Samstag, 26. Dezember 2020

Was für ein seltsames Weihnachtsfest oder Wenigstens die Soße war gut

Mal abgesehen davon, dass wir wussten, dass es dieses Jahr anders wird als gewohnt, fühlt es sich doch reichlich seltsam an - dieses Weihnachten. Und irgendwie lassen auch die Merkwürdigkeiten nicht nach. Aber von vorn......

Statt also wie gewohnt beieinander unterm Baum zu sitzen, trafen wir uns mit den Kindern in den endlosen Weiten des www um zu erzählen, zu lauschen, zu staunen. Ist schon komisch, dass man sich auch auf solchen Wegen nahe sein kann. Naja, zumindest ein bißchen. Selbst die Großeltern tauchten immer mal im Bild mit auf. 

Obwohl es gut gelungen ist, würde ich das gern als Erfahrung verbuchen und in den kommenden Jahren doch lieber wieder auf die herkömmliche Art und Weise feiern.  Denn irgendwie war dieses Jahr der Wurm drin. 

Alles begann mit einem Stromausfall pünktlich zum Gottesdienstbeginn. Prima Timing. Da saßen wir nun also vor unserem Bildschirm im Dunkeln. Die Predigt half nicht weiter, war sie doch eher von der depressiven Sorte. Zeitgleich begann Raphael über heftigste Ohrenschmerzen zu klagen. Eine fette Mittelohrentzündung war im Anmarsch. Zum Glück war das passende Antibiotikum im Haus. Zur Bescherung hatten wir dann also ein krankes Kind im Bettzeug auf der Couch. Das andere Kind meinte, wenn sich das Kranke zur Bescherung nicht schick machen müsste, dann würde sie auch im Schlumper-T-Shirt bleiben wollen. Der Liebste und ich hatten keine Lust auf Diskussionen und so putzten wir uns nur selbst heraus. Zumindest wars dann gemütlich. 

Für den ersten Feiertag hatte ich Oma Helgas (Gott hab sie selig) berühmte Weihnachtstorte gebacken. Nusstorte mit Buttercremefüllung. 

Nach dem Anschneiden am festlich gedeckten Kaffeetisch merkten wir bald, dass die Buttercreme über Nacht sauer geworden war. Also ab in den Müll damit. Es tat nur ein bisschen weh, hatten wir ja noch ausreichend Lebkuchen, Dominosteine und Stollen. Und natürlich blieb uns ja noch die Vorfreude auf die Weihnachtsgans, die bereits seit Stunden im Ofen schmorrte. Es war Zufall, dass wir vor ca. einem Monat auf einer Organic-Farm eine Gänsescharr entdeckt hatten. Eins der Tiere wurde also am 23. für uns gemeuchelt, gerupft und ausgenommen geliefert. Mmh, zumindest dachten wir es wäre eine Gans. So richtig wissen wir bis heute nicht, was für ein Vogel dann da am Abend auf unserem Teller lag. Wir sind uns sicher, dass es weder Gans noch Ente war. Es war jedenfalls nicht essbar. 


Mittlerweile waren wir ja geübt darin, den Mülleimerdeckel zu öffnen. Gab es also Klöße, Rotkraut und Soße. Aber die war immerhin gut. 

Letztendlich passt all das zu diesem seltsamen Jahr und es wäre merkwürdig gewesen, wenn es anders gekommen wäre. 2020 bleibt sich treu. 

Immerhin etwas, auf das man sich verlassen kann ;-)


Mittwoch, 16. Dezember 2020

Samburu - Von Sonnenauf- und untergängen oder wie Johanna von zwei Samburu Kriegern gerettet wurde

