Mal sehen, vielleicht schaffen wir es, 62 Beutelchen noch vor Ostern in die StarKids Schule zu bringen. 
Für die vielen anderen Päckchen, die aufgrund der fantastisch hohen Spendensumme von den Teenagemüttern genäht werden können, habe ich bereits Anfragen von vier weiteren Schulen. 

Ansonsten ist diese Woche nicht soviel passiert. Wir sind in Sachen unserer Tankbemühungen bei der UN einen kleinen Schritt weiter, aber wie es scheint noch lange nicht am Ziel. Ich wollte von dem gestrigen Desaster  hier eigentlich noch berichten, aber Michael hat das bereits so schön beschrieben, dass ich beschlossen habe seine geistigen Ergüsse hier erstmalig und einfach reinzukopieren. Wohlgemerkt, es ist der dritte Anlauf gewesen. 

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Kleiner Super-GAU

Kaum zu glauben, was heute passiert ist. Wir wollen heute früh nach der Schule gleich zur UN fahren, um so einen komischen Aufkleber fürs Auto abzuholen, damit wir zollfrei Tanken können. Also, das Formular ausgefüllt, einige andere Unterlagen zusammengerafft und dann los. Kinder abgeladen, Stau umgangen durch cleveres über den Parkplatz des nahegelegenen Village Marktes (Einkaufs-Mall) fahren (kostet dann allerdings einmalig 50 Ksh). Angekommen, falscher Parkplatz. Wir habe ja jetzt so eine wichtige Karte am Auto, aber mit der dürfen wir nicht mehr auf den Besucherparkplatz fahren. Nein, jetzt dürfen wir ja auf das UN Gelände, aber nicht überall, rauffahren. Also mussten wir den etwas weiter entfernten Parkplatz des UNRC (UN Recreation Center) nutzen, und dann wieder ein Stück zurücklaufen. Durch alle Sicherheitskontrollen durch, schaue ich unterwegs nochmal auf unser Formular und stelle fest, wir brauchen auch noch den Fahrzeugschein. Als Kopie. Scheiße. Haben wir nicht mit dabei, noch nicht mal im Auto. Als ich es Berit sage, will sie mich im ersten Moment umbringen, entscheidet sich aber schnell um, wahrscheinlich weil das zu schnell, zu kurz, und nicht schmerzhaft genug ist. Allerdings versucht sie, es sich nicht anmerken zu lassen. Also zurück nach Hause fahren. Kopie machen. Die Dinger sehen aber auch schick aus, im Gegensatz zu den deutschen.


Und wieder zurück zur UN. Auf dem Weg dahin ist um diese Zeit immer viel Stau, so dass wir also wieder Richtung Schule fahren, wieder über den Parkplatz des Village Marktes (ergo, nochmal 50 Ksh), um dann den etwas weiter entfernten Parkplatz des UNRC direkt anzusteuern. Sicherheitskontrollen. Im Büro des Commercial Services ist dann auch gleich jemand anzutreffen.

Da wir auch unseren Generator registrieren lassen wollten, hatte ich Auszüge aus unserem 14-seitigen Mietvertrag (Best of Mietvertrag) in Kopie mitgebracht. Da der Generator aber im Mietvertrag nicht extra aufgeführt ist, sondern unter alle zum Haus dazugehörigen Dinge fällt, konnte der leider keine Anerkennung durch die UN erlangen.

Dann wurde uns mitgeteilt, wir müssten jetzt eine halbe Stunde warten, bis alle weiteren Eintragungen und Registrierungen erledigt sind. Also, ab in die Cafeteria für einen Appel und ein Ei zwei Kaffee und ein Ei (d.h. zwei Kaffee sind gleich ein Appel) bekommen und eine halbe Stunde gewartet. In dieser Zeit empfange ich eine SMS, die besagt folgendes Kennzeichen wäre jetzt registriert und erhält folgenden PIN: XXXX (den schreibe ich jetzt nicht in Klarschrift hier hin, is ja wohl klar oder?). Dann kriege ich noch eine email, mein Auto mit dem Kennzeichen ist mit folgender PIN registriert. Kennzeiochen und PIN von SMS und email waren identisch. Scheint also alles geklappt zu haben. Gegen zwei Unterschriften bekam ich dann auch den Aufkleber mit RFID Tag für unsere Autofrontscheibe. Super. Können wir ja gleich tanken fahren.

