Dienstag, 7. Dezember 2021

Bubbles zieht um oder Geburt mal anders

Bubbles der alte Pirat, unser mürrischer Kater, hatte leider wie erwartet überhaupt keine Lust mit uns umzuziehen. Und so ergab sich ein herrliches Spiel zwischen Kater und dem Liebsten. Michael brachte den Kater mit dem Auto bei einer seiner Fuhren ins neue Haus, Bubbles spazierte gemütlich zurück und wurde erneut mitgenommen. Und so weiter....

Inzwischen glaube ich ja, dass der alte Gauner einfach nur gerne Auto fährt. Wer weiß. Mittlerweile hat er das neue Heim akzeptiert. Wahrscheinlich allerdings eher aus pragmatischen Gründen. Futter und so....

Mit der kleinen Mausi war es einfacher. Mitgenommen und zack zu Hause. Mädchen eben. Wie wir leider vor zwei Wochen feststellten schwanger. Der täglich dicker werdende Bauch ließ daran keine Zweifel mehr. Na prima, hatten wir also eine schwangere Teenagerkatze im Haus. Und während die hochschwangere Mausi an meinem Geburtstag noch munter zwischen all den Gästen herumscharwänzelte, zog sie sich dann still und heimlich in unser Ankleidezimmer zurück. Gemütlich hinter Michaels Jeans und unter seinen Hemden schlüpften zwei kerngesunde kräftige Kätzlein. Genauso mausgrau wie die Mama. 

Nun ja, warten wir mal ein paar Tage ab und dann ist aber Family Planning angesagt. Zack und schnipp. Aus die Maus. 


Montag, 29. November 2021

Umzug oder Können Laufbänder tröpfeln?

Umziehen ist ja jetzt nicht unbedingt mein Hobby. Nein, ich mag es ehrlich gesagt überhaupt nicht. Nicht wegen der Sache an sich, sondern weil mir eigentlich die Zeit dazu fehlt. Momentan auch ehrlich gesagt noch die Kraft, aber das ist eine andere Geschichte. 

Wir hatten uns also entschieden, verhandelt und einen mehr als fairen Mietvertrag rausgeholt. Das alte Haus zeigte uns jeden Tag mehr und aufs Neue, dass es Zeit war zu gehen. 

Also hieß es Ärmel Hochkrempeln, Augen zu und durch. Dank Ezekiel und seinen fünf starken Männern gelang es leicht. 



Dieses Kistenpacken ist ja immer eine ganz gute Gelegenheit auszumisten. Was wiederum zu Schlachten vor unserem Haus zwischen den Müllsuchern sorgte. Eine Trophäe fand sich auch in unserem Guardhäuschen am Tor wieder. Ein Schmuckständer in Form einer Dame im Ballkleid, an deren metallenen Locken man Ringe und Ketten aufhängen kann. 


Probleme gibts ja immer beim Umziehen. Eines war unser Laufband im Obergeschoss. Es war erstens viel zu groß, um über die Treppe nach unten befördert zu werden, noch hatten wir auch nur ansatzweise eine Idee, wie man das Ding in Einzelteile zerlegt, geschweige denn wieder zusammenbaut. Da half dann ein Anruf im Sportgeschäft. Am nächsten Tag sollte ein Monteur kommen und Zerlegen/Transport und Aufbau übernehmen. Zumindest sowas ist hier recht einfach und komplikationslos zu organisieren.


Pünktlich um 10 Uhr stand also ein Herr vor der Haustür, der auf mehrfache Nachfrage von George dem Guard und mir eifrig bejahte vom Sportgeschäft geschickt worden zu sein. Werkzeug hatte er keins dabei, kräftig sah er auch nicht aus. 

Er kroch und kniete dann also einige Zeit um und neben dem Laufband, blickte von allen Seiten darunter und murmelte Dinge vor sich her, die ich nicht verstand. Ich bat dann Brenda und George da oben bei ihm zu bleiben und bei Bedarf zu helfen. Ich fuhr derweil einiges einkaufen. Bei meiner Rückkehr standen George und der Herr unverrichteter Dinge vor der Haustür. Nanu?