Manchmal haben wir echt Schwein. Mit unserer Reise nach Samburu auf jeden Fall. Es gibt einige schöne Camps hier. Wir haben nicht das teuerste, aber eines der hübscheren erwischt. Das ist ja immer so eine Sache, wenn man auf Empfehlungen setzt. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Wir hatten Glück! Zelte am Fluß mit Pakettfußboden und Mahagonimöbeln, Bad, Toilette und Extradusche. Wir sind die einzigen Gäste im Camp. Freundlicherweise hat man uns deshalb gleich das größte der Zelte gegeben. Sozusagen zwei Zelte mit verbindendem Wohnzimmer. Wir erfreuen uns nun an insgesamt drei Terrassen über eine Länge von 10 m und versuchen dem immer mal dem gerecht zu werden, indem wir unsere Liegeplätze wechseln. Angeblich sollte in unserem Zelt vor einiger Zeit mal Präsident Clinton übernachten. Der Secret Service war allerdings unglücklich über die Tatsache, das es sich erstens um ein Zelt handelte, welches zweitens obendrein an einem Fluß lag, in welchem es drittens vor Krokodilen nur so wimmelt. Präsident Clinton musste also nach dem Lunch wieder abreisen, wir dagegen können bleiben. Bar, Restaurant, Pool und das gesamte Personal nur für uns alleine. Das ist dann schon etwas schräg. Wir versuchen allen gerecht zu werden und bemühen uns regelmäßig unsere 7-Gänge Menues einzunehmen, den Pool zu benutzen, den Kinderclub zu besuchen und den Barkeeper zu beschäftigen. Ganz schön anstrengend.......








Um dem Ganzen mal zu entfliehen hatten wir uns gestern Abend zum Sundowner auf einen nahegelegenen Berg fahren lassen. Als wir dort ankamen, wartete allerdings als Überrraschung bereits der Barman nebst Bar und einer Köchin nebst Küche auf uns. Auch gut.....  Waren wir wenigstens nicht allein.





Jelly, unserer Fahrer erzählte so fröhlich und allwissend, dass wir uns spontan heute morgen nochmal von ihm abholen ließen, um im Morgengrauen und den Vormittagsstunden auf Tierpirsch zu gehen. Und wir haben so viele Tiere gesehen, unglaublich. 






Frühstück hatten wir auch dabei. Jelly parkte am Fluß in der Nähe einer riesigen Elefantenherde und mahnte uns aufzupassen. Falls die Dickhäuter zu nahe kämen sollten wir rasch ins Auto springen. Zu uns gesellte sich eine ca. 80 Mann starke Pavianfamilie, die ebenfalls ihre Morgenmahlzeit einnahm. Und wie das so ist, irgendwann drückte meine Blase. Die Paviane störten mich nicht, die haben auch alle einen nackigen Hintern. Also ab hinter den Busch. Aber ich sage euch, wenn beim Pullern plötzlich hinter euch ein Elefant trötet, dann pullert man vor Schreck schon mal im zick zack. Meine Güte hatte ich mich erschrocken..... 

Für den Nachmittag hatten wir noch einen Naturewalk geplant. Michael und Hannchen machten sich zusammen mit zwei Samburu Kriegern vergnügt auf den Weg. Nach Kurzem gesellte sich noch ein bewaffneter Ranger zu ihnen. Es gibt einfach zu viele Leoparden hier ums Camp. Aber es war nicht der Leopard, der den Spaziergang im Busch beendete, sondern Hannchens labiler Kreislauf, der sie zusammensacken ließ. Kurze Ohnmacht inbegriffen. Michael konnte sie zum Glück auffangen und die beiden Krieger reagierten ganz weltlich und großartig, in dem sie beruhigend auf beide einsprachen, einen Geländewagen organisierten, der sie mitten aus der Graspampa abholte. Kaum im Camp zurück kam noch ein älterer Herr im Arztkittel an, der uns das in seinem Koffer befindliche Blutdruckmessgerät anbot. War aber nicht mehr nötig. Die Farbe in Johannas Gesicht wandelte sich nach der Rückkehr rasch zurück ins rosige und ein großes Glas Orangensaft tat das seine. 

Vielen Dank den beiden Kriegern! 


Sonntag, 13. Dezember 2020

Irgendwie falsch, aber doch richtig

Irgendwie fühlt es sich falsch an und ist doch wahrscheinlich das Vernünftigste, was wir tun konnten. Während zahlreiche unserer Freunde ihre Sachen gepackt haben, um die Weihnachtsferien in Deutschland zu verbringen, haben wir schweren Herzens unsere Flüge auf den kommenden Sommer umgebucht. Zu unsicher ist die Situation in Deutschland derzeit. Die Wahrscheinlichkeit sich dort zu infizieren reichlich höher, als hier. Man kann nicht immer nur Vernunft predigen und das Gegenteil leben. Wie auch immer, diesmal tut es besonders weh......