Also, an der Schlange angestellt. Ja Schlange. Um diese Zeit, halb zehn, tanken an vier Zapfsäulen eine ganze Menge Leute. Wir sind dran. Ein netter Mann, fragt was und wieviel davon wir brauchen. Er scannt, wir geben den PIN ein, und sein magisches hand-held Gerät besagt, dass dieses Auto und Kennzeichen nicht registriert sind. Er müsste da jetzt erstmal nachfragen. Okay, wie lange dauert das? Geht schnell. Nach fünf Minuten musste frage ich nach. Geduld. Nach zehn Minuten dann die Ernüchterung - es geht keiner ans Telefon. Da ich nun mittlerweile keine Zeit mehr hatte - ich hatte meinen Fahrer mittlerweile mehrfach umbestellt - sind wir schnell an ne andere Tanke gefahren, haben da gewöhnlichen verzollten Sprit getankt und sind dann nach Hause gefahren, wo mein Fahrer schon wartete. Um diese Zeit herum bekam ich dann nochmal eine SMS und eine email, welche besagten, mein Kennzeichen wurde zusammen mit folgendem PIN registriert. Na dann, ob es stimmt oder nicht, sagt euch gleich das ... werden wir morgen oder nächste Woche ausprobieren.

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So, mal sehen, ob wir das an diesem Wochenende ausprobieren. Das scheint sich wirklich zur NeverEnding Story auszudehnen. Aber wie sagt man hier so schön:  "Willkommen in Afrika...."

Sonntag, 18. Februar 2018

aktueller Spendenstand und Wochenendgeschichten

Ich bin sooo überrascht, und wirklich sehr sehr glücklich. Es trudeln tatsächlich Spenden für die Monatseinlagen der Slummädchen ein. Aktuell haben wir heute morgen einen Spendenstand von 135,62 Euro. Einige Überweisungen sind auf dem Weg. Mal sehen, was im Laufe der Woche noch so zusammenkommt. Wir sind hier für jegliche, auch die kleinste Hilfe dankbar.


Falls noch jemand überlegt zu helfen, ihr könnt mich auch gerne anschreiben (berit@lattorff.de).

Die Freude um die gelingende Hilfsaktion wurde von einem entspannten Wochenende begleitet. Zumindest für mich und die Kinder. Der Liebste hatte eine andere Verabredung. Nämlich eine mit der Steuer.


Und während er da so seinen Tag zwischen Aktenordnern, Rechnungen und Quittungen verbrachte, begleitete ich unsere Honeybee auf den Reiterhof. Nach so langer Zeit haben wir nun einen ganz netten Pferdehof gefunden. Wunderschön gelegen. So schön, dass ich tatsächlich kurz darüber nachdachte, umziehen zu wollen. Nun ja, wer weiß.....



Und am Abend hatten wir das Glück, in der Schule ein herrlich schräges Musical zu erleben. Doreen, ihres Zeichens Sopranistin (oder vielleicht sogar das, was noch höher ist? Mezzo, oder so...?) lud Samstag Abend in die Schule ein.


Ich habe lange nicht mehr so gelacht. Es war einfach entzückend und wunderbar.

Und heute morgen hatte ich mal wieder einen dieser ganz besonderen Momente. Ich hab die Kinder, wie immer zur Schule gebracht. Und als ich dort so, eigentlich nur ganz kurz, in der Drop off zone stand und Raphael und Johanna noch kurz hinterherschaute, konnte ich etwas ganz Besonderes beobachten. Nicht weit von mir, ein paar Stufen rauf im Laubengang, stand einer der älteren Schüler. Im Anzug. Umringt von zig kleineren Schülern. Heute und morgen finden nämlich die MUN statt. Dort wird in Simulationen die Arbeitet der Vereinten Nationen (UN) nachgestellt. Und während die Kleineren aufgeregt schnatterten wurde diesem Schüler von einem seiner Lehrer in aller Seelenruhe die Krawatte ordentlich gebunden.

Das ist etwas, was uns hier immer wieder berührt. Das in der Ferne alle zusammenrücken, Grenzen aufweichen. Und dann eben, auch, wenn der Großteil der eigenen Familie meist auf anderen Kontinenten weilt, andere diese Fürsorge übernehmen. Dieses sich umeinander kümmern. Oft ist es hier einfach normal geworden, aber manchmal gibt es eben diese klitzekleinen Momente...