Wie ich nun erfuhr war der Herr gekommen um einen angeblichen Wasserschaden zu reparieren. Diesen hatte er unter dem Laufband nicht gefunden. Einen Wasserschaden hatten wir, völlig untypisch für uns, aktuell auch nicht zu beklagen. Hatte sich der Herr doch in der Hausnummer geirrt. Er war in Haus 27 bestellt und hatte ans Tor von Grundstück 37 geklopft. Immerhin hatte er dann nach 1,5 Stunden bemerkt, dass das Laufband nicht tröpfelte. Meine Güte, manchmal fragt man sich…..

Der echte Monteur kam dann traditionell kenianisch einige Stunden zu spät, machte aber einen wunderbaren Job. 



Mittlerweile haben wir bis auf einige Blumenkübel und ein paar Dingen aus der Garage alles im neuen Heim. Und wir fühlen uns wohl. Sehr sogar. Erschöpft, aber zufrieden. Die ersten Wasserprobleme haben wir auch schon. Das Haus passt also zu uns. Patrick, den Plumber wird es freuen. 

War eine gute Entscheidung….

Mittwoch, 17. November 2021

18 Toiletten und ein Pissoir

Ja, ich weiß. Was waren wir vor drei Jahren glücklich, in ein kleineres Haus gezogen zu sein. Das hat ja auch für die Coronazeit ganz gut gepasst. Keine Besucher, wenig Parties. Aber nun haben wir eben doch bemerkt, dass wir platzmäßig an unsere Grenzen stoßen. 

Dazu kommt, dass sich unser derzeitiges Domizil so nach und nach auflöst. Im wahrsten Sinne des Wortes. Türschlösser funktionieren nicht mehr, es regnet an verschiedensten Stellen durchs Dach (OK, das kommt hier überall ab und zu vor), Putz löst sich von den Decken und teilweise fallen uns diese komplett auf den Kopf.  Übeltäter sind Termiten. Diese kleinen fiesen gefräßigen Mistviecher haben den Dachstuhl angeknabbert und jetzt kommen im Wochentakt einzelne Deckenplatten runter. Nicht allein, sie bringen Unmengen von Dreck mit. Die einst 2 cm starken Deckenplatten sind auf Schreibpapierdicke  plattgefressen. Die kann man falten wie ne Zeitung. Widerlich sag ich euch.

Was für ein Glück, dass wir vor vielen Wochen ganz nah bei uns ein anderes leerstehendes Haus entdeckt haben. Eigentlich viel zu groß. Nein, in der Tat viel zu groß. Aber ich liebe ja Sprünge von einem Extrem ins andere. Beeindruckend ist tatsächlich die Zahl der Toiletten. Allein im Haupthaus gibt es 11 davon. Im Nebenhaus nochmal zwei, fürs Personal drei und dann gibts da noch versteckt hinter einem Pavillon die Gartentoiletten nebst Pissoir, damit die Partygäste es nicht so weit haben. 

Also egal, an welcher Stelle man sich auf diesem Grundstück befindet, die nächste Toilette ist nie mehr als 5 Meter entfernt. Ob das beim Bau damals eine Vorgabe an den Architekten war? Wäre interessant zu erfahren. Erbaut und bewohnt wurde das Haus vor vielen Jahren von einem kenianischen Senator und seiner Familie. Die hatten auch einige Kinder, wie wir. Passt also. Platz für alle. Raphael hat sich gleich zwei Zimmer ausgesucht. Eins zum schlafen und eins "zum Leben". Aha. Gästezimmer haben wir jetzt auch genügend. Allerdings müssen wir uns wahrscheinlich ein neues Rufsystem überlegen, wir finden uns sonst nicht mehr. Der Klang des Silberglöckchens, welches wir üblicherweise läuten, wenn das Essen auf dem Tisch steht, wird kläglich versagen. Ich hatte jetzt bereits an eine Schulklingel gedacht. Die deutsche Schule in Nairobi schafft diese gerade aus Gründen der Modernisierung ab, ich könnte sie jetzt gut gebrauchen. Oder so ein Durchsagesystem wie in Supermärkten. "Raphael bitte in Zimmer 8, Raphael bitte".  Ich bin gespannt, wie wir das hinbekommen.