Es wird das erste Weihnachten in meinem Leben, an welchem ich nicht alle meine Kinder um mich haben werde. Schon der Gedanke daran lasst mich schwer schlucken. Nicht, dass den Großen ein schönes Weihnachtsfest verwehrt bliebe. Nein, sie werden von den Großeltern aufgefangen und verwöhnt werden. Ich bin es, die Oberglucke, die leidet. Und doch wird es gehen. Irgendwie. Mit Zoom und WhatsApp lässt sich so manches überwinden. Die wahren Katastrophen im Leben sehen wahrlich anders aus. 

Und nun sind wir also am Tag unserer ursprünglich geplanten Abreise statt zum Flughafen mit dem Auto  in die Aberdares gefahren. Das ist ganz nett hier, grün und bergig. Und irgendwie auch ein bißchen schräg. Da sitzen wir hier nun in einer Logde im britischen Kolonialstil umgeben von blümchengemusterten Tapeten, schweren Teppichen und Möbeln im englischen Landhausstil. Und das  ausgerechnet an dem Tag, an welchem Kenia seine Unabhängigkeit vom britischen Kolonialismus zelebriert. Immerhin bröckelt auch hier schon der Putz ein wenig. 




Morgen gehts weiter in Richtung Norden. 

Sonntag, 6. Dezember 2020

47. Level erreicht

Ich verstehe ja bis heute nicht, warum sich so manch einer ziert, sein Alter preiszugeben. Ist in meinen Augen totaler Quatsch. Ich bin stolz drauf. Auf jedes einzelne Jahr meines wunderbar verrückten Lebens. Es war meine Mutter, die mir vor langer Zeit eindrücklich erklärte, dass die einzige Alternative nicht älter zu werden darin bestünde, jung zu sterben. Ich habe damals diese Möglichkeit abgewählt und freue mich seit dem über jedes einzelne Jahr, welches dazukommt. Meine Kinder meinten, man solle in Leveln rechnen, wie bei Computerspielen. Da wird es auch immer besser, je weiter man kommt. Recht haben sie.....

Und ich hatte tatsächlich einen ganz wundervollen Tag. Schön, wie lange nicht mehr. Aufgeweckt vom Sonnenschein, Überraschungsfrühstück im Bett mit der ganzen Bagage, zauberhafte Geschenke incl. eines weiteren Paares Schuhe von meinem Lieblingsschuster in der kleinen versteckten Gasse in Stone Town auf Sansibar. Bummeln über Märkte und Lunch in Karen Blixens Coffee Garden folgten. Meinen eigenen Finch Hatton hatte ich ja dabei. Singende Kellner, herrlichstes Dessert und am Abend ein sekt- und weinschwangerer Abend mit Freunden beim Lieblingsitaliener. 

Getragen haben mich gestern die unzähligen Nachrichten mit Glückwünschen auf verschiedensten Kanälen. Weit über hundert.....

Und das hat mich tatsächlich sprachlos gemacht. Ich habe schon viele Geburtstage gefeiert, aber solch eine Flut an Glückwünschen und Nachrichten, gesprochen oder geschrieben, habe ich bisher noch in keinem einzelnen Jahr verzeichnen können. Das hat mich nachdenken lassen und demütig gemacht. So furchtbar diese Coronazeit auch ist und so anstrengend und herzzerreißend die Trennungen von Familie, Kindern und Freunden, so sehe ich doch auch, dass Menschen wieder näher zusammenrücken. Was früher oft im Trubel unterging, hat wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Wertigkeiten verschieben sich. 

Ich hoffe sehr und glaube ganz fest daran, dass es uns gelingt diese Nähe und dieses Bewußtsein auch in die Zeit, die irgendwann mal nach Corona kommen wird, hinüberzuretten. Das sind die wahren Dinge im Leben, die zählen.....



Montag, 19. Oktober 2020

Von Diani nach Tsavo oder Wie ich fast neben dem Präsidenten gefrühstückt hätte

Auszeiten sind schön. Auszeiten mit nur der Hälfte unserer Kinder leider nur halb. Trotzdem konnten wir die Tage am Meer genießen. Mittlerweile fühlen wir uns dort am Strand schon ein bißchen zuhause. Und doch fasziniert uns dieses Hängematten-Kokospalmen-Feeling stets aufs Neue. 