In diesem Sinne:  Gebt aufeinander Acht.

Eure Berit /Kala





Donnerstag, 15. Februar 2018

Wer kann/möchte helfen?

Heute will ich gar nicht erzählen, wie es uns gerade so ergeht. Dazu nur ganz kurz: uns geht es gut.

Anderen ja, wie ich schon so oft berichtet habe, leider nicht. Ihr erinnert euch sicherlich an meinen Besuch in der StarKids School, hier in der Nähe im Slum.

https://abenteuernairobi.blogspot.co.ke/2017/11/starkid-school.html

Und ihr erinnert euch bestimmt auch an meine Besuche im Mathare-Project für die Teenage-Mütter.

https://abenteuernairobi.blogspot.co.ke/2018/01/sozialprojekte.html

Nach den Besuchen der beiden Projekte entstand in meinem frauenarztgeprägten Herzen die Idee, beide Projekte miteinander zu verbinden und damit Unterstützung zur Selbsthilfe zu geben. Die Teenagemütter bekommen den Auftrag und nähen für die Schulmädchen die Monatseinlagen. Damit ist allen geholfen.

Und jetzt habe ich mich mit Rosalyn, der Direktorin der StarKids School,  zusammengesetzt. Sie ist von diesen Monatseinlagen begeistert, weil man den Mädchen damit so einfach soooo viel helfen kann und sie auch an den blutenden Tagen weiter am Unterricht teilnehmen können.

Jedes Päckchen enthält:  4 Slips, 4 waschbare Einlagen, einen Transsportbeutel und ein Stück Seife.


Rosalyn wünscht sich 50 dieser Pakete für die Mädchen der Schule und zusätzlich bat sie mich um 12 Pakete für das Personal.

Ein einzelnes Päckchen kostet hier 490 Kenia Shilling. Das sind ca. 4,00 Euro.

Und jetzt bitte ich euch: wer von euch würde ein oder mehrere dieser Päckchen spenden?
Ich bin für jegliche, auch die kleinste Unterstützung dankbar.
(Es ist auch keine Auslandsüberweisung notwendig, ich habe ein deutsches Konto.)
Natürlich gibt es für jeden eine Spendenqittung direkt aus dem Mathare Project.

Sollten wir mehr als 62 dieser Päckchen zusammenbekommen - die nächsten Schulen haben schon nachgefragt.

Ihr könnt mir gerne hier in den Kommentaren antworten, wer mag auch als Email oder über WhatsApp.



DANKE / ASANTE SANA

Eure Berit / Kala

Samstag, 10. Februar 2018

Lost in United Nations

Tja, was soll ich sagen. Da leben wir jetzt bereits viele viele Wochen hier in Nairobi und haben uns an vieles gewöhnt. Aber manchmal wird dem tatsächlich noch eine Krone aufgesetzt...

Seit vielen Wochen bearbeite ich den Liebsten, nun doch endlich die Pässe bei der UN zu beantragen. Die sind zwar nicht schick, haben aber deutliche Vorteile. Zum Ersten darf man überhaupt erstmal das Hauptgelände betreten. Zweitens erhält man die Berechtigung dort steuerfrei zu tanken (und damit wird der Liter Sprit sage und schreibe 34 % günstiger). Und Drittens, und das ist der eigentliche Grund für mich, darf man bei der UN im Duty Free Shop einkaufen. Das ist dann in etwa so, wie ein Intershop zu DDR Zeiten. Manche mögen sich erinnern. Vor allem Alkohol und Schokolade sind dort erschwinglich. Das allein sollte als Grund der Begierde reichen ;-)

Nun hatte der Liebste also endlich über sein Institut die Anträge gestellt. Wir bekamen die Info, dass wir nun alles Notwendige direkt bei der UN abholen können. Wir würden da auf einer Liste stehen.
(nebenbei erwähnt, gab es auch auf diesen Formularen mehrere Spalten für Ehefrauen)

Gesagt getan. Nach Auskunft im Internetz hat das dort zuständige Büro von 8:00-16:30 Uhr geöffnet.

1. Versuch: 
Nachmittags 16 Uhr -> uns wird der Einlass verwehrt, das Büro sei bereits geschlossen

Hä? Mist. Nun gut, dann eben morgen früh.