Und so sind wir derzeit am Packen und Putzen und Transportieren, während unser altes Haus sozusagen um uns herum zusammenfällt. 

Eigentlich war der Plan, mein Arbeitszimmer bis zuletzt unangetastet zu lassen. Der Plan war gut, die Realität sieht anders aus. Gestern Abend machte es Rums und ein Teil der Zimmerdecke lag auf dem Boden. Mitgebracht hatte sie eine Unmenge an blinden Passagieren. Unzählige Termiten tummelten sich plötzlich auf meinem Schreibtisch.  Na prima. Ich habs jetzt ehrlich gesagt nicht so mit Insekten, mich kribbelts dann immer gleich.  Mit Handfeger und Kehrschaufel bekommt man die aber ganz gut weg.  Und die Vögelchen im Garten freuts - reines Protein. Also wird heute nun wegen akuter Einsturzgefahr als erstes das Arbeitszimmer umziehen ins neue Haus. 

Ein ungeplanter aber dennoch guter Anfang......


Dienstag, 27. Juli 2021

Eisen am Strand oder So gehts auch

Ja, Vanilleeis wäre mir auch lieber gewesen. Oder Heidelbeere. Meinetwegen auch gemischt. Mein Strandmenue sah heute allerdings anders aus. Während also in den Strandkörben um uns herum die Urlauber bei herrlichstem Sonnenschein ihr Eis schleckerten, breiteten wir auf der Stranddecke Flexülen, Kanülen, Tupfer, Infusionsflaschen- und schläuche und Ampullen aus. Auf meiner Mittagskarte stand Eisen zur Auswahl. Als einziges Gericht. Nun ja, nicht übel, wenn man unter schwerem Eisenmangel leidet und die Speicher nahezu leer sind. Sagt zumindest das Labor, die werden es schon wissen. 

Die Idee des Hausarztes war "Nehmen Sie bitte ab sofort Eisentabletten ein. 100 Tage lang". Uff, ganz schön lange. Und die Dinger gehen mir immer so auf den Magen. Meine Freundin hatte eine bessere Idee und brachte Eisen mit an den Strand. In flüssiger Form. Wirkt sozusagen sofort. Rein und wusch - Speicher wieder voll. 


Wir waren auch ein bißchen afrikanisch kreativ. Den fehlenden Stauschlauch zum Legen des venösen Zugangs ersetzen wir durch ein Bikinioberteil, welches sich hervorragend um den Oberarm binden ließ. Selbiges funktionierte dann im Anschluss auch noch ganz wunderbar als Infusionsaufhänger. Diese Bikinioberteile sind wirklich multifunktional. Sollte man mal drüber nachdenken. 


Während also nun die Eisenmahlzeit in meine Venen lief waren unsere Kinder recht interessiert und schwer beeindruckt, dass man Eisen in Blutgefäße gießen kann. Ich bin jetzt in ihren Augen so was wie ein Superheld mit Eisenarm, oder so. Gibt wirklich Schlimmeres...

Zum Dessert gab es dann Prosecco. Für Ärztin und Patientin. Aus strandgerechten bunten Plastikbechern. 

Ansonsten genießen wir herrlich entspannte Strandtage. Morgen kommt der Liebste endlich nach. Dann wird es noch mehr Urlaubsfeeling sein. Ich freu mich drauf...

Samstag, 17. Juli 2021

Vor, zurück, zur Seite, ran ODER Endlich wieder alle zusammen

Pläne sind nur was für Schwache. Das lernt man recht schnell in Afrika. 

Nehmen wir zum Beispiel die Autofahrt von meinen Eltern zu den Kindern nach Halle. Ich bin immer so dankbar, dass ich das Auto meiner Mutti benutzen darf, wenn wir im Lande sind. Das ist eine große Erleichterung. Ständige Zugfahren oder ein Mietauto für 6 Wochen wären zum ersten anstrengend und im zweiten Fall finanziell indiskutabel. 

Da waren nun also alle Koffer und Mitbringsel im Kofferraum des frisch aus dem TÜV entlassenen Wagens verstaut und wir eine halbe Stunde auf der Autobahn unterwegs, da begann die erste Warnleuchte zu blinken. Eine von den großen! Ach du Schande. Das Zeichen sagte mir nicht viel, allerdings stand auf dem Display "Reifenpanne. Vorsichtig anhalten". 