Vom Jetskifahren haben wir diesmal Abstand genommen. Die Kinder haben sich im Austausch dafür auf irgendsoeiner Gummiinsel durchs Wasser ziehen lassen. Da hat mir dann auch schon das Zusehen gereicht. 


Viel faszinierender als das badewannenwarme Meer war diesmal jedoch unsere Rückfahrt. Der Liebste war bereits einen Tag vor uns abgereist, um auf einer Konferenz zu weilen. Musste ich also mit den Kindern allein los. Wir fahren ja weiterhin konsequent ohne Ersatzreifen, weil dieser am Auto nicht vorgesehen ist. Ich sage euch...und jedes mal habe ich Herzklopfen und hoffe, dass ich nicht irgendwo im Busch mit einem platten Reifen liegenbleibe. Diesmal wars besonders spannend, weil nicht mal der Liebste uns in einer solchen Situation hätte retten können. Der Weg durch die Shimba Hills ist wundervoll, aber eben auch rough road und damit ein potentieller Reifenkiller. Es ging alles gut und auch die sich anschließenden 200 km auf der Mombasa Road, die nicht umsonst zu den gefährlichsten Straßen der Welt gezählt wird, waren irgendwann, nach Überholen gefühlt hunderter LKW, geschafft. Auf den letzten 150 km blinkte irgendein Lämpchen am Amaturenbrett recht verdächtig, aber der Wagen rollte und meine Devise war "bloß nicht anhalten", aus Angst, das Gefährt würde nicht mehr anspringen. 

Die Sorgen waren recht umsonst, wie ich später aufgeklärt wurde. Aber wer kennt denn auch schon die Bedeutung von all diesen Lampen und Lämpchen ;-) Ich hatte ja mal damit geliebäugelt hier den Flugschein zu machen, aber da gibt es in diesen Flugzeugen noch hunderte mehr von solchen blinkenden Anzeigen. Ich glaube das ist dann doch nichts für mich....

Wir trafen nahezu zeitgleich mit dem Liebsten am Tor zum Tsavo West ein.  Mitten im Park hatten wir eine Zwischenübernachtung gebucht, um die lange Heimfahrt etwas erträglicher zu machen. Und wir wurden nicht enttäuscht.....





Außer uns gab es nur noch wenige andere Gäste in der Lodge. Interessanterweise kamen die alle so nach und nach mit Hubschraubern an. Einzeln! Wir waren die einzigen mit Auto (und dann auch noch alle zu viert in einem). Die wenigen anderen schienen sich alle zu kennen. Jedenfalls lungerten die Hubschraubergäste alle in einer hinteren Ecke des Restaurants herum und wir hatten die riesige Terrasse quasi für uns privat. 


Laut Manager war die Lodge angeblich ausgebucht. Das Abendbuffett war überraschend gut und als Highlight bequemte sich sogar der Leopard 20m neben unserem Tisch ans Wasserloch und genoß seinen Sundowner. Das ist dann schon etwas schräg, wenn da so eigentlich gar nichts zwischen dir und den Tieren ist, aber wir waren alle friedlich und jeder genoß seinen Drink. Wir unseren mit Gin und Tonic, der Leopard begnügte sich mit Tümpelwasser. 

In der Nacht hörten wir die Elefanten tröten, Büffel und Hyänen schreien und freuten uns dabei in herrlich weichen Federbetten zu liegen. 


Beim Frühstück waren es genauso wenige Gäste wie am Vorabend. Seltsam. Der Kellner klärte uns dann auf. Am Vorabend war der Präsident erwartet worden, der hier mit einigen seiner Minister einen Abend verbringen wollte. Inclusive Übernachtung. Er hatte dann eine halbe Stunde vor seiner erwarteten Ankunft am Abend abgesagt. Ach wie schade. Das wäre doch mal was gewesen. Zusammen mit Präsident Kenyatta an der Eierstation des Frühstücksbuffets anzustehen ;-) Naja, vielleicht ja beim nächsten Mal....