2. Versuch: 
Der Liebste fährt allein, darf einfahren, und bekommt im Büro seinen Lichtbildausweis zum Umhängen  und eine Karte zum Tanken. Die ist DinA5 groß und die soll er sich                            hinter die Frontscheibe klemmen. Dann dürften wir die Tankstelle nutzen.
Für mich gab es leider keinen Ausweis, ich müsste selbst im Büro erscheinen.

3. Versuch: 
Diesmal bin ich dabei. Da wir sehr früh dran sind, und das Büro noch geschlossen ist                beschließen wir gleich mal das Tanken dort auszuprobieren. Klappt aber nicht. Die Tankwärterin sucht vergebens einen Sticker mit Strichcode zum Scannen an unserer Frontscheibe. Den haben wir aber nicht. Also sind wir unbetankt auf den Nachbarparkplatz und waren froh, dass wir ja wegen mir sowieso nochmal in das Anmeldebüro mussten. Dort bekam ich dann rasch und komplikationslos meinen Ausweis und man erklärte uns, dass wir die Stickerkarte zum Tanken hinten auf dem Gelände im Hautgebäude abholen können. Hätte man ja auch mal gleich sagen können....                             
Also sind wir mit unseren neuen Ausweisen durch die nächsten Sicherheitskontrollen aufs Hauptgelände gelangt und haben einen wunderbaren Spaziergang über das doch recht nette Areal gemacht. Irgendwie haben wir das Büro dann auch gefunden. Das war dann allerdings trotz Öffnungszeit geschlossen.
Mmh...Passte ja irgendwie zumTag.
Wir blieben und warteten. Zwischenzeitlich erkundete ich die Cafeteria und konnte mir dann auch erklären, warum da morgens um halb neun keiner arbeitet. Die Preise fürs Frühstück bewegen sich nahezu im Minusbereich. Kein Wunder, dass es um diese Zeit dort voll war.
Irgendwann erschien dann eine etwas genervte Dame, fragte ein wenig nach und drückte uns dann allen Ernstes ein Formular in die Hand. Das wäre zunächst auszufüllen, auch vom Arbeitgeber. Danach dürften wir wieder vorsprechen und  würden dann den Sticker erhalten.

Das Formular liegt jetzt bei uns im Büro. Michael hat obendrein vorhin festgestellt, dass das die Dame, die mir meinen Ausweis ausgestellt hat (ich muss zu ihrem Schutz sagen, dass sie hochschwanger war) in das Feld des "gültig bis" Datums, leider das Datum des Ausstellungstages eingetragen hat. Das war dann vorgestern.

Also auf ein Neues.....

Und schimpft mir nicht auf die deutsche Bürokratie, ihr habt keine Ahnung von dem kenianischen Chaos.
Und wofür nun eigentlich diese riesige DinA5Karte hinter unserer Frontscheibe ist, haben wir auch nicht rausbekommen. Nun ja, jedenfalls sieht unser Auto jetzt WICHTIG aus.


Mittwoch, 7. Februar 2018

Fieberkurven

ach, wenn man schonmal was vorhat....

Gestern war ja des Liebsten Geburtstag und so begann der Morgen natürlich mit "Happy Birthday", Geschenken und einer Kerze. Während sich das Geburtstagskind dann im Laufe des Tages seinen Studien im Büro widmete, hatte ich ebenfalls ein volles Programm. Seltsamerweise warteten schon wieder Berge von Wäsche auf mich, das Bügelbrett wollte benutzt und der Kühlschrank gefüllt werden. Außerdem musste ich noch dringend Papiere ins Medical Center bringen. Obendrein hatte ich mir vorgenommen etwa 150 Kekse zu backen. Die waren für eine Slum Schule in Kayole vorgesehen. Das ist ein kleiner, aber sehr armer Slum in der Nähe des Flughafens zu dem wir heute fahren wollten.
Und irgendwie hab ich das alles geschafft. Selbst eine kurze Kaffeepause bei Rayane war drin.