Nun hat das Auto Gott sei Dank solche Superreifen, mit denen man trotz Reifenpanne weiterfahren kann, allerdings sehr langsam. Und das ist dann wieder zwischen den ganzen LKW auf der Autobahn ein Abenteuer. Standstreifen kam für mich nicht in Frage, also tasteten wir uns vor bis zum nächsten Parkplatz. Ein Gang ums Auto half uns nicht weiter. Sah alles normal aus. Eine Weiterfahrt nach Halle erschien uns zu weit. Blieb die Möglichkeit mit dem ADAC. Ich bezahle ja nicht umsonst jährlich meine Beiträge. Pech nur, wenn die Fahrzeugpapiere bei Mutti auf dem Küchentisch liegen und ich laut Ausweis nicht mal mehr einen Wohnsitz in Deutschland habe. Auf diese Diskussion wollte ich mich also auch nicht einlassen. Das sind dann also die Momente, in denen man mit 47 Jahren bei seinen Eltern anruft und ohne Umschweife zu seiner Mutter sagt "...gib mir Papa". Also fuhren wir zurück. Schnurstracks in die Werkstatt. Nach eineinhalb Stunden gab es zum Glück Entwarnung. Ein Ventil war die Wurzel allen Übels. Und so konnten wir nach zunächst VOR und ZURÜCK und dann zur SEITE (Werkstatt), endlich RAN und uns erneut auf den Weg zu den großen Kindern machen. 

Und nicht nur zu diesen. Kinder, Freunde, alle irgendwie zusammen. Das ist so schön, nach so langer Zeit.


Interessant sind die Tischgespräche, wenn Humanmediziner mit Tierärzten am Tisch sitzen. Eine nach hoher Kunst aufgeschnittene große offene Zehenwunde wurde von der Tierärztin sofort mit einem Röntgenbild der Katze gekontert, die eine Nadel verschluckt hatte. Es ist immer wieder schön mit euch.....


Bekocht wurden wir auch. Mit den besten Kirschwaffeln der Welt. Und da dachten wir auch, dass unser Wunsch "Schnitzel mit Zitronenbuttersoße" den gewieften Koch vor keine großen Probleme stellt. Tat er doch, Zitronenbuttersoße muss ein recht kompliziertes Unterfangen sein. Andreas, du hast das Problem großartig gelöst. 

Heute waren wir auch verabredet. Ab der Mittagszeit. Aber es geht nicht. Da sitze ich nun, in Konstantins Wohnung auf der Couch. Ziemlich fertig und kaputt. Das Blutbild sagt, die Eisenspeicher sind komplett leer, die Nieren kurz vorm Anschlag. Ich merke das. Ich bin müde. Eigentlich bin ich immer müde. Ich bin dankbar Freunde zu haben, die so etwas verstehen. Wir holen das also morgen bei einem Frühstück nach. 

Morgen gehts auf in Richtung Norden. Endlich Urlaub. Ich freue mich auf Ruhe, Schlafen, Häkeln, Lesen, Eisentabletten und Eisen über die Vene, um die Speicher wieder aufzufüllen. Sonne wäre auch nicht schlecht.....ich nehm es so wie es kommt. 



Freitag, 9. Juli 2021

Der gefallene Gatte oder Ab nach Hause

Sachen gibts.....

Da schalle ich gestern zuhause eine 11. Woche und hoffe damit beim werdenden Vater, der nach mehr als sechs Jahren Kinderwunsch nun das erste Mal wahrhaftig dieses kleine Wesen bewundern kann, Freude auszulösen. Oder Tränen oder Lachen oder was weiß ich was. Aber nein, während also die werdende Mutter und ich uns am strampelnden Würmchen erfreuten, tat es einen lauten und scheppernden Knall. 

Nach genauerem Hinsehen fand ich ihn. Den Gatten. Den, der eben noch voller Stolz neben der Liege gestanden hatte. Nun hing er in tiefer Bewusstlosigkeit mit baumelnden Armen quer über meinem Instrumententisch.  Die Schwangere schaute kurz hinter sich und meinte ganz besonnen "das hat er noch nie gemacht". 