Donnerstag, 24. September 2020

46 Jahre und endlich Ochsenblut an den Händen

Man lernt ja nie aus. So ziemlich das erste, was man dir beibringt, wenn du einen medizinischen Beruf ergreifst ist, dass die Fingernägel stets kurz und sauber und ohne Lack sein sollten. Das ist auch gar nicht schlimm und zugegebener Maßen auch in Anbetracht der Unmengen von Desinfektionsmitteln und Alkohol, die man sich tagtäglich in die Handflächen kippt, sehr praktisch. 

So, und nun ist aber Coronazeit und meine Arbeit im Medical Center ruht seit März. Außerdem ist es in Nairobi derzeit ziemlich ruhig, nix los. Keine Märkte, keine Parties, kein sonst was. Bis auf ein paar kleine private Sundowner alles ruhig. Der seit Monaten vorgeschriebene Curfew zwingt die wenigen geöffneten Restaurants bereits um 20 Uhr und uns alle spätestens um 21 Uhr die Haustür zu schließen. Und zwar von innen!

Es gibt also derzeit wenig Abwechslung in unserem Leben. Und nachdem ich mittlerweile die dritte Decke gehäkelt habe wird auch das langweilig. Was also tun, um mehr Farbe ins Leben zu bekommen?

Richtig.....Fingernägel lackieren. Der erste Versuch im Spa ging gründlich in die Hose. Man riet mir zu einem hellen Ton für den Anfang. Damit ich mich erstmal dran gewöhne. Schon allein der Name des Lackes versprach nichts Gutes. "Baby Doll". Na das war ja ein Mist. Meine Hände sahen nun mit den blassen Nägeln aus, wie die einer Toten bei der Leichenschau. Ich habs zwei Wochen lang ertragen, dann war meine Schmerzgrenze erreicht. 

Ein Farbwechsel musste her. Und der war radikal. Vom blassen Hautton, zum dunkelsten Rot, welches der Laden hergab. 

Volltreffer. Da musste ich nun 46 Jahre alt werden, um zu sehen, wie gut "Oxblood" an meinen Händen aussieht. Fingernägel wie in Ochsenblut getaucht. Sehr schön. Es wird meine Farbe bleiben. Selbst Johanna, unsere radikale Vegetarierin kann sich mit dem Namen anfreunden. 

Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Zu meiner Wiederwahl als Gesamtelternsprecher hab ich endlich einen der praktischen Thermoteebecher mit Schullogo bekommen. Ich mach ja seit 2 Jahren ziemlich alles in der Schule mit. Vom Elternsprecher bis zum Berufsfindungsabend. Bisher gab es als Dankeschön immer Nilpferde aus Speckstein. Ich sage euch unsere Sammlung ist groß. 

                                                                 (eine kleine Auswahl)

Und irgendwann hatte ich mir mal geschworen, ich würde weitermachen, bis ich irgendwann einmal den Teebecher bekomme. Nicht, dass ich ihn nicht an der Rezeption  hätte käuflich erwerben können. Das wäre auch gegangen. Es war ein Spiel. Nun habe ich den Becher und der Preis ist das Elternsprecheramt bis zum Ende des Schuljahres ;-)   


Becher hin oder her, ich freu mich drauf. Es gibt wenige Schulen (und ich kenne aufgrund unserer Kinderschar sehr viele), an der unsere Kinder und wir uns jemals so willkommen gefühlt haben. Da kann man auch was zurückgeben. 

Die Schule hat mich also weiterhin, nur jetzt eben mit Ochsenblut an den Händen. 


Montag, 31. August 2020

Größe M oder Wie Iris von Arnim für meine letzte Panikattacke sorgte

Kennt ihr das, dass euch innerhalb von nur einem Sekundenbruchteil das Herz in die Hose rutscht und eure Schweißdrüsen Amok laufen?
Ich beneide alle Mitmenschen, die gelassen bleiben können, wenn Dinge schiefgehen.
Aber von vorn.....
Es ist diese besondere Zeit im Sommer, in der hier der große Wechsel stattfindet. Freunde gehen ... nach Deutschland zurück oder sonst wohin in der Welt. Neue kommen. Und das ist das besonders Schöne hier, dass Neuankömmlinge umgehend aufgenommen und integriert werden.

Und so kommt es dann auch, dass man nach nur einer Tasse Kaffee bereits die Wäsche von gestern noch Fremden wäscht. Nicht aus Fetischismus, sondern weil deren Container und damit auch die Waschmaschine noch auf hoher See weilen.