Für den Abend hatten wir bei einem der besseren Italiener einen Tisch im Garten für uns nebst Kindern und einem Freund reserviert. Aber dann, beim Abholen in der Schule wirkte Hannchen bereits ganz weinerlich, die Stirn war heiß, sie klagte über Kopfschmerzen. Und dann streikte zum ersten Mal seit Jahren unser Fieberthermometer. Weiß der Geier, warum ausgerechnet sowas immer in solchen Momenten passiert. Hunderte Male haben wir wahrscheinlich eben nur mal so die Temperatur bei wem auch immer gemessen. Aber wenn man das Ding dann wirklich mal braucht...Und hier kommt es bei plötzlichem Fieber nun wirklich darauf an, Höhe und vor allem Fieberkurven zu beobachten.

Also haben wir den Italiener gecancelt. Der Liebste hat sich auf den Weg gemacht eine neue Spezialbatterie fürs Fieberthermometer und außerdem Pizza satt vom Lieferdienst mitzubringen.

Hannchen und wir hatten dann eine unruhige Nacht, es sieht jetzt aber am Morgen zum Glück wie eine fette Angina aus.


Sie hängt ganz schön durch, trinkt fleißig Tee und verbringt den Tag lesend in Hogwarts. Naja, auch nicht schlecht...

Und der Liebste scheint sich heute auf der Arbeit auch etwas zu langweilen. Jedenfalls unterhält er Hannchen und mich mit amüsanten Sockenbildern seiner Kollegen:


Naja, Afrika ist eben ein buntes Land. Und auch Socken können Lebensfreude ausstrahlen. Langweilig kann ja schließlich jeder.

Als ich dann heute morgen mit unserem Pfarrer sprach und meine Mitreise nach Kayole absagte, meinte er, ich könnte ja die Kekse dann morgen mit in die Schule geben. Sicherlich eine sehr gute Idee. Mir fiel ein, dass ja morgen Religionsunterricht ist. Ihr seht, auch Pfarrer mögen Kekse ;-)


Und zu guter Letzt möchte ich euch noch das versprochene Foto aus der Zumbastunde mit Edith und dem Fotographen zeigen. Ich habe ja ehrlich gesagt ernsthaft überlegt, ob ich es unter den Tisch fallen lasse, aber versprochen ist versprochen.


Hoffen wir mal, dass das nicht auf dem Flyer erscheint, das wäre gar fürchterlich.


Freitag, 2. Februar 2018

Schüsse am Morgen

Na das war ja mal wieder was.
Es begann mit einer Explosion am Morgen. Nicht bei uns. Nein, zwei Grundstücke weiter. Und es hat ordentlich gerumst und gewackelt. Danach war dann erstmal Ruhe. Aber nicht lange. Kaum war Michael mit den den Kindern aus dem Haus hörte ich aus dem Wohnzimmer heraus draußen einen fürchterlichen Tumult. Ich stürmte sofort in den Garten und konnte die Herkunft des Geschreis wieder etwa zwei Grundstücke hinter uns vermuten. Plötzlich qualmte es dort ganz übel (Tränengas) und es pfiffen Schüsse durch die Luft. Morgan, unser Guard, war entsetzt über meinen Aufenthalt im Freien und ich wurde sofort ins Haus geschickt. Draußen schossen sie weiter. Irgendwann war dann wieder Ruhe. Morgan erlaubte mir dann auch wieder den Garten zu betreten.


Wie sich ein paar Stunden später in den Nachrichten herausstellte wohnte bis gestern einer der Oppositionsführer und neuerdings (seit Dienstag) selbsternannter General der illegalen Oppositionsregierung im übernächsten Haus. Das fällt nun allerdings unter Hochverrat und so hat sich die hiesige Polizei tatsächlich in den frühen Morgenstunden den Weg ins Haus freigebombt. Der Hochverräter sitzt jetzt im Gefängnis, seit dem ist es in der Nachbarschaft wieder ruhig.
Meine Güte, man sollte sich wirklich seine Nachbarn genauer anschauen, bevor man irgendwo einzieht....

Das hat dann auch eigentlich für gestern gereicht. Ich habe aber noch für alle Interessierten einen kleinen Nachtrag. Zum Ende des ersten Schulhalbjahres, also vorgestern, gab es noch eine Schulversammlung. Und natürlich wurde auch gesungen:


Eine Schule, wie ein zweites Zuhause. Was für ein Glück wir haben....

Donnerstag, 1. Februar 2018

und schon wieder Wassergeschichten

Ja, man glaubt es nicht, aber Wasserprobleme können sehr sehr vielfältig sein.