Na prima. Statt zu schallen, hiefte ich dann erstmal den Gatten auf die Couch. Er kam zu sich und tat, als wenn nichts geschehen wäre. Ich spielte mit. Bis auf eine Schramme am Knie ist zum Glück nichts passiert. Ich erlebe viel. Lachen, Weinen, manchmal Schreien. Aber du meine Güte, was müssen das für großartige Emotionen sein, wenn man nach so vielen Jahren Kinderwunsch beim Anblick eines 5 cm langen und etwas strampelnden Feten tatsächlich realisiert, dass es nun wirklich so ist und auf der Stelle und ohne Vorankündigung in tiefe Ohnmacht fällt. 

Wahrscheinlich wird dem Kind diese Geschichte noch an seinem 50. Geburtstag erzählt. Eine Ohnmacht für ein ganzes Leben.....

Und nun ist erstmal Pause von Schwangerschaften, Ultraschallen, Krebsabstrichen und Blasenentzündungen. Ich sitze mit den Kindern und 9 Koffern im Café nicht weit von Gate 24, wo in drei Stunden ein Flieger mit uns abheben wird. Ab nach Hause......Hin zu unseren großen Kindern, Eltern, Geschwistern, Nichten, Neffen.  Hin zu Freunden und Sommerabenden am Strand mit Picknick und Dosenprosecco. Wir freuen uns auf euch....


Dienstag, 29. Juni 2021

Auf ein Neues - Rückblick und Ausblick

Ein paar Tage sind nun seit der Reise nach Marsabit vergangen. Und ich bin so dankbar, diesmal von drei wunderbaren Freundinnen begleitet worden zu sein. Zu zeigen, wie es da draußen wirklich ist, außerhalb der Expat-Bubble Nairobi. Mal nah dran zu sein, zu helfen, zu verstehen und zu unterstützen. 

Bei den Besuchen und in den Gesprächen mit Schuldirektoren und den Schulmädchen sehe ich immer wieder, wie groß die Not ist und wie dankbar die Unterstützung mit den waschbaren Menstruationsbinden angenommen wird.





Ich lasse nach wie vor die Beutel mit den waschbaren Sanitary Pads in Projekten nähen, in denen junge Teenagemütter eine Nähausbildung erhalten. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit, für sich und ihr Baby in Zukunft eine Möglichkeit zu haben, den Lebensunterhalt zu verdienen. Zumindest einen kleinen. Zuletzt habe ich in Kisumu produzieren lassen. 

Jedes Päckchen enthält neben vier waschbaren Menstruationsbinden und zwei Slips auch noch einen Transportbeutel und eine Gebrauchsanweisung mit vielen Bildern. 

Ich sehe immer wieder, dass der Großteil der Mädchen keine Unterwäsche besitzt. 

Oben im Norden ist es besonders bitter. Hier müssen Frauen und Mädchen, die sich nicht mit Hygieneartikeln versorgen können, in einem Erdloch hocken, solange sie bluten. Tagelang. Schulbesuche sind so natürlich nicht möglich und das Lernpensum nach einiger Zeit nicht mehr aufholbar. Oft resultieren daraus schlechtere oder gar keine Schulabschlüsse. 

Aber die Mädchen haben Träume. Viele erzählten mir von ihren Berufswünschen. Anwältinnen und Journalistinnen stehen hoch im Kurs. Und die Mädchen sind fleißig und wollen so gern. 

Ein Beutel kostet umgerechnet 4 Euro.  Und damit können wir einem Mädchen 12-15 Monate eine Schulausbildung ohne menstruationsbedingte Fehlzeiten schenken. Und nicht nur das. Wir sprechen über Blutungen, Probleme und alles, was die Mädchen an Fragen haben. Das Feld ist weit.....

Lasst uns ihnen helfen. Wenigstens ein Stück auf ihrem Weg. 

Wer ein paar der Beutel spenden möchte kann sich gern bei mir melden (berit@lattorff.de).

Ende Oktober / Anfang November werde ich mich wieder auf die Strümpfe machen. Mit neuen Pads  mehr Schulen besuchen. Gerne auch wieder mit Freunden. Meldet euch einfach. 