Und dann befindet sich unter all dem staubigen Safarizeugs ein hübsches Strickjäckchen. Ein gemeinsamer flüchtiger Blick im Vorfeld ins Etikett sagte klar und deutlich 30° Wollwäsche. Ich sage euch, es war die dritte Maschine, die ich mit besagtem Jäckchen bestückte und rasch das besprochene Programm startete. Inclusive edlem UN-Wollwaschmittel.
Die Maschine schnurrte und tat ihr Tagwerk während ich in der Küche werkelte.
Beim Aufhängen kam mir das Jäckchen dann doch etwas klein vor. Und ein Blick aufs Etikett ließ mich in Schockstarre verfallen. Begleitet von einem akuten Schweißausbruch, Herzrasen und weichen Knien. Nein, Ich war nicht schockverliebt. Auf dem Etikett stand "Iris von Arnim - reine Kaschmirwolle, Größe M". Ach du Scheiße. Diese Größe M war höchstens noch Kindergröße 152.
Wer den Neuwert dieser durchaus hübschen Teile kennt, weiß, dass wir uns hier im nahezu vierstelligen Bereich befinden.
Das war das erste Mal seit 15 Jahren, dass ich heilfroh war, eine gute Haftpflichtversicherung zu besitzen.


Wir hatten die Jackenbesitzerin nebst Familienanhang zum Sundowner und zur abendlichen Lasagne eingeladen. Zwei Stunden lang hab ich an diesem Nachmittag Blut und Wasser geschwitzt und nebenbei die Lasagne überkocht. Ob es an den kenianischen Nudelplatten lag oder an meiner Nervosität, kann ich nicht sagen, vielleicht eine Mischung aus beidem.
Nur, um etwas später zu erfahren, dass es sich um ein Kinderjäckchen handelte. Die von mir geforderte Anprobe gelang problemlos. Alles Herzklopfen umsonst.

Wir hatten trotz der mißlungenen Lasagne einen wunderbaren Abend am Gartentisch mit Lachen, Kerzenschein, reichlich gutem Rotwein und vielen verrückten Geschichten.


Freitag, 14. August 2020

Wie Mut manchmal belohnt wird oder Ich muss doch vollkommen bescheuert sein.....

Durch internationale Pandemieumstände sind wir ja nun gezwungen diesen Sommer am Indischen Ozean zu verbringen. Das ist jetzt an sich keine ganz unglückliche Situation, denn es gibt deutlich ungemütlichere Orte auf dieser Welt.

Allerdings haben der Indische Ozean und ich so unsere Beziehungsprobleme. Diese äußern sich nicht im flacheren Strandbereich, sondern, wenn wir unsere Beziehung vertiefen (im wahrsten Sinne des Wortes). Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Desaster vor Sansibar.

https://abenteuernairobi.blogspot.com/2018/04/ruckblick-auf-sansibar-oder-unser-ganz.html

War ziemlich knapp damals.

Nun habe ich bereits solange ich denken kann eine gestörte Beziehung zu tieferen Gewässern. Sobald ich den Boden unter den Füßen nicht mehr spüre wirds mir komisch. Zu gruselig ist die Vorstellung, wie tief es da unter mir hinuntergeht und vor allem (noch schlimmer) was da so unter mir an Meeresgetier wimmelt. Hier am Strand holen die Fischer bereits ziemlich große Tintenfische aus manchmal nur knietiefem Wasser. Naja, wie auch immer.....

Und gestern hatte ich mal wieder einen meiner berühmten geistigen Aussetzer. Michael und ich hatten uns erkundigt wegen einer kleineren Jetski-Tour für Raphael. Und irgendwie (ich kann mich nicht genau erinnern wie es kam) haben wir dann statt der 20 minütigen Jetskifahrt für Raphael eine große Tour für uns alle vier aufs offene Meer gebucht. Manchmal hat man dann die Chance Define zu treffen.
Wahrscheinlich haben beim Wort Delfin bei mir irgendwelche Sicherungen ausgesetzt, jedenfalls hatte ich zugestimmt.
Nach einer recht unruhigen Nacht fanden wir uns dann heute Morgen am Strand ein, wo bereits drei Jetski auf uns warteten. Einer für Michael und Raphael, einer für mich und Hanni und einer für zwei Begleiter, damit wir auf dem Meer nicht verloren gehen.