Zum Einen in unserer Deutschen Schule hier. Man kann sich das fast gar nicht vorstellen, aber unsere Schule bekommt aufgrund der Wasserrationierung tatsächlich von montags bis donnerstags kein Wasser. Solch eine Rationierung ist ja schon für einen einzelnen Haushalt schwer zu stemmen, jedoch für eine Schule schwer vorstellbar. Aber es geht irgendwie. Mit kurzfristig neu angeschafften riesigen Wassertanks, die dann am Wochenende befüllt werden. Mit ungezählten Wassereimern in den Toiletten und bereitgestellten Kannen zum Nachspülen. Und natürlich mit Nerven wie Drahtseilen, viel Geduld und immer wieder dem uns hier alle erdenden Gedanken "Willkommen in Afrika".

Anderswo ist es noch viel viel schlimmer. Zum Beispiel in Ostkenia. Da gibt es gleich gar keine Wasserversorgung und obendrauf auch nur selten Regen. Die Schulkinder dort, vor allem die Mädchen, sind also gezwungen, regelmäßig zu den oft weit entfernten Wasserstellen zu laufen und dann die gefüllten schweren Kanister zur Schule zu tragen.
Und um hier zu helfen, fand heute in der Schule ein Spendenlauf statt. Um einer dieser Schulen einen 50.000 l Tank zu finanzieren, in welchem in der Regenzeit das Wasser von den Dächern aufgefangen und gesammelt werden kann.
Und was haben sich unsere Kinder ins Zeug gelegt.



Gependet wurde von den Eltern/Großeltern pro Runde. Und die Kinder waren großartig. Allein Raphaels und Johannas Klasse hat mit 14 Kindern weit über 300 Runden geschafft. Mal sehen, was am Ende, wenn alles zusammengerechnet ist, dabei rausspringt.


Ich weiß auch nicht genau, was so ein überdimensionaler Wassertank kostet, aber ich denke, wir haben es geschafft.

Wasserprobleme ganz anderer Art beschäftigen uns hier zu Hause. Unsere, uns monatlich zugestellte und jeweils exakt nach Verbrauch erstellte Wasserabrechnung gab uns nämlich Rätsel auf. Während unserer Abwesenheit in den Weihnachtsferien war unser Wasserverbrauch  auf mysteriöse Weise um ein VIELFACHES angestiegen. Nun gebe ich ja ehrlich zu, während meines Aufenthaltes im Hotel in Halle die Dusche dort ausgiebig genutzt zu haben. Aber meine europäische Wassernutzung kann unmöglich auf der hiesigen Abrechnung erscheinen.
Da hatte unser Personal wohl eine "Geschäftsidee". Wasser abfüllen und dann verkaufen. Fanden wir irgendwie nicht so toll und luden zur Personalvollversammlung. Die Ankündigung von potentiellen Lohnabzügen und Kündigungen bei wiederholtem Vorkommen fanden die nun ihrerseits nicht so erstrebenswert. Ich hoffe, die Sache ist damit erledigt und der Wiederholungsgedanke ist damit deutlich unattraktiver geworden.Wir werden sehen.

Und dann war ich in dieser Woche noch zweimal ein paar Stunden im Medical Care Centre für die Ärmsten. Mit dem, was Human Cargo Care dort bereitstellt, kann man tatsächlich arbeiten.


Ein paar Stunden in der Sprechstunde haben mich dann auch wieder sehr amüsiert. Die Probleme sind die gleichen. Ein Jucken hier, ein Brennen da, und natürlich auch die vorgeschobenen Bauchschmerzen, obwohl man eigentlich nur einen Schwangerschaftstest haben möchte.
Und da sieht man es wieder ganz deutlich, wir sind alle gleich. Ob hier, ob da, ob schwarz, ob weiß.

Donnerstag war dann übrigens auch noch der letzte Schultag des ersten Halbjahres. Es gab Giftblätter, die gar nicht giftig waren. Wir sind stolz auf die tollen Leistungen der beiden Kleinen. Winterferien gibts hier nicht, aber bei insgesamt 15 Wochen Schulferien pro Jahr wollen wir mal nicht meckern ;-)



Zur Feier des Tages gab es dann natürlich das obligatorische Zeugnisessen. Und morgen gehts ohne Pause los in die zweite Runde.