                       

Dienstag, 22. Juni 2021

Laisamis Tag 2 oder Die magische Zehn

Heidewitzka, es gibt Sachen........

Momentan ist es wahnsinnig schwer, um nicht zu sagen nahezu unmöglich, in Kenia seine Covid-Zweitimpfung zu bekommen. Nicht nur für medizinisches Personal oder Lehrer, nahezu für jeden. Die Fristen für die Zweitimpfung sind bei vielen bereits überschritten und die Hoffnung, einen Shot der erst gestern im Land eingetroffenen 315.000 Astra-Dosen zu ergattern, nicht hoch. 

Was soll ich sagen....man muss nur wissen wie. Das Geheimnis liegt darin, ins Nirgendwo zu fahren. In die Wüste. Dahin, wo es sonst kaum etwas gibt. Und unterwegs ein lokales Krankenhaus zu besuchen.


Nun ist Krankenhaus leicht übertrieben, es handelte sich um ein paar wenige Baracken. Aber egal. Jedes Impffläschchen gibt 10 Dosen her. Nun gibt es hier in der Wüste nur wenige Impfwillige, zudem dürfen derzeit nur Zweitimpfungen vorgenommen werden. Und Fläschchen werden nur angestochen, wenn zehn Leute zusammenkommen. Was waren wir also willkommen. Cordula und Nurse Esther, beide die einzigen aus unserer Truppe, denen die Zweitimpfung noch fehlte,  machten also die 10 voll - und kurzerhand ihre Oberarme frei und zack, saß der Schuss. 

Unglaublich. Man muss nur wissen wie und wo. Stephen, unser lokaler Guide und Social Worker, wusste es. Ich sollte vielleicht umsatteln auf ein neues Business. "Impfreisen mit Daktari Berit". Könnte ein Erfolg werden....

Der Klinikdirektor war wirklich nett und hat mich eingeladen, im Herbst ein Gynäkologisches-Camp in seinem Krankenhaus zu veranstalten. Also an zwei oder drei Tagen im Akkord gynäkologische und geburtshilfliche Untersuchungen für die Einheimischen, sowie  Samburu- und PokotNomaden anzubieten.  Mache ich gern. (Falls sich eine meiner ehemaligen deutschen Kolleginnen angesprochen fühlt, ich nehme gerne einen von euch mit).

Die Schulbesuche im Anschluß waren wunderbar. Meine Mädels Crew (Sandra, Lisa, Esther und Cordula) war mittlerweile voll in ihrem Element und engagiert mit Feuereifer in den Schulen dabei, die Mädchen in Kleingruppen zu betreuen. 


Mittlerweile haben wir die halbe Rückfahrt hinter uns und sitzen in den Aberdares auf Sandai bei Rotwein oder Gin&Tonic am Kaminfeuer und lassen die letzen Tage Revue passieren. 

Wir haben richtig was geschafft und ich bin stolz auf die Mädels, und voller Dankbarkeit, dass sie mich auf dieser Reise so unglaublich tatkräftig unterstützt haben. 

Die beste Crew ever........


Montag, 21. Juni 2021

Laisamis - Tag 1

Es ist spät. Ich sitze auf meinem Bett unter einem kitschigen, aber funktionellen Mückennetz und denke über den Tag nach. Schön wars. Und erfolgreich. Heiß, windig, staubig, wie in der Wüste eben. 

Wir haben insgesamt über den Tag verteilt drei Schulen besucht. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich das alles in Worte fassen soll. Es ist schwer. 

Heute lasse ich einfach mal die Bilder für sich sprechen.




















Für morgen zeichnet sich zunehmend eine kleine Sensation ab. Warten wir´s ab.....