Nun lassen sich diese Jetski recht einfach bedienen. Zumindest im flachen Wasser. Kommen Wellen dazu wirds spannend. Kennt ihr dieses Gefühl in irgendein bescheuertes Karussell eingestiegen zu sein und es bereits vor dem Losfahren zu bereuen? Ok, so ging es mir. Solange wir noch vor dem Riff unterwegs waren, war alles ok, aber dahinter ist eine andere Welt. Das türkise glasklare Wasser, in dem man metertief bis auf den Grund schauen kann, ist plötzlich schwarz, die Wellen meterhoch, der Wind rau. Und dann schaukelt man da auch auf so einem Jetski von der linken Seite auf die rechte. Das war nichts für meine sansibarmalträtierten Nerven. Der Gedanke und die Angst hier zu kentern ließen zunehmend Panik in mir aufsteigen. Und wir waren ja erst am Anfang der Tour und noch nicht mal richtig weit draußen. Wir hatten fantastische Guides, die meine Not, ohne, dass ich es artikulieren musste erkannten. Naja, ich zitterte ja auch am ganzen Körper wie Espenlaub. Sie schlugen vor, dass ich jetzt den Jetski wechsle und als Beifahrer weiterreise und im Gegenzug einer der beiden mit Johanna weiterfährt. Ja dachte ich, Gott sei Dank! Ich hatte noch nicht einen Schritt weitergedacht. Ich sollte nun also da draußen umsteigen. Fragt mich nicht wie, aber es ging ohne zu kentern und besser als gedacht.

Und dann war alles besser. Wir fuhren raus, weit raus...... das Ufer nur noch ein schmaler Streifen am Horizont. Wellen wie Berge. Mir ging es nicht wirklich gut, aber immerhin war ich panikfrei.
Und dann ganz plötzlich waren sie neben uns, um uns, unter uns. Eine große Herde der größten und schönsten Delfine. Vielleicht 15, vielleicht 20 Tiere. Und sie begleiteten uns. Wir stoppten und ließen uns zwischen den großen Wellen treiben und die Tiere blieben bei uns. So schön und friedlich.....und meine Angst war weg.




Manchmal lohnt es sich, sich seinen Ängsten zu stellen. Heute zumindest auf jeden Fall.
Und wieder ein Punkt auf der Bucket List, der erledigt ist.

Samstag, 1. August 2020

Nightmare in Diani

Es waren wunderbare Tage in Diani. Ein großartiges Haus (mit einigen Mängeln), vier fantastisch harmonierende Teenager, Sonnenschein, Palmen, Meer und Hängeschaukeln.

Klingt traumhaft. Trotzdem passierten auch in diesem Urlaub Dinge, die so nicht geplant waren.


Alles fing mit der gelben Wolle an. Und genau diese hatte ich zuhause vergessen. Blöderweise merkt man sowas ja immer erst beim Auspacken. Und so hing der Häkelhimmel erstmal ein wenig schief. Was macht man denn, wenn man für das Innere der geplanten 250 Gänseblümchenquadrate gelbe Wolle braucht? Kann ich euch sagen...einen Wollkurier finden. Gesagt getan, Kandidaten 1 bis 4 waren bereits an der Küste oder zumindest unterwegs auf dem Weg dorthin. Kandidatin 5 wurde dann mein Herzblatt und Wolltransporteur. Danke Antje!
Meine Morgen- und Abendbeschäftigung war also gerettet. Während Cordula stundenlang erzählen konnte, hörte ich zu und arbeitete weiter an Hannis Gänseblümchendecke.

Klingt alles traumhaft und harmonisch, wäre da nicht der zum Haus gehörende mißmutige Housekeeper gewesen. Man man man, es gibt ja in jedem Märchen irgendeinen Bösewicht. Housekeeper Jonathan war unserer. Schlechte Laune, böser Blick, Unhöflichkeit. Es war schon erstaunlich, was uns da für unseren beträchtlichen Reisepreis geboten wurde. Wäre der Kerl nicht im Besitz sämtlicher Schlüssel fürs Haus gewesen, wir hätten ihn gebeten fernzubleiben. Ging aber nicht. Immerhin konnten wir seine Anwesenheitsnotwendigkeit auf ein Minimum reduzieren.
Dafür heiterte uns Ali der Gärtner jeden Tag auf. Ein Sonnenschein in Person.

Gewagt haben wir uns in die Höhle des Ali Babour (angelehnt an den Ali Baba aus Tausendundeine Nacht). Nicht, um den Schatz zu stehlen, sondern um gut zu essen. Abgeholt wurden wir vom dazugehörenden Limousinenservice. Auch mal nett!


Die Höhle war spektakulär schön, besonders nach Sonnenuntergang, wenn alles golden schimmert. Das Essen war wunderbar. Getroffen haben wir die 40 Räuber nicht, lediglich ein paar davon, welche sich als Kellner verkleidet hatten.


Johanna hat ihr Lieblingsrestaurant gefunden....und das will was heißen!

Mulmig war uns dann in der letzten Nacht, nachdem wir Housekeeper Jonathan unüblich am späten Abend durch den Garten laufen sahen. Es war klar, er wollte auf dem Grundstück übernachten. Wir haben nach zwei Gläsern Rotwein (auf den Schreck) das Haus verrammelt wie nie zuvor.
Schlafen konnten wir zwei Mütter kaum. Zu viele Schritte ums Haus, Klappern an den Ketten und Vorhängeschlössern und hörbare Geräusche an der (zum Glück gut verschlossenen) Hintertür.
Mit reichlich Herzklopfen, wahrscheinlich einer großen Portion Paranoia und der Telefonnummer der Polizei im Anschlag haben wir irgendwie diese Nacht irgendwie überstanden.

Und eigentlich wäre es mir am Morgen besser gegangen, wenn da nicht der Rückflug angestanden hätte. Nicht, dass ich nicht nach Hause wollte. Das Problem sind eher diese Spielzeugflugzeuge.
Bereits nach dem Frühstück war mir schlecht. Das Imodium vom Hinflug war ja aufgebraucht, was also tun? Ich hab dann in meiner Handtasche eine Kopfschmerz- und eine Reisetablette gefunden. Auch Ärzte handeln in Paniksituationen irrational..... ich hoffte zumindest auf einen Placeboeffekt.

Geholfen hat es nur bedingt. Habt ihr euch auch schonmal beim Verlassen der Flughafentoilette gewundert, dass da im Mädchenbereich Pissoirs hängen? Ich hab ja schon so manches Mal an Autobahnraststätten die Herrentoilette aufgesucht, weil mir bei den Damen die Schlange zu lang war. Aber aus Versehen? ....naja.

Beim Anblick unserer Maschine verschlimmerte sich mein Zustand akut. Immerhin begrüßte uns wieder der nette indische Pilot, der uns schon hierhergebracht hatte.


Während des Fluges wurden wir durchgeschüttelt, wie ein von James Bond bevorzugter Martini. Wir kippten wir nach links und rechts, hoppelten, fielen ab und es hob uns gelegentlich aus den Sitzen.

Mit uns flog eine Dame, die wir bereits zwei Tage zuvor in der Strandbar eines besseren Hotels gesehen hatten. Dort fiel die "Lady in Pink, Plüsch und Glitzer" gemeinsam mit ihrem ganz in weiß  gekleideten Begleiter  durch schrilles Verhalten, Gesang am Tisch und aufreizende Tanzeinlagen auf. Außer uns gab es wohlbemerkt keine weiteren Gäste. Der Kellner muss wohl meinen amüsierten Blick gesehen haben. Jedenfalls fühlte er sich bemüßigt mich aufzuklären, dass es sich bei der Dame um eine sehr bekannte kenianische Schauspielerin handeln würde....Aha. Das erklärte einiges, aber nicht alles.
Für den Flug hatte sie nun kleidungsmäßig auf die rosa Federboa verzichtet, trug dafür allerdings Hut und so etwas wie eine rosa Taucherbrille. Auch mal was anderes.....

Alles in allem war es ein wunderbarer Urlaub. Trotz dieser Eigentümlichkeiten. Letztendlich haben wir Housekeeper und  Flugabenteuer überlebt und sogar die kenianische High Society nicht lieben, aber zumindest kennengelernt.




Gerne jederzeit wieder. Dann aber bitte mit Auto oder Zug und einem anderen Housekeeper.