Sonntag, 20. Juni 2021

Von Pullerpausen, komplizierten Schlössern und Wüstenglow

Und nun sind wir unterwegs. Ist schon spannend, mit vier Frauen, allesamt Mütter von mehr oder weniger großen und kleinen Kindern, in einem Auto gemeinsam unterwegs zu sein. Es ergeben sich völlig ungeahnte und unerwartete Schwierigkeiten. Während alle vier das Ausbleiben von Fragen wie "Wann sind wir endlich da?", "Wie lange noch?" bis hin zu "Warum müssen wir überhaupt wegfahren?" oder "Mir ist schlecht" genießen, erschloss sich uns ein völlig ungeahntes Problem. Nämlich "Wo ist der richtige Ort für eine Pullerpause?". Hier gibt es tatsächlich unterschiedliche Präferenzen. Nicht einsam genug, ein Mensch in der Nähe, Büsche zu spärlich, gar keine Büsche, Büsche nur auf der anderen Straßenseite.... Naja, wir haben irgendwann den idealen Platz gefunden und sind dann, wie Mädchen das so machen, in Zweierteams ins Gebüsch. Klassisch eben....

Die Fahrt hoch nach Marsabit war durchaus spektakulär. Vorbei an Ananasplantagen, den Aberdares, dem Mount Kenia zu unserer Rechten, entlang an Hopfenplantagen und Rapsfeldern, Stop am Äquator, weiter durch das atemberaubende Samburu, Überqueren ausgetrockneter Flussbetten bis hinein in das County Marsabit. 







Unterwegs, ganz am Ende von Samburu wollte doch tatsächlich das erste mal in meinem kenianischen Leben ein vermummter Herr in Uniform (ich weiß nicht, ob Polizei oder eher Militär) meinen Ausweis sehen. Unsere Antwort auf seine Frage, wohin wir reisen würden, fand er glaub ich nicht so toll. Ist ja auch manchmal etwas unruhig hier oben. Gott sei Dank hatte ich meine Diplocard dabei. Das half zumindest, dass er nicht mehr nach meinem Führerschein fragte. Den hab ich nämlich gar nicht dabei. Der alte war abgelaufen und ein neuer ist zwar beantragt, aber die Mühlen mahlen hier sehr langsam. Ich bin auch tatsächlich gespannt, wie der neue, wenn er denn irgendwann mal ausgestellt sein sollte, aussehen wird. Mein letzter wurde irgendwo in einem kenianischen Gefängnis von Insassen gebastelt. So sah er auch aus! Als ob Übeltäter oder Bösewichte Basteltalent hätten.....

Nun sind wir jedenfalls hier in Laisamis angekommen. Irgendwo im Nirgendwo. Es ist trocken, es ist heiß, es ist staubig, es ist windig. 

Die Unterkunft ist absolut akzeptabel. Für ca. 10 Euro pro Person bekommen wir Einzelzimmerunterkunft mit Frühstück. Das Einchecken war einfach. Allerdings ist das Öffnen der Zimmertüren ein Abenteuer. Für Kenianer wohl bekannt, standen wir deutschen Frauen etwas ratlos vor unseren Zimmertüren. Man muss in ein Loch greifen, dann die Hand im Loch nach oben drehen. Dort findet man dann nahezu unerreichbar ein Vorhängeschloss, in welches man, bei beengtem Platzangebot und ohne Sicht einen Schlüssel stecken soll. Das ist Puzzelarbeit im Irgendwo. Für eine zweite Hand ist die Öffnung zu klein. Irgendwie geht es dann, aber es dauert verdammt lange, macht Krach und jedesmal hat man schon beim Aufschließen Sorge, weil ja das Abschließen ähnlich kompliziert ist. 

Ob nun vom komplizierten Öffnen der Zimmer, der Freude über das Ankommen oder die Entspannung bei dem ersten Soda im Garten, unsere Gesichter leuchteten. Lisa gab dem Ganzen einen Namen - der "Wüstenglow". Ich finde er steht uns.

Zu uns gestoßen sind hier am Nachmittag zuerst Amina, eine lokale Health Workerin, die sich hier oben ganz engagiert für Frauenrechte und Mädchen einsetzt und unermüdlich Aufklärungsarbeit in den Dörfern gegen die immer noch praktizierten Beschneidungen macht. Und später traf noch Stephen ein, der früher hier mal Gesundheitsminister war und mir mit seinen Kontakten enorm geholfen hat, die Termine mit den Schuldirektoren zu vereinbaren. 


Die Truppe ist nun also komplett. Die nächste Lagebesprechung erfolgt beim Frühstück morgen früh und dann gehts auf in die Schulen.

Ich werde berichten